Bis 2023 soll in der Tabakfabrik Linz auf 11.000 Quadratmetern ein Neubau entstehen. In einem Bieterverfahren wurden Architekten und Investoren eingeladen, bis Ende April Gesamtkonzepte vorzulegen. Wie jetzt durchsickerte, blieb von ursprünglich 60 Interessenten nur eine Handvoll übrig. Grund: die viel zu unverbindlichen Ausschreibungsvorgaben und finanziell zu hohe Erwartungen im Rahmen des Bieterverfahrens. Zudem war bis zuletzt nicht klar, wie die Jury, die die Projekte bewertet, besetzt ist. „Für uns zu viele Unsicherheitsfaktoren, darum haben wir wie viele andere abgewunken“, sagt der Vertreter einer großen Investorengruppe im vertraulichen Gespräch mit dem LINZA stadtmagazin.
„Der sehr gute Besuch bei unserem Open Day im Rahmen des Bieterverfahrens deutet darauf hin, dass wir viel Input bekommen werden“, sagte der Kaufmännische Direktor der Tabakfabrik Linz, Markus Eidenberger, noch Ende Jänner 2017. Etwa 60 Architekten und Investoren informierten sich damals über das Projekt. Jetzt, nach Abschluss des Bieterverfahrens, macht sich Ernüchterung breit: Wie durchsickerte, wurden nur sehr wenige Projekte eingereicht.
„Ausschreibungsunterlagen leider zu unverbindlich, zudem unklare Zielsetzung“
„So weit ich auch von Mitbewerbern weiß, gab es nur sehr wenige wirkliche Interessenten, wir haben ebenfalls von einem konkreten Angebot Abstand genommen“, berichtet uns der Vertreter einer großen Investorengruppe aus dem Wiener Raum, der nicht genannt werden will. „Die Ausschreibungsunterlagen waren viel zu unverbindlich und unklar gefasst. Außer einer großen Parkgarage und der zukünftigen Station der zweiten Schienenachse gab es keinerlei klare Vorstellung, was hier überhaupt entstehen soll. Das ist unüblich für ein Projekt dieser Größenordnung. Die Projekt-Präsentation der Tabakfabrik hat auf uns zudem sehr surreal gewirkt, es war eine Mischung aus Träumerei, Kraut und Rüben“, so das nüchterne Urteil des möglichen Investors. Und weiter: „Zudem wäre, obwohl das Areal nur auf Pacht vergeben wird, sofort im Voraus viel Geld zu bezahlen gewesen, was absolut nicht dem internationalen Standard entspricht. Der Betrag war zudem viel illusorisch hoch angesetzt. „ In den Ausschreibungsunterlagen heißt es dazu: „Als Bauzins beabsichtigt die Ausloberin, die Zahlung eines bei Transaktionsabschluss fälligen Einmalbetrages anbieten zu lassen. Weiters beabsichtigt die Ausloberin, für diesen Bauzins einen Mindestbetrag vorzugeben“. Die Höhe dieses Betrages wurde schriftlich nicht festgelegt, Markus Eidenberger soll in persönlichen Gesprächen gegenüber möglichen Investoren aber 30 Millionen Euro genannt haben.
Kritik an unklarer Zusammensetzung der Jury
Zudem gingen die Kosten der Angebotserstellung für ein derart großes Bieterverfahren in die hunderttausende Euro: „Und man muss auch ganz klar sagen, dass die ausgelobte hohe Attraktivität bei aller Wertschätzung für Linz und die Tabakfabrik nicht in dem Maße gegeben ist“, heißt es aus Wien. Ein großer Kritikpunkt war auch, dass bis zuletzt nicht klar gewesen sei, wie die Jury von Architektenseite besetzt sein wird: „Man will als Großinvestor und Planer natürlich wissen, mit wem man es zu tun hat, bevor man für die Unterlagenerstellung diese großen Summen auslegt.“
Die Tabakfabrik Linz wollte zur genauen Anzahl der tatsächlichen Interessenten und Angebote keine genauen Angaben machen und zeigte sich eher verhalten: „Allgemein kann festgehalten werden, dass das Interesse den Erwartungen und der hohen Attraktivität des Standorts entspricht“, so Direktor Markus Eidenberger auf unsere Anfrage.