67 Jahre und nahezu unzählige Umbauten hat das Linzer Stadion bereits hinter sich. Bis 2022 – zum 70. Geburtstag – muss sie einer neuen, modernen LASK-Arena weichen. Für Wehmut hat wohl kaum jemand Platz – das ändert sich vielleicht nach einem Rückblick auf die vielen Höhepunkte.
In den Nachkriegswirren, als sich das Leben langsam wieder zu normalisieren begann und so etwas wie Aufbruchstimmung aufkam, dachte man bereits 1946 trotz großer Entbehrungen an die Errichtung eines Stadions. Mit der Lehmgrube in der Ziegeleistraße war schnell ein möglicher Standort gefunden, eine unwirtlichen Ort, auf dem sich zudem noch Baracken des Reichsarbeitsdienstes befanden. Die Linzerinnen und Linzer hatten freilich wenig Freude mit der Idee des legendären Bürgermeisters Ernst Koref – ein Stadion war wohl das letzte, was sie im harten Alltagsleben benötigten. Dennoch verständigte man sich im Folgejahr auf den Bau.
Trotz Murren der Menschen, Geldknappheit und oft fehlendem Baumaterial ging der Bau flott voran und bereits am 28. Juni 1952 wurde das Linzer Stadion auf der Gugl im Rahmen eines großen Schul- und Sportfestes feierlich eröffnet. Es verfügte über eine unüberdachte Sitzplatztribüne für 4.500 Personen (der Großteil der heutigen Sitzplatztribüne) und einen Stehplatzbereich mit 21.000 Plätzen.
33.000 Zuschauer be einem LASK-Heimspiel
Die Bevölkerung schloss „ihr“ Stadion trotz anfänglichem Zögern schnell ins Herz, auch wenn der LASK in den ersten Jahren seine Spiele abwechselnd auf der Gugl und im baufälligen LASK-Stadion in der Paul Hahn-Straße austrug (der Sportplatz wird heute noch von der dortigen HTL für den Turnunterricht genutzt). Lediglich bei Spitzenspielen gegen Austria, Rapid und Sportklub spielte man auf der Gugl, 20.000 Besucher und mehr waren damals keine Seltenheit. Höhepunkt und Allzeitrekord war das Match gegen Sportklub, als sich am 31. März 1962 knapp 33.000 Fans ins Linzer Stadion drängten – mehr schaffte nur 1988 Michael Jackson, allerdings unter Zuhilfenahme der Rasenfläche.
Umbauten als ständige Begleiter
In den Folgejahren gab es immer wieder Umbauten, Renovierungen und Erweiterungen. Ab 1960 wurden die drei längst erforderlichen Nebenplätze errichtet, 1967 kamen dann die ersten Flutlichtmasten, 1971 schließlich die Überdachung des Sitzplatzes. 1974 folgte die Eröffnung der Linzer Sporthalle, 1976 dann die (LIVA-) Tennishalle. Acht Jahre später hatte die Aschenbahn ausgedient, sie wurde durch eine moderne Tartanbahn ersetzt und die (sichtbehindernden) Stützpfeiler am Sitzplatz nach hinten versetzt, auch eine moderne Anzeigetafel hielt Einzug ins Gugloval.
1988 hatten die unbequemen Holzbänke am Sitzer ausgedient, sie wurden durch orange, aber nicht wirklich bequemere Schalensitze ersetzt. Gleichzeitig wurde endlich auch der Stehplatz überdacht. 1994 erfolgte die Überdachung hinter dem Tor und die bis heute vorhandene Bestuhlung mit hochklappbaren Metallsesseln.
Von 2010-2012 gab es schließlich den bislang letzten „Modernisierungsschub“ mit neuen Sitzer-Sesseln, der Erneuerung der VIP- und Umkleideräumlichkeiten, zwei Vidiwalls und einem Zubau der Sitzplatztribüne. Kostenpunkt: stolze 32 Millionen Euro.
Auch wenn in den letzten Jahren noch kaum jemanden gab, der wirklich gerne zu Veranstaltungen ins Linzer Stadion ging: Höhepunkte gab es in den bislang 67 Gugl-Jahren viele – mit unvergesslichen Stunden, Erlebnissen und Momenten:
Zeittafel Linzer Stadion „Auf der Gugl“
- 1952: Eröffnung des Stadions im Rahmen eines Schul- und Sportfest
- 1962: Zuschauerrekord bei einem Fußballspiel. 33.000 sehen das Match LASK – Wiener Sportklub
- 1967: Errichtung der Flutlichtanlage
- 1968: Das erste Länderspiel in Linz gegen Rumänien – das 1.1 sehen 32.000 Besucher
- 1971: Überdachung der Sitzplatztribüne
- 1972: Am 13. Mai sehen 30.000 Das Derby zwischen dem LASK und dem SK VÖEST
- 1974: Am 1. Juni wird der SK VÖEST wird vor 5.000 Besuchern Österreichischer Fußballmeister
- 1974: Der SK VOEST erkämpft daheim im Europacup der Meister gegen den FC Barcelona ein 0:0. 26.000 Zuschauer sind mit dabei
- 1974: Eröffnung der angrenzenden Stadt- und Sporthalle Linz
- 1981: Am 17. Juni steigt ein Länderspiel gegen Finnland (5:1 vor 25.700 Besuchern)
- 1985: Anlässlich eines Länderspieles gegen Jugoslawien (0:3 vor 15.000 Fans) wird das einmal mehr umgebaute Stadion samt neuer Anzeigetafel eingeweiht.
- 1985: Der LASK gewinnt im Europacup gegen Inter Mailand von 18.500 Fans überraschend mit 1:0
- 1988: Besucher-Stadionrekord: 40.000 sind bei Michael Jacksons Open-Air mit dabei
- 1988: Linzer Gugl Leichtathletik-Meeting mit 17.000 Besuchern
- 1990: Der unerreichte Carl Lewis und sein Santa Monica Track Club starten in Linz die Gugl bebte
- 1991: David Bowie spielt vor 30.000 live im Linzer Stadion
- 1992: Länderspiel gegen Portugal (1:1) vor 14.000 Besuchern
- 1994/95: Die Lücke beim Stehplatzeingang wird überdacht, zusätzlich wird der Stehplatzbereich mit roten Klappstühlen umgerüstet
- 1996: Einbau einer Rasenheizung, lASK und VOEST spielen vorübergehend in Wels
- 1997: Länderspiel gegen Slowenien, das vor 14.500 Fans mit 0:2 verloren geht
- 2007: GENESIS mit Phil Collins live vor 30.000 auf der Gugl
- 2009: Die ÄRZTE aus Deutschland blödeln und singen vor 20.000
- 2010: PINK begeistert bei ihrem Open Air auf der Gugl 26.000 Fans
- 2012: Bislang letzte „Sanierung“ des Linzer Stadions. Kostenpunkt: knackige 32 Millionen Euro. Zur Eröffnung steigt das bislang letzte Länderspiel in Linz, Gegner ist die Elfenbeinküste, 13.300 Fans sind mit dabei (ausverkauft).
- 2018: Ein stimmungsvolles Comeback feiert die Gugl beim Europacup-Auftritt des LASK gegen Besiktas Istanbul.