„Zehn Jahre Kulturhauptstadt ist das positive Paradebeispiel dafür, dass man nur mit gemeinsamer Kraftanstrengung Großes vollbringen kann“, sagt Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer. Im LINZA-Talk gibt Lang-Mayerhofer auch einen Ausblick auf die kommenden Kultur-Schwerpunkte in Linz.
Wie haben Sie persönlich das Kulturhauptstadt 2009 in Erinnerung?
Das Kulturhauptstadtjahr habe ich als einen Quantensprung für die Attraktivität und für das Image von Linz wahrgenommen. Ganz Oberösterreich war stolz auf seine Landeshauptstadt.
Was blieb außer den Bauten von Linz 09 zehn Jahre später übrig ?
Linz profitiert noch immer von den damals eröffneten Kulturbauten, wie dem Neubau des AEC, dem architektonisch tollen Südflügel des Schlossmuseums oder dem Atelierhaus Salzamt. Als Kulturformat hat sich der Höhenrausch zu einer touristischen Attraktion entwickelt. Seit zehn Jahren gibt es das NextComic Festival, den Kepler Salon oder auch den Turm Eremit. Die Bevölkerung ist kulturell viel interessierter, engagierter und nimmt dieses erweiterte Kulturangebot sehr positiv auf.
Weil die Idee da und dort durch die Medien geisterte: Hätte Linz sich als Kulturhauptstadt 2024 erneut bewerben sollen?
Parteiübergreifend waren wir uns einig, dass ein Remake angesichts der Kosten wenig bringen würde. Vor allem weil wir 2024 gemeinsam mit dem Land OÖ das große Brucknerjubiläumsjahr zu seinem 200. Geburtstag feiern. Das wird ein großes Kulturjahr für Linz, wenn unsere berühmteste Künstlerpersönlichkeit weltweit gefeiert wird. Darauf bereiten wir uns bereits jetzt vor.
Zurück ins Jetzt: Linz stieg kürzlich aus dem Theatervertrag mit dem Land OÖ aus. Stehen Sie als Kulturstadträtin hinter dieser Entscheidung?
Diese von SPÖ und FPÖ getroffene Entscheidung geht aus meiner Sicht in die völlig verkehrte Richtung. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Zusammenarbeit zwischen den Kultureinrichtungen zwischen Stadt und Land. Bei der Zusammenarbeit der Museen für die ich verantwortlich bin, funktioniert die Kooperation bestens. Leider geht der Bürgermeister bei den Veranstaltungshäusern einen anderen Weg und setzt auf eine stand-alone-Lösung.
In Zukunft muss Linz neben seiner prekären Finanzsituation wohl noch mehr sparen. Geht da bei der Kultur auch noch was zum „Abzwacken“?
Die Finanzmisere führte dazu, dass in Linz die Kulturförderungen in den letzten Jahren eingefroren blieben, wir aber Kürzungen für die privaten Kultureinrichtungen vermeiden konnten. Das Problem für die Linzer Finanzmisere liegt ja nicht im Kulturbudget, sondern im Linzer Schuldenberg mit seinen jährlich 30 Millionen Zinsen. Die Zinsenbelastung nimmt uns die Luft zum Atmen.
Da und dort wird auch behauptet, es gebe seit der Eröffnung des Musiktheaters ein Überangebot an Theatersesseln in der Stadt. Zurecht?
Der Erfolg des Musiktheaters zeigt, dass die Entscheidung dafür absolut richtig war. Ich glaube, dass wir mit dem richtigen Angebot, die Menschen für einen Theater- und Konzertabend begeistern können und dass hier auch die Nachfrage noch wachsen wird.
Seitens der freien Kulturszene in Linz kommt oft der Vorwurf, es gebe immer weniger Geld, immer weniger Förderungen und zu wenig Aufmerksamkeit seitens der Stadt?
Tatsache ist, dass die Basisförderungen für die Kultur, wie auch in allen anderen Bereichen der Stadt Linz, eingefroren sind. Trotzdem sind die Kulturförderungen beachtlich. Projektbezogen können wir aber auch neue und zusätzliche Impulse setzen. Das ist uns zum Beispiel mit dem neuen Sonderförderprogramm Linz_sounds oder dem neuen Linz_FMR Festival gelungen.
„Vielfalt“ und „Einzigartigkeit“ heften sich beim Kulturangebot viele Städte auf ihre Fahnen. Ist das Linzer Kulturangebot wirklich einzigartig?
Salzburg und Wien sind UNESCO Weltkulturerbe-Städte. Linz positioniert sich dagegen kulturell als moderne, zukunftsorientierte UNESCO City of Media Arts, als Medienkunststadt. Die Ars Electronica ist österreichweit einzigartig und das international bedeutendste Aushängeschild der Stadt Linz. Aber auch im klassischen Kulturbereich zeigen die Kritiken der Musiktheateraufführungen und Konzerte, dass hier außergewöhnliche Spitzenleistungen geboten werden.
Letztes Jahr löste das STREAM Festival das in die Jahre gekommene LINZFEST ab. Kommendes Jahr geht das Festival in seine zweite Auflage. Gibt es schon Eckpunkte, wohin die Reise weiter gehen wird?
Mit dem Sonderförderprogramm Linz_sounds wollen wir heimische Musik-Projekte fördern, die bei STREAM eine Auftrittsmöglichkeit bekommen sollen. Damit stärken wir die local artists und den Festivalschwerpunkt Musik im digitalen Umfeld.
Welche neuen Festival- oder Kulturprojekte sind für die Zukunft noch geplant?
Das nächste Highlight wird die um vier Millionen Euro neu gestaltete Dauerausstellung des AEC sein, die Ende Mai eröffnet wird und wir feiern heuer 40 Jahre Ars Electronica. Mit dem Sonderförderprogramm Linz_sounds und mit der eben zu Ende gegangenen neuen Kunstbiennale Linz_FMR gibt es auch zwei große Neuerungen für die Freie Szene.
Manche Linzer wünschen sich auch eine kulturelle Bespielung des verwaisten Jahrmarktgeländes, dessen Umgestaltung wohl erst in vielen Jahren verwirklicht werden wird. Gibt es da Ideen oder Pläne einer Zwischennutzung mit einer Bühne oder künstlerischen Projekten?
Wir haben mit dem STREAM Festival letztes Jahr dieses Areal erstmals wieder sehr erfolgreich bespielt und das bietet sich auch für nächstes Jahr wieder an.
Ihre Kulturschwerpunkte für heuer?
Ich bleibe meinen beiden Langzeitschwerpunkten treu. Einerseits Linz als moderne Medienkunststadt als UNESCO City of Media Arts zu positionieren. Die heurigen Highlights sind 40 Jahre Ars Electronica und das neue FMR_Festival. Der zweite Schwerpunkt ist Anton Bruckner. Hier setze ich mich für eine ganz enge Kooperation mit dem Land OÖ, dem Tourismus und allen Brucknerinstitutionen ein, um alle Kräfte zu bündeln.