Wie für alle Flughäfen war die Pandemie auch für den Linz Airport keine leichte Zeit. Norbert Draskovits, Geschäftsführer des Flughafens Linz, freut sich auf das „Take Off“, das mit dem Sommerflugplan jetzt ziemlich flott an Höhe gewinnt.
Herr Draskovits, die Sommer-Chartersaison steht vor der Tür. Wieviel „alte“ Normalität ist im Flugverkehr zu erwarten?
Die Reiseveranstalter haben ein umfangreiches Angebot in Linz aufgelegt. Natürlich lässt sich angesichts der Covid-19 Situation nicht ausschließen, dass es zu der einen oder anderen Flugplananpassung kommen kann. Ich denke aber, dass die Teststrategie, die Impfungen, und die Einführung des „grünen Passes“ wesentlich dazu beitragen, damit die Luftfahrt und die Tourismusbranche schrittweise zur Normalität zurückkehren können.
Welche Ziele gibt es diesen Sommer ab Linz?
Wir werden Flüge nach Ägypten, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Spanien und in die Türkei haben. Zudem können wir unseren Kunden mit Larnaca eine neue, sehr interessante Destination anbieten. Erfreulich ist, dass die Veranstalter die Saison bereits verlängert haben und Ziele wie Kreta/Heraklion, Rhodos und Mallorca im Oktober und damit auch in den Herbstferien anbieten werden.
Welche Urlaubsziele sind heuer besonders gefragt?
Derzeit scheinen vor allen Dingen Griechenland, Kroatien und Spanien bei den Kunden sehr beliebt zu sein. Üblicherweise ist die Hauptbuchungszeit für den Sommerurlaub Mitte Januar bis Ende Februar. Diese Hauptbuchungsphase hat sich Covid19 bedingt auf Mai bis Ende Juni verschoben. Wir werden jetzt sicherlich erleben, dass die Nachfrage in Richtung Ägypten, Bulgarien und in die Türkei nachziehen wird.
Während der Personenverkehr weltweit fast zum Erliegen kam, boomt der Frachtverkehr. Wie ist es Linz in diesem Segment ergangen?
Wir verzeichnen auf unseren regelmäßigen Frachtflugverbindungen mit DHL Express und Turkish Cargo deutlich mehr Nachfrage. Außerordentlich stark hat sich das ad hoc Frachtchartergeschäft entwickelt. Wir fertigen nahezu wöchentlich zwei bis drei zusätzliche Großraumtransporter ab. Hintergrund ist, dass die Kapazitäten in der Seefracht am Limit sind und viele internationale Kunden jetzt verstärkt auf den klassischen Luftfrachtverkehr setzen.
„Die größte Herausforderung für alle Flughäfen besteht darin, dass die Fluggesellschaften ihre Kapazitäten drastisch zurückgefahren haben und damit nur sehr wenige Flugzeuge verfügbar sind.“
Flughafendirektor Norbert Draskovits
Auch die Airline-Branche wurde ordentlich durcheinander gewirbelt. Welche dauerhaften Änderungen erwarten Sie hier – oder wird alles beim Alten bleiben?
Die Aufteilung in Hubverkehr, regionale Direktflüge und Low Cost-Verbindungen wird auch nach der Pandemie Bestand haben. Die größte Herausforderung für alle Flughäfen besteht darin, dass die Fluggesellschaften ihre Kapazitäten drastisch zurückgefahren haben und damit nur sehr wenige Flugzeuge verfügbar sind. Das wird die Regionalflughäfen härter treffen, als Großflughäfen. Umso wichtiger war es für uns, Air Dolomiti für Linz zu gewinnen. Air Dolomiti wird ab 27. Juni die Linz-Frankfurt-Strecke übernehmen und zweimal täglich bedienen. Es geht uns darum, mit Air Dolomiti die Frankfurt-Verbindung weiter auszubauen und mittelfristig neue Destinationen für Linz zu entwickeln. Air Dolomiti fliegt Flugzeuge des Typs Embraer 195 mit 120 Sitzplätzen. Dieses Fluggerät ist optimal für unseren Markt. Daher bauen wir auf eine enge Systempartnerschaft.
Kaum eine Branche hat es so hart getroffen wie die Luftfahrt. Gibt es auch positive Erkenntnisse aus den letzten 14 Monaten?
Die Krise hat uns nahezu täglich vor neue Herausforderungen gestellt. In einer derartigen Situation müssen wir extrem flexibel sein und haben unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch sehr viel zugemutet. Positiv ist, dass alle zusammengehalten haben, damit wir möglichst unbeschadet aus dieser Krise, für die wir nichts können, herauskommen. Die letzten 12 Monate haben mir gezeigt, dass der Linz Airport krisenfest ist.
Der Linz Airport hat die ruhigere Zeit genutzt, um einige Investitionen zu tätigen. Was ist alles passiert?
Wir haben die Zeit genutzt und im Passagierterminal wichtige Projekte umgesetzt. Im öffentlichen Bereich des Passagierterminals haben wir ein neues Cafè errichtet und die Autovermieter in unsere Ladenstraße integriert. Derzeit finalisieren wir im Transitbereich den Umbau des Duty Free Shops und des Cafès. Alles in enger Abstimmung mit unserem Partner DoN, der die Gastronomie betreiben wird. Auch im Frachtbereich werden wir wichtige Projekte umsetzten. Zum Beispiel die Erweiterung und Automatisierung der ULD Anlage. Die ULD Anlage ist quasi das Herzstück der Fracht, da damit die Flugzeugpaletten gebaut werden.
Was die Sache nicht leichter macht: die Klima-Diskussion.
Die gesamte Luftfahrtbranche bekennt sich zum Klimaschutz und hat sich selbst hohe Ziele gesetzt. Wenn Sie sich die Entwicklungen in der Triebwerkstechnik, dem Flugzeugbau aber auch bei der Entwicklung synthetischer Flugkraftstoffe anschauen, dann sieht man, dass dies keine Lippenbekenntnisse, sondern konkrete Maßnahmen sind. Auch die österreichischen Flughäfen tragen ihren Teil zum Klimaschutz bei und werden ihre CO2 Emissionen bis zum Jahr 2050 auf „zero“ senken. Was haben wir konkret in Linz gemacht? Wir haben das gesamte Passagierterminal thermisch saniert, die Vorfeldbeleuchtung auf LED Technik umgestellt, Photovoltaik Anlagen errichtet und viele unserer Fahrzeuge und motorisierten Gerätschaften auf Elektrotechnik umgestellt. Ich denke, es ist sinnvoller, Anreize für den Klimaschutz zu schaffen, als mit Verboten zu arbeiten.
„Kurzstrecken innerhalb von Europa generell zu verbieten, ist einfach zu kurz gedacht: es handelt sich meist um Transferpassagiere, welche dann gezwungen sind per Auto zum Transferflughafen anzureisen. Somit verlagert sich der Verkehr von der Luft auf die Straße.“
Flughafendirektor Norbert Draskovits
Nun droht klimabedingt immer mehr kürzeren, inneneuropäischen Verbindungen das Aus. Können Sie diese Maßnahmen nachvollziehen?
Kurzstrecken innerhalb von Europa generell zu verbieten, ist einfach zu kurz gedacht: es handelt sich meist um Transferpassagiere, welche dann gezwungen sind per Auto zum Transferflughafen anzureisen. Somit verlagert sich der Verkehr von der Luft auf die Straße.
Seit 55 Jahren besteht die Linienverbindung Linz-Frankfurt. Vor allem Medien und Politik fordern immer wieder mehr Linienverbindungen für Linz. Ist das derzeit überhaupt realistisch?
In den nächsten Jahren liegt der Fokus auf dem Wiederaufbau der Bestandstrecken, in Abhängigkeit der Nachfrage.
Sie sind seit genau drei Jahren als Flughafendirektor am Linz Airport tätig. Wie lautet Ihre Bilanz?
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnten wir einige wichtige Projekte realisieren: mit der European Air Charter die Stationierung eines Ferienfliegers in Linz, eine wichtige Anbindung unserer sehr gut funktionierenden Frachteinheit an das Drehkreuz Istanbul mit Turkish Cargo für die Exporte nach Asien und die Erneuerung unseres Passagierterminals.
Was macht für Sie den Reiz der Arbeit am Linz Airport aus?
Die Herausforderung ist und bleibt die erfolgreiche Umsetzung von Projekten, die den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens nachhaltig absichern.