Mit ihrem Protestschreiben gegen den Linzer Donaustrand hat sich eine Gruppe von Linzer Kulturschaffenden endgültig den Eselshut aufgesetzt. Die Besucher der neuen Sandburg-Gastrolocation unisono als „kulturell weniger Belastete“ herabzuwürdigen, zeigt, dass es bei manchen eher in Richtung Hochkultur der Dummheit geht. Höchste Zeit, dieser geistig komplett vermummten Kultur-Elite mal gehörig in den Hintern zu treten.
Ja es gibt sie noch: Einige wenige, die immer noch glauben, über allen anderen zu stehen und von oben herab befinden zu müssen, was in Linz sein darf und was nicht. Diese intellektuellen Geisterfahrer würden am liebsten sämtliche gottlosen Einrichtungen wie Donaustrände, Sandburgen, Fußballstadien oder Eishallen zum Teufel jagen. Weil: Das hat alles nix mit Kultur zu tun. Teufelszeug, das einer Kulturhauptstadt aus dem Jahr 2009 nicht würdig ist.
Mit Verlaub: Mir kommt das Kotzen. Millionen über Millionen fließen jedes Jahr in den Bau und den Betrieb der hochsubventionierten Linzer Kultureinrichtungen – und trotzdem ist das alles manchen immer noch zu wenig.
Linz hat mittlerweile so vielen Kulturburgen und Ausbildungseinrichtungen, dass es sogar für eine zweite Stadt reichen würde. Kürzlich etwa wurde die 50 Millionen teure Bruckner-Uni eröffnet, wo 220 Lehrende für 850 Studierende (die großteils aus anderen Bundesländern bzw. dem Ausland kommen und nach Studiumende auch wieder dorthin zurückgehen) tätig sind. Um denselben Betrag wären sich locker eine neue Eishalle und ein zeitgemäßes Fußballstadion ausgegangen. Aber wehe, jemand wagt es, diesen Vergleich anzustellen oder gar dieselben finanziellen Ansprüche einzufordern: „Kein Geld da“ heißt es seit Jahren reflexartig von Stadt und Land. Warum war in den letzten zehn Jahren dann die Marie für ein Lentos, für das AEC, das Musiktheater, die Bruckner-Uni oder jetzt den weitgehend sinnentleerten Umbau des Alten Landestheaters da – vom laufenden millionenteuren Betrieb ganz zu schweigen? Weil bei der Kultur das Geld nach wie vor keine Rolle spielt.
Ob das alles irgendeinen Sinn macht, fragt niemand– leider auch keine Medien. Was Wunder, naschen doch fast alle mit – durch Inserate, Kooperationen, Freikarten-Kontingente und dergleichen. Und die entsprechenden, meist in keiner Weise nachvollziehbaren Umwegrentabilitätsrechnungen tun das ihre, um etwaige Kritiker mundtot zu machen.
Selbst eine hochbezahlte, aber anscheinend nicht wirklich mit Arbeit überforderte Lentos-Direktorin Stella Rollig, die es bis heute nicht geschafft hat, für eine kaufmännisch halbwegs vertretbare Frequenz in ihrem Kunstmuseum zu sorgen, ist sich nicht zu dumm, bei dieser peinlichen Hetze gegen die vielen tausend Sandburg-Besucher federführend mitzutun.
Liebe Kultur-Elite, werte Stella Rolligs und Wolfgang Winklers, die ihr den seichten Vergnügungen des „kulturell weniger belasteten“ Pöbels vor den heiligen Hallen des Brucknerhauses nix abgewinnen könnt: Bitte, bitte, geht doch auch weiter in irgendeinen Kulturkeller zum Lachen, übt euch bei Vernissagen in semantischer Masturbation über den Sinn des einen oder anderen (hoffentlich von keinem Schimpansen gemalten) Bildes oder hockt euch in die sauteuren, gepolsterten Sessel eures Musiktheaters.
Oder noch besser: Haut einfach ab nach Wien oder Salzburg – wir „kulturell weniger Belasteten“ müssen das ja auch tun, wenn wir mal in ein richtiges Fußballstadion oder ein geiles Konzert sehen wollen. Dann können wir gut leben mit eurem elitären Gehabe. Ihr schreibt die Bücher, wir zerreißen sie. Im Idealfall bei einem wohltemperierten Bier in der Sandburg. Gut so!