Es ist (nahezu) vollbracht: Die Raiffeisen Arena des LASK wird diesen Februar als fünftgrößtes Stadion Österreichs eröffnet. Wir plauderten mit LASK-Präsident Siegmund Gruber über dieses Jahrhundertereignis.
Im Jänner 2021 begannen die Abrissarbeiten des alten Linzer Stadions – und jetzt steht die neue Raiffeisen Arena so gut wie fertig da. Zufrieden?
Nachdem wir trotz mancher Störversuche am 19. Februar bereits mit unseren Frauen das neue Stadion mit einem Pre-Opening eröffnen, ist die Baustelle schlussendlich sehr gut gelaufen.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem der straffe Zeitplan ins Wanken geriet?
Zeitpläne werden immer wieder adaptiert. Wichtig ist es, eine Lösung zu finden. Das war immer der Fall.
In der vorangegangenen Standortdiskussion favorisierte der LASK, aber auch Sie ja bekanntlich den Pichlingersee als Bauplatz, auch Haid war im Gespräch. Wie sehen Sie die Gugl als alten und neuen Standort aus heutiger Sicht?
Für mich haben alle Standorte Vor- und Nachteile. Alle hätten sich als Standorte geeignet. Am Ende sind wir aber mehr als glücklich, wieder direkt in Linz spielen zu können.
Wie weit hatten Sie mit den Problemen der weltweiten Krise zu kämpfen – etwa fehlende Baumaterialen, Teuerung, lange Lieferzeiten?
Wie jeder andere Unternehmer auch. Lamentieren hilft nicht, es gilt immer, Lösungen zu finden.

Produktions- und Lieferkettenunterbrechungen aufgrund der Corona- und Ukraine-Krise haben in den letzten zwei Jahren die Kosten für einzelne Baumaterialien zeitweise um über 50% ansteigen lassen. Mit welchen finalen Baukosten rechnen Sie?
Abgerechnet wird zum Schluss. Dann werden wir sehen, inwieweit uns diese Entwicklungen wirklich treffen.
„Als sportliebender Mensch wünsche ich mir weitere Investitionen in alle Sportarten.“
Das Land OÖ fördert die neue Raiffeisen Arena zwar mit 30 Millionen Euro, im Vergleich mit Kulturbauten wie dem Musiktheater (186,4 Mio. aus öffentlichen Geldern finanziert, Anm.) reden wir aber von eher kleinen Beträgen. Auch bei den jährlichen Förderungen hinkt der Sport im Vergleich zur Kultur um Welten nach. Sind Sie dennoch mit der allgemeinen Fördersituation für den Breiten- und Spitzensport zufrieden?
Gegenseitiges Aufrechnen entfacht nur immer wieder Neiddebatten. Das Land OÖ, aber auch die Stadt Linz haben in den letzten Jahren Gott sei Dank begonnen, verstärkt in die Sportinfrastruktur zu investieren. Ich denke daher, dass wir auf einem guten Weg sind. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir als sportliebender Mensch weitere Investitionen in alle Sportarten.
Wie gut war rund um die Bauphase das Einvernehmen mit der Stadt Linz, mit der es auf der Beziehungsebene ja nicht immer ganz friktionsfrei ablief?
Wir hatten seitens der Stadt vollste Unterstützung. Auch wenn es kurzfristig zu einem Baustopp kam, welcher nach einem Tag ausgeräumt war, arbeiten wir ausgezeichnet mit der Stadt Linz zusammen.

Wird der „blauweiße“ Bürgermeister Luger zur Eröffnung eingeladen?
Der Herr Bürgermeister ist ein Förderer des Sports und hat sich bisher seine Karten (wie auch der Herr Landeshauptmann) immer gekauft. Ich denke, dass er natürlich zur Eröffnung kommt.
Stellen Sie mit der neuen Arena auch neue, noch höhere sportliche Ansprüche?
Wie in den letzten Jahre schon mehrfach gesagt: Wenn die neue Raiffeisen Arena fertiggestellt ist, wird es unser Anspruch sein, jährlich um die internationalen Plätze mitzuspielen.
„Wir haben Stand heute ohne Logen und Business-Club-Besucher ca. 4.500 Abos verkauft, Tendenz steigend.“
Wie man bei Rapid Wien gesehen hat, bedeutet ein neues Stadion nicht automatisch Erfolg. Eine so große neue Arena bringt auch viel Druck – nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich. Wie gehen Sie damit um?
Wir verspüren keinen Druck, daher stellt sich diese Frage für mich nicht.

Keiner hatte bis dato eine realistische Chance, am Salzburger Thron zu rütteln. Was glauben Sie: Kann der LASK – auch mit der größeren Arena im Hintergrund – eine neue Ära im heimischen Fußball einleiten?
Auch wenn unser realistisches Ziel immer sein muss, um die internationalen Plätze mitzuspielen, heißt das nicht, dass wir nicht gerne ganz oben stehen würden – wer nicht. Hier gilt es, das finanzielle Ungleichgewicht durch harte tägliche Arbeit in den nächsten Jahren zu durchbrechen. Das ist unsere Vision.
Wie läuft der Abo-Vorverkauf?
Wir haben Stand heute ohne Logen und Business-Club-Besucher ca. 4.500 Abos verkauft, Tendenz steigend. Gemeinsam mit dem Business-Club und den sog. „Doppelpack“-Tickets, die wir in Kürze auflegen, werden wir viele weitere Fans aktivieren können.
„Verkehrsplanung macht nicht der LASK, sondern die Politik.“
Da und dort gibt es Kritik wegen der Parkplatzsituation. Dabei haben viele moderne Stadien in urbanen Zonen wenige bis gar keine Parkplätze. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Wir haben in den letzten Jahren gemeinsam ein Mobilitätskonzept erarbeitet. Im Wesentlichen belohnen wir die Besucher, wenn sie mit den Öffis anreisen. Jenen, die trotzdem mit dem Auto kommen, bieten wir mit unserem Partner Raiffeisen vergünstigte Tarife in ausgewählten Garagen an. Somit versuchen wir den Leuten zu vermitteln, dass sie mit dem Auto nicht zum Stadion fahren sollen, weil es hier keine Parkplätze gibt. Wichtig ist aber, trotzdem zu betonen: Verkehrsplanung macht nicht der LASK, sondern die Politik.
Sie waren, wie zu erfahren war, so oft es ging persönlich auf der Baustelle anwesend. Welcher Ort hier hat es Ihnen ganz besonders angetan, wo waren oder sind Sie besonders gerne?
Auf der ASK Stehplatztribüne.
Was immer wieder zu hören war und was sich viele wünschen: eine Art „LASK Museum“ inklusive Erinnerungen an Fußballergrößen wie Heli Köglberger oder Gönner wie Helmut Oberndorfer. Wird es so etwas geben?
Im ersten Schritt werden wir die Raiffeisen Arena spieltagstauglich machen. Das ist in erster Linie das Wichtigste. Danach werden wir uns Zug um Zug um jene Dinge kümmern, die für ein Stadion auch wichtig, aber für den Spieltag nicht essenziell sind.
Abgesehen von sportlichen Erfolgen und Titeln: Gibt es für einen Fußballpräsidenten etwas Schöneres, als sein eigenes Stadion zu bauen?
Die Fertigstellung der Raiffeisen Arena ist etwas Schönes, der Bau selber eher Arbeit.
„Ich habe mir auch eine eigene Skybox im neuen Stadion gekauft. Aber Sie können sich sicher sein: Dort werde ich nicht sitzen, sondern stehen.“
Da kommt ein Präsident und baut eine Jahrhundertarena, viele sagen das schönsten Stadion Österreichs. Im Gegenzug müssen Sie sich mit vergleichsweise banalen Dingen wie der Fan-Kritik an der Farbe der Auswärtsdressen oder wegen irgendwelcher Sponsorenleiberl herumschlagen. Würden Sie sich da und dort etwas mehr Dankbarkeit wünschen?
Ich arbeite nicht für die Dankbarkeit, sondern für unseren LASK. Das ist, was mich antreibt!
Während der LASK-Spiele sieht man Sie so gut wie nie sitzen. Haben Sie sich dennoch schon Ihren persönlichen Stammsitzplatz in der Raiffeisen Arena ausgesucht?
Seit der Übernahme des LASK durch die „Freunde des LASK“ haben wir uns unsere Karten immer selbst gekauft. Auch wenn meine Frau oder Kinder in die Raiffeisen Arena kommen, bezahle ich diese Tickets. Daher habe ich mir auch eine eigene Skybox im neuen Stadion gekauft. Aber Sie können sich sicher sein: Dort werde ich nicht sitzen, sondern stehen.