Mit seiner „Netzwerkgruppe“ berät er unzählige heimische Gastro- und Hotelunternehmen. Top-Betriebe wie der Josef Stadtwirt oder der Promenadenhof setzen auf Edi Altendorfer (51), der sich auch als Projektmanager der hotspots-Wirtevereinigung einen Namen gemacht hat. Im l)inzider-Talk findet der Beratungsprofi viel Lob für die Linzer Gastroszene.
Edi Altendorfer – Sie gelten mit Ihrer Netzwerkgruppe als DER Gastro-Beratungsprofi im Land. Wie hat sich das Ganze entwickelt?
Ich bin in Lembach im Mühlviertel in einem Wirtshaus aufgewachsen und quasi in der Küche großgeworden. Wir hatten nicht mal ein Wohnzimmer, das gesamte Leben spielte sich in der Küche ab. Als zweitältester Sohn war mir klar, dass mein großer Bruder den Betrieb übernehmen würde. Darum blieb mir nichts anderes übrig, als in Linz die Matura und ein klassisches BWL-Studium zu absolvieren. Die Gastronomie blieb für mich aber immer faszinierend.
Wie hat sich das geäußert?
Ich betrieb damals die Disco „Tattoo“ in Lembach, wir hatten sogar dreimal die „Großen Zehn“ mit Udo Huber bei uns. Ich wollte diese populäre Hitparadenshow unbedingt im Haus haben und bin damals mit einer Speckjause „bewaffnet“ zum ORF nach Wien gefahren. Ein paar Monate später war es dann wirklich soweit. Der Spaß hat 30.000 Schilling gekostet, meine Mutter hat mich gefragt, ob ich spinne, weil sie damit nix anfangen konnte. Auch David Hasselhoff und andere Topstars waren bei mir zu Gast.
Und warum haben Sie nicht als Wirt Karriere gemacht?
Irgendwann musst du eine grundsätzliche Entscheidung treffen. Ich bin dann in die Schweiz auf Saison gegangen. Dann kam auf einmal ein Angebot vom WIFI Linz, die einen touristischen Berater suchten. Der Personalchef war damals Christian Hofer, der spätere WKO-Direktor. Zu meiner Überraschung haben sie mich wirklich genommen. Es gab unzählige bessere Bewerber, aber Hofer wollte unbedingt einen Wirtssohn aus der Praxis. Das war mein Einstieg in die Beratertätigkeit.
Wie „beratungsfreudig“ sind unsere Wirte und Gastronomen überhaupt?
Leider viel zu wenig. Oft kommt die Aufforderung über die Hausbank, Beratung zu suchen und anzunehmen – also dann, wenn es meist fast schon zu spät ist.
Wie im gesamten Leben wird auch die Gastrobranche immer schnelllebiger. Lässt sich ein Lokal noch retten, wenn die Gäste erst mal auf Dauer ausbleiben?
Schwierig. Am besten wäre es, zuzusperren und einen kompletten Neustart zu machen. Das Hauptproblem ist aber meist nicht das Interieur, sondern der Kopf des Gastronomen. Wenn sich da drin nicht wirklich was ändert, ist ein erfolgreicher Neubeginn fast unmöglich.
Was sind die klassischen Fehler der heimischen Wirte?
Einerseits sicher die oft lückenhafte oder unprofessionelle Finanzierung. Was oft auch ein Grund des Scheiterns ist – vor allem für kleinere Betriebe: wenn der Chef nicht selber in der Küche stehen bzw. kochen kann. Da kommt es schnell mal zu einem Engpass oder es läft etwas in die falsche Richtung. Wenn man da nicht sofort eingreift, kann es da schnell vorbei sein.
Gerade bei Neueröffnungen wird meist nur in die Einrichtung investiert, aber auf Werbung und Marketing komplett vergessen. Teilen Sie diesen Eindruck?
Ja! Das sagen wir unseren Kunden auch immer. Werbung, Marketing und vor allem PR sind bei unseren Konzepten verpflichtender Bestandteil einer Zusammenarbeit.
Auf welche realisierte Projekte sind Sie besonders stolz?
Da sind natürlich die vielen Top-Betriebe in Linz – etwa der Stadtwirt Josef, dessen Chef Günter Hager ganz besonders innovativ ist. Auch andere, wie zum Beispiel Promenadenhof, Pöstlingbergschlössl, Herberstein oder Cubus sind Meilensteine der Linzer Gastronomie. Besonders viel Freude habe ich auch mit dem Projekt „Winterwärme Bad Ischl“ – hier gelang es, sieben der Top-Adressen von Bad Ischl unter einer Dachmarke zusammenzuführen.
Über die Linzer Gastronomie wird viel gesprochen, gelobt, gelästert. Wie sehen Sie Linz im österreichischen Vergleich?
Wir stehen sehr gut da. Speziell die Offenheit unserer Gastronomen wird von Gästen sehr geschätzt.
Was könnte Linz aus gastronomischer Sicht noch ganz gut vertragen?
Im Bereich der gehobenen asiatischen Küche haben wir sicher noch Bedarf. Ein Top-Lokal mit regionalem Schwerpunkt – in der Art eines Plachutta in Wien – könnte ich mir auch ganz gut vorstellen. Und ein vegetarisches Restaurant der gehobenen Kategorie wäre in Linz mit Sicherheit ein absoluter Renner.
Wie kritisch ist ein Edi Altendorfer bei einem privaten Restaurantbesuch?
Überhaupt nicht! Ich habe nur minimale Ansprüche, die müssen aber gegeben sein.
Und was sind das für welche?
In Sachen Hygiene gibt es bei mir null Toleranz. Über alles andere lässt sich auch mal hinwegsehen.