Ein aktueller Linzer Immobiliendeal zeigt einmal mehr, worum es beim Bau von Hochhäusern in vielen Fällen geht: Betongold, Gewinnmaximierung, Profite, aber selten bis nie um die Schaffung von günstigem oder überhaupt leistbarem Wohnraum. Kürzlich wurde das Lenauterrassen-Hochhaus verkauft, der neue Besitzer ist die „Bayrische Versorgungskammer“ (BVK), die mit Rentengeldern spekuliert. Der Vorbesitzer dürfte eine guten Schnitt gemacht haben. Es handelt sich um den größten Verkauf einer Wohnimmobilie des Jahres außerhalb Wiens. Bisheriger Besitzer war die Erste Immobilien KG.
Das 18-stöckige Lenauterrassen-Hochhaus umfasst 167 Wohnungen und eine Gesamtfläche von rund 15.500 Quadratmetern. Die BVK sieht in Österreich einen „stabilen und zukunftsorientierten Investitionsstandort“. Der Kaufpreis dürfte 43 Mio. Euro betragen haben (offiziell wurde zwischen den Vertragspartnern Stillschweigen vereinbart). Unter dem Strich stünde für den bisherigen Besitzer ein Gewinn von fünf bis zehn Millionen Euro.
„Hochhäuser sind eine Handelsware, die alle paar Jahre weitervercheckt wird, natürlich immer mit Gewinn.“
Die Bayrische Versorgungskammer verwaltet die Altersvorsorge von rund zwei Millionen Menschen, ihre Investments (die nichts anderes als Spekulationsgeschäfte mit Rentengeldern sind) gelten als umstritten. Laut deutschen Medien ist ihr auf der Suche nach lukrativen Investitionen auf dem US-Immobilienmarkt ein Fehlgriff unterlaufen, der auch noch eine hohe Schadenersatzklage nach sich ziehen könnte. Der Streitwert dürfte mehr als 600 Millionen Euro betragen.
„Typisch Hochhaus, es ist eine Handelsware, die alle paar Jahre weitervercheckt wird, natürlich immer mit Gewinn. Um leistbaren Wohnraum oder Verdichtung geht es da nie. Solche Hochhäuser sind ohne öffentlichen Mehrwert“, sagt Lorenz Potocnik von Linzplus.
Angetrieben werde der Hochaus-Wohnbau von niedrigen Zinsen, viel Kapital und einer Politik, die die Erzählung der Investoren übernimmt. Demnach sei das Wohnhochhaus keine Lösung für unsere ‚Wohnungsnot‘ und den ‚Platzmangel‘, so Lorenz Potocnik. Hochhäuser seien auch nicht alternativlos, um Flächen zu sparen. Linz habe zudem gar kein Flächenproblem, wie immer behauptet wird.
Aktuell gibt es in Linz kein einziges neueres Wohnhochhaus mit sozial leistbaren Wohnungen. Beste Beispiel ist der Bruckner Tower, der Bau besteht zu 100 Prozent aus Investorenwohnungen mit entsprechend hohen Mieten. Eine wohnungssuchende Jungfamilie ist hier etwa völlig fehl am Platz.
Neuer Besitzer der Lenauterrassen: Die Bayrische Versorgungskammer
„Die Bayerische Versorgungskammer ist ein modernes Wirtschaftsunternehmen und staatliche Oberbehörde in einem – das macht sie in ihrer Form und Ausrichtung einzigartig. Als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands führen wir gemeinschaftlich die Geschäfte von zwölf berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen, die für ihre Mitglieder und Versicherten Leistungen der Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung erbringen.“ (Eigendefinition laut www.versorgungskammer.de)