Die „Woche der Vielfalt“ der Stadt Linz befasst sich im Rahmen von Veranstaltungen mit den Themen Migration, Kulturen und Traditionen. Dass man dort aber auch mutmaßlich (rechts)extremistischen türkischen Vereinen wie ATIB oder ALIF eine Bühne bietet, stößt auf Kritik. Vielen sind noch die Bilder aus jener Wiener Moschee, in der ATIB Kinder als Gotteskrieger Schlachtszenen an Menschen nachstellen ließ, in Erinnerung. Für die Stadt Linz dennoch kein Problem, diese Gruppierung zum Mitmachen einzuladen:
„Integration gelingt vor allem durch ein Aufeinander-Zugehen und ein gegenseitiges Kennenlernen. Die ‚Woche der Vielfalt‘ bietet zahlreiche Möglichkeiten und Veranstaltungen, um sich mit dem Thema Integration und Migration, mit Kulturen und Traditionen, mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu beschäftigen“ sagt die zuständige Stadträtin Regina Fechter von der Linzer SPÖ.
Kinder stellten Schlachtszenen in Wiener ATIB-Moschee nach
Heuer wurden die höchst umstrittenen, als extremistischen geltenden türkischen Vereine ATIB und ALIF eingeladen, mitzuwirken und sich zu präsentieren. Vielen sind die Bilder aus jener Wiener Moschee, in der ATIB Kinder als Gotteskrieger Schlachtszenen an Menschen nachstellen ließ, in Erinnerung. ATIB ist eine türkisch-islamische Moscheegemeinde, die rund 60 Moscheen in Österreich betreibt und unter starken Einfluss des türkischen Diktators Erdogan stehen soll. ATIB wurde Anfang der 1990er-Jahre gegründet und bezeichnet sich selbst als Kulturverein. Der größte türkisch-islamische Dachverband zählt über 100.000 Mitglieder. Der zweite mitwirkende Verein – ALIF – kämpft mit dem Vorwurf, von Islamisten unterwandert zu sein und gilt für manche als Vorfeldorganistion der Milli Görus Bewegung, die in Deutschland als verfassungsfeindlich bewertetet wird.
„Politisch islamische Aktivisten suchen häufiger bei linken Parteien Anschluss“
Der Wiener Historiker und Autor Heiko Heinisch publiziert erfolgreich in den Themenbereichen Antisemitismus, Integration und Islam. Der 54-Jährige hat sich u.a. durch den Forschungsbericht über „Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess“ einen Namen gemacht. Auch er sieht die Nähe der Politik zu extremistischen türkischen Vereinen problematisch: Das Problem sehen wir nicht nur bei der SPÖ, auch wenn politisch islamische Aktivisten häufiger bei linken Parteien Anschluss suchen und finden. Weder Milli Görus Anhänger (Islamische Föderation) noch die Grauen Wölfe (Türkische Föderation) verfolgen sozialdemokratische Ziele. Aber es gelingt ihnen immer wieder über einzelne Themenbereiche wie etwa Antirassismus, Flüchtlingsbetreuung oder Integration bei linken Organisationen Anschluss zu finden. So kommt es dann zur absurden Situation, dass eine Gruppe wie die Grauen Wölfen sich gemeinsam etwa mit der SPÖ gegen Rassismus engagiert, obwohl die Grauen Wölfe gegen Alewiten, Kurden und Armenier hetzen und in der Türkei in den 1970er-Jahren hunderte Menschen aus rassistischen Motiven ermordeten.“
Kritik von FPÖ & ÖVP
„Dass die ‚Woche der Vielfalt‘ auch mutmaßlichen Islamisten des Vereins ‚ALIF‘ eine stadtweite Bühne bietet, halte ich für sehr gefährlich“, sagt Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ). „Die Linzer SPÖ beweist erneut, dass sie nicht vor dem Stimmenfang bei islamistischen Zuwanderern zurückschreckt“, so Hein.
Ähnlich sieht es Bernhard Baier von der ÖVP: „Warum schafft es die SPÖ Linz nicht, sich klar vom politischen Islam zu distanzieren? Es muss doch im Interesse auch der SPÖ sein, Tendenzen zu parallelgesellschaftlichen Strukturen hin zum politischen Islam gar nicht erst aufkommen zu lassen.“