Plus 22,4 Prozent mehr Arbeitslose innerhalb eines Jahres in Linz – da schrillen die Alarmglocken bei der Politik. Mit unorthodoxen Maßnahmen will die Stadt-ÖVP jetzt ein Linzer Jobwunder schaffen. Klingt seltsam? Sie ahnen es bereits: eine weitere, seriös recherchierte Story der verQUERt-Redaktion.
In Sachen Arbeitsmarkt ist in Linz derzeit die *Piep* (Zensur, Anm.) am Dampfen. Ein heute von der Stadtpolitik lanciertes Sofort-Maßnahmenpaket soll bereits ab Dezember als Jobmotor wirken. Tausende neue Arbeitsplätze winken – dank revolutionärer Ideen der Linzer ÖVP, die im Rahmen einer Pressekonferenz die Eckpfeiler des bahnbrechenden Konzepts präsentierte:
Erweiterung der Weihnachtsmärkte
Einfach wie genial – fragt sich nur, warum da niemand früher draufgekommen ist: Die Linzer Weihnachtsmärkte sollen nicht wie bisher Ende Dezember schließen, sondern auf unbestimmte Zeit verlängert werden. Konkret ist daran gedacht, die Märkte am Hauptplatz und im Volksgarten bis zum Sommer 2015 offen zu halten. Wirtschaftsstadträtin Susi Wegscheider: „So können wir die fast 200 Arbeitsplätze dort sechs Monate länger erhalten.“ Geplant ist, die Weihnachtsmärkte in Wintermärkte, ab März in Frühlingsmärkte und ab Mai dann in Sommermärkte umzubenennen: „Das Konzept ist so erweiterbar, dass es auch als ‚Herbstmarkt‘ bis in die Vorweihnachtszeit hinein ausgedehnt werden kann – und sich der Kreis wieder schließt“, so Wegscheider: „Durch die Umbenennung haben wir auch keine Probleme mehr mit den aufmüpfigen Islam-Vereinen, denen der Begriff Weihnachten eh schon lange ein Dorn im Auge ist“, freut sich Wegscheider über eine klassische Win-win-Situation.
Sänften statt Straßenbahnen
Ähnlich visionär und weitsichtig: der Verkauf der sündteuren Cityrunner-Straßenbahnen. Stattdessen sollen die Fahrgäste von Arbeitslosen mit Sänften zum Zielort getragen werden: „Das ist nicht nur viel persönlicher, sondern ermöglicht der Linz AG zudem einen europaweit konkurrenzlosen Tür-zu-Tür-Service“, heißt es im Arbeitspapier. Zum Preis einer Straßenbahn bekäme man 750 Sänften – und das sogar in Luxusausführung mit Designelementen von Harald Glööckler: „Das bedeutet 1.500 Arbeitsplätze pro verkauftem Cityrunner. Wenn man bedenkt, dass die Linz AG über 60 Straßenbahn betreibt, sind das fast 100.000 neue Jobs – ein unglaubliches Potenzial“, reckt Wegscheider souverän lächelnd ein Victory-Zeichen in die Höhe.
Händisches Abtragen der Eisenbahnbrücke
Die Linzer ÖVP ist nach wie vor gegen den Abriss der Eisenbahnbrücke. Doch unter gewissen Umständen wäre sie zum Einlenken bereit: Der geplante Abriss muss nicht zwingend durch eine teure Baufirma erfolgen. Laut einer ÖVP-Expertise lässt sich die alte Eisenbahnbrücke problemlos mit herkömmlichem Werkzeug demontieren. „Wenn man bedenkt, dass jeder Arbeitslose ein Werkzeugkistl zu Hause hat, braucht man nur eins und eins zusammen zählen“, erklärt Wegscheider: „700 Arbeitslose hätten mit der Demontage der alten Brücke drei Jahre lang gut zu tun.“ Ein weiterer Vorteil: Schlafen könnten die Arbeitslosen unter der nahen VOEST-Brücke, was manche ja bereits jetzt schon tun: „Auch hier eine absolute Win-win-Situation, weil zusätzlich der Berufsverkehr entlastet wird“, jubelt Wegscheider, während sie direkt neben ihrem Schreibtisch vor Freude spontan einen Purzelbaum schlägt.
Verdoppelung der Arbeitsplätze in den Wohnbaugenossenschaften
Der arbeitsmarkttechnische Clou schlechthin ist aber die geplante Verdoppelung der Arbeitsplätze in den städtischen Wohnbaugenossenschaften: „Die dortigen Mitarbeiter sind seit Jahren völlig unterfordert. Durch die Erhöhung des Personalstandes könnten wir den Verwaltungsaufwand beträchtlich steigern und so Jobs mit Sinn schaffen. Laut Schätzungen bräuchte es dort gut 500 neue Posten, um den bestehenden 500 Angestellten mit Personal-Verwaltungstätigkeiten ein erfülltes Arbeitsleben zu ermöglichen“, rechnet das Strategiepapier vor. Zudem würden nach der nächsten Wahl 2015 ohnehin wieder jede Menge Versorgungsposten für abgewählte Mandatare benötigt.
Mit diesen Sofort-Maßnahmen strebt Linz innerhalb eines Jahres die Vollbeschäftigung an, ja mehr noch: Linz soll die erste Stadt der Welt mit einer negativen Arbeitslosenrate werden. Angestrebt wird eine Quote von minus zwei Prozent. Falls das gelingt, will man Arbeitslose aus Wien importieren, um diese Lücke zu schließen.