In der Bekämpfung der Obdachlosigkeit hat sich europaweit ein Konzept als besonders nachhaltig erwiesen: „Housing First“. Dabei wird der volle Fokus auf die sofortige Zurverfügungstellung einer eigenen, vollwertigen Wohnung gelegt – ohne Übergangsformen oder Notschlafstellen. Linz hat diesen Trend bisher verschlafen. Olga Lackner von NEOS Linz fordert jetzt, nachzuziehen und wirkungsvolle Lösungen auch für die leider viel zu große Linzer Obdachlosen-„Community“ auf den Weg zu bringen.
Wohnungs- und Obdachlosigkeit nehmen weltweit zu. In den vergangenen zehn Jahren ist die Wohnungslosigkeit um rund 35 Prozent gestiegen, auch Linz ist davon stark betroffen. Die Obdachlosenhilfsaktion spricht von bis zu 400 Menschen, die regelmäßig „auf der Straße“ schlafen. Am Busbahnhof etwa ist abends keine einzige Sitzbank „frei“, alle müssen als Nächtigungsmöglichkeit für oft unschuldig in die Obdachlosigkeit abgerutschte Menschen herhalten. Dabei ist das Recht auf Wohnen in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben. In diesem Sinne hat das Europaparlament daher jüngst das Ziel ausgerufen, die Obdachlosigkeit bis 2030 weitgehend abschaffen zu wollen. Hauptstoßrichtung dabei ist, Obdachlosen eine permanente Bleibe zu beschaffen. „Das System der Übergangslösungen, während derer man sich für eine dauerhafte Wohnung erst ‚qualifizieren‘ muss, hat sich nicht bewährt“, sagt Olga Lackner von NEOS Linz.
Positive erfolgreiche Beispiele
In den letzten Jahren hat sich dazu ein spannender Ansatz aus der US-Sozialpolitik auch in Europa immer stärker durchgesetzt: „Housing First“. Dahinter steckt die Idee, dass bei der Hilfe für Obdachlose zuerst für einen sicheren und vor allem dauerhaften eigenen Wohnraum zu sorgen ist – und erst dann alles andere folgt. Studien zufolge hat sich die Obdachlosigkeit bei bisher angewandten Housing-First-Programmen dauerhaft um 30 Prozent verringert. In Finnlands Hauptstadt Helsinki gibt es auch dank Housing First beinahe keine Obdachlosen mehr, auch Portugal hat das Konzept mit Erfolg umgesetzt. Berlin hat ein Projekt 2018 gestartet, in Wien wird das „Neunerhaus“ (www.neunerhaus.at) auch von vielen Künstlern unterstützt.
Am 10. Dezember im Gemeinderat
Das Konzept wirkt aber auch in andere Bereiche hinein: Studien belegen, dass Alkoholkonsum und die Kriminalitätsrate sinken, während die Bereitschaft für Therapieangebote steigt. Um endlich auch in Linz Nägel mit Köpfen zu machen, brachte Olga Lackner einen Gemeinderatsantrag ein, der am 10. Dezember zur Abstimmung gelangt. Inhalt: die „Housing First-Idee“ so weit auf den Weg zu bringen und zu adaptieren, dass sie auch in Linz erfolgreich umgesetzt werden kann.