Da soll noch einer sagen, die Linzer Stadtpolitiker hätten keine Schneid‘: Während sich Rest-Europa mit Sanktionen gegen den ISIS-Gottesstaat zurückhält, prescht Linz mutig voran – und droht mit seiner härtesten Waffe: der Verweigerung von Städtepartnerschaften. Eine Exklusiv-Story der verQUERt-Redaktion.
Bereits 19 Städte weltweit – von Chengdu in China bis Kansas City in den USA – sind mit der Stadt Linz freundschaftlich verbunden. „Mittlerweile haben wir kaum noch verpartnerungswillige Citys auf der Landkarte. Lediglich Nordsyrien und der Irak haben noch Potenzial“, bangt Hans Hasibeder, der Leiter des Linzer Städtepartnerschaftsbüros, um seinen Job – und mit ihm 25 Mitarbeiter.
Ja, Linz lehnt sich weit hinaus in diesen Tagen. Denn die City könnte die seit Jahren angedachte Städtpartnerschaft mit der ISIS-Hochburg Mossul fixieren, tut es aber nicht. Der Gemeinderat beendet vielmehr die westliche Untätigkeit mit Forderungen, die an den Eckpfeilern des dschihadistischen Weltbildes rütteln. Vor allem die zahllosen Enthauptungen westlicher Geiseln will Linz nicht länger hinnehmen: „Wir fordern: Sofortige Einschränkung der Rund-um-die-Uhr-Köpfungen. Westliche Geiseln sollen – wenn überhaupt – nur mehr täglich zwischen 16 und 19 Uhr enthauptet werden dürfen“, poltert das Linzer Rathaus. „An Sonn- und Feiertagen fordern wir zudem ein generelles Köpfungsverbot, in diesem Punkt spießt es sich aber noch mit dem IS-Oberverhandler“, heißt es weiter.
Stadtwache: Friedensmission und Parkraumbewirtschaftung im Grenzgebiet?
Die Linzer FPÖ schlug begleitend dazu vor, eine Abordnung der Linzer Stadtwache nach Syrien zu schicken, um das Enthauptungsverbot zu überwachen: „Das wäre einmal mehr der Beweis für den friedlich-humanen Auftrag unseres Ordnungsdienstes.“ Zusätzlich könnte der Parkraum an der Grenze zur Türkei bewirtschaftet werden: „Auf Google Earth konnte unsere Bürohilfe dutzende Panzer ausmachen, die teilweise rechtwidrig mitten auf Kreuzungen oder in zerstörten Kindergärten parkten. Ganz zu schweigen von den vielen freilaufenden Hunden und den agressiv bettelnden Flüchtlingen dort. Zu tun gäbe es vor Ort also genug“, informiert das Büro der Linzer Blauen.
Grüne: „Toleranz gefordert“
Vor einem generellen Enthauptungsverbot im ISIS-Gebiet schreckt aber selbst der Linzer Gemeinderat zurück: „Wir wollen uns mit allzu radikalen Forderungen nicht auf dasselbe Niveau wie die Dschihadisten begeben.“ Zudem dürfe man dem „noch so jungen, neuen und bisweilen etwas ungestümen Gottesstaat nicht vor den Kopf stoßen“, ist man vor allem bei der SPÖ dafür, „keine kopflosen Entscheidungen zu treffen.“ Das Kopfabschneiden sei im IS-Staat „leider Gottes, äh, Allahs, sowas wie Tradition, da ist von uns auch ein Stück weit Toleranz gefordert“, wirbt der grüne Sprecher für Menschrechte, Habakuk Frauenfreund, um Verständnis für die „sonst eigentlich schon recht befruchtenden fremden Kulturen.“
Österreich unterstützt Linzer Sanktionen
Unterstützung erhält Linz überraschend auch von der Bundesregierung: Sollte das von Linz vorgeschlagene partielle Köpfungsverbot nicht eingehalten werden, sei Österreich „möglicherweise zu weitreichenden Sanktionen“ bereit. Als erster Schritt wurde ein Alpinski-Exportverbot in die von der ISIS besetzten Gebiete angedacht. „Auch Sachertorten und Mozartkugeln können sich diese islamischen Unholde in Zukunft abschminken“, donnert Bundeskanzler Werner Faymann. Absoluter Höhepunkt der Sanktionen: Sogar die im nordsyrischen Kobane geplante Eröffnung einer Hammel-Schnitzlplatzl-Filiale droht zu platzen.