Was war für ein Festival – und noch dazu mitten in der Stadt! Schon jetzt kann man sagen, dass die Erstauflage des LIDO SOUNDS ein großes Versprechen für Mehr war. 66.000 Besucher an drei Tagen unterstreichen die Begeisterung und den Hunger der Menschen nach Events dieser Art. Wir haben die wichtigsten Punkte kritisch unter die Lupe genommen.
Das Verkehrschaos…
…gab es nicht! Trotz Mega-Andrang fehlten Staus oder lange Wartezeiten – abgesehen zu Beginn der jeweiligen Festivaltage, da hieß es schon mal 20-30 Minuten warten am Eingang. In der angrenzenden Problemzone der Ferihumerstraße gab es dank Sperren null zusätzliches Verkehrsaufkommen. Top!
Das Line-Up
Ja ganz nett, auch wenn sich der eine oder andere noch einen wirklich großen internationalen Namen erwartet hätte. Die Toten Hosen sind ein verlässliches, aber nicht wirklich aktuelles Zugpferd. Die Indoor-Bühne wäre eine perfekte Location gewesen, um mit einem entsprechenden Line-Up und ein paar angesagten DJ-Namen eine Linz-affine (elektronische) Schiene zu bespielen. So gab’s auf den beiden Bühnen irgendwie einen doch etwas gewöhnungsbedürftigen Style Misch-Masch.
Stimmung
Perfekt, das Publikum war bereit für etwas Großes – und bekam es auch von den durchwegs bis in die Haarspitzen motivierten Künstlern geliefert. Für Aggression oder schlechte Stimmung war da kein Platz.
Die WCs
Die sanitären Anlagen gaben kein Grund zur Kritik, statt billiger Plastik-Klos wurden jede Menge moderner WC-Kabinen aufgestellt, inklusive Pissoirs und Waschbecken. Nur für die Mädels hieß es da und dort ein bisschen warten – leider normal bei Events dieser Größe.
Die Gastronomie
Bombe: Es gab kaum Wartezeiten, das Angebot vor allem bei den Fressbuden war absolut überwältigend. UND: Bei ausnahmslos jedem Getränkestand gab’s bis zum Schluss auf Wunsch Eiswürfel auch fürs Bier – perfekt für heiße Festivalabende.
Die Preise
6,50 Euro für die Halbe Bier oder den Spritzer, 8 Euro für eine Bosner und bis zu 12 Euro für einen Thai Curry Reis – durchaus angemessen und in der Range vergleichbarer Festivals. Und die Eintrittspreise? Keine Okkasion, aber angesichts der immer strengeren Auflagen und steigenden Künstlergagen sind Tagesticket-Preise von 129,50 Euro (bzw. 297 Euro für drei Tage) wohl nicht zu vermeiden.
Die Chillbereiche
Hier gab’s einige Defizite. Es gab kaum Schatten und viel zu wenig Sitzgelegenheiten für das riesige Gastro-Angebot. Wer sitzen wollte beim Essen, hatte ein Problem. Die paar Bänke waren ständig voll. Und wer sich mal für eine halbe Stunde wo hinhauen wollte, für den blieb nur der wenige einladende, schattenlose Asphaltboden des ehemaligen Parkplatzes. Hier braucht es bei einer möglichen Neuauflage unbedingt ein Nachbessern mit viel mehr coolen Sitz- und Abhängmöglichkeiten.
Die Location
Eine große Betonfläche mit ein paar kleinen Bauminseln – zugegebenermaßen kein schöner Fleck für ein chilliges mehrtägiges Festival. Hier hätte man in Sachen Optik und Design etwas mehr Mühe an den Tag legen können. Das in den Visuals angekündigte Riesenrad (in Anlehnung an Festivals wie dem Tomorrowland) fehlte ebenfalls. Aber fürs erste Mal hat man auch diesen öden Platz ganz gut hinbekommen.
Die Bühnen
Die Main Stage als Hauptanlaufstelle beeindruckte bereits durch ihre gewaltigen Dimensionen. Etwas problematisch bezüglich der Sichtbarkeit erschien der geringe Höhenunterschied zwischen Stage und Publikumsbereich. Ein Steg ins Publikum hinein wäre ein Hit gewesen, so war die Bühne recht eindimensional und vor allem für die mittleren/hinteren Plätze schlecht sichtbar.
Apropos sichtbar: Durch mehrere Bauminseln teilweise direkt vor der Bühne war die Sicht teilweise stark eingeschränkt. Lösen ließe sich das Problem nicht durch Umschneiden (wie es bei einem der Bäume illegalerweise geschah), sondern mit zwei weiteren Vidiwalls direkt vor den Baumgruppen.
Die Polizei
Massenhaft präsent waren die Einsatzkräfte der Polizei, die sich dennoch großteils im Hintergrund aufhielt. In Summe wurde da sehr vieles richtig gemacht. Wozu allerdings ein Polizeihubschrauber drei Tage stundenlang fliegen muss und selbst um 23:45 Uhr noch über dem Gelände kreist, erschließt sich einem nicht wirklich. Da mussten ganz offensichtlich ein paar gebuchte Übungsstunden abgeflogen werden.
Die Abreise
Berechtigterweise auf Kritik stieß das „Abreisesystem“ nach Konzertende. Alle Besucher wurden ausnahmslos durch einen Kanal über die Nibelungenbrücke Richtung Stadtzentrum geschleust. Wer woandershin wollte, wurde recht barsch zurück in den endlosen Zug geschickt. Selbst wer nach Urfahr oder Richtung Norden musste, wurde in die entgegengesetzte Richtung gedrückt. In die Bim einsteigen konnte man erst am Hauptplatz. Gerechtfertigt wurde die Aktion mit dem Anrainerschutz. Als ob rund um den Hauptplatz keine Menschen wohnen würden. Idiotisch!
Unter dem Strich muss man den Veranstaltern zum Mut gratulieren, sich in der heutigen Zeit von XXL-Auflagen, Anrainerprotesten und explodierenden Kosten auf ein derart großes Festival mitten in der Stadt einzulassen. Fürs erste Mal war es eine sensationelle Performance. Oder wie Tote Hosen Sänger Campino sagte:“Gebt dem Lido Sounds eine Chance!“ – machen wir gerne. Danke und hoffentlich bis nächstes Jahr!