Jetzt heißt’s aufpassen für den LASK: Mit der 1-2 Heimniederlage zum Saisonauftakt gab es keinen erhofften Befreiungsschlag aus der „Corona-Causa“. Das bisherige Agieren des Klubs seit den unerlaubten Mannschaftstrainings: komplett daneben wie die Torausbeute gegen Hartberg. Dabei wäre es relativ einfach gewesen, statt mit Ego und Angerührtheit positiv aus der Sache rauszukommen: mit jener Demut, die irgendwo auf dem Weg nach oben verloren gegangen ist.
Es begann bei der Presskonferenz nach dem Auffliegen der Geheimtrainings: Während Vizepräsident Werner von einer einzigen unerlaubten Trainingseinheit sprach, waren’s beim Statement von Coach Ismael schon ein paar mehr. Als ihm Präsident Gruber daraufhin das Wort abdrehte, war das Bild nicht mehr zurechtzurücken. Ganz abgesehen davon: Ein Mannschaftstraining mit 25 Leuten ist unmöglich geheimzuhalten – jeder Spieler kennt unzählige andere von gegnerischen Teams und tauscht sich mit denen auch aus. Nona.
Das nächste umprofessionelle Hoppala: Drei Stunden, bevor die Sache aufflog, wollte sich der LASK mit einer Gegen-Presseaussendung als Opfer darstellen und alles umdrehen („Einbruch ins Stadion“, „Opfer einer Wirtschaftsspionage“) – ein PR-mäßiger Schuss ins eigene Knie – oder besser gesagt in beide. Bei der Pressekonferenz entschuldigte man sich dann zwar für die unerlaubten Trainings, um gleichzeitig ständig zu relativieren und irgendwie angriffig zu wirken. Das Kurzsichtigste, was man in so einer Situation machen konnte: zu versuchen, auch die anderen Klubs anzupatzen und mit hinunterzureißen. Damit hat sich der LASK für viele andere Vereine auf Jahre hinaus zum „Ungustl-Klub“ abgestempelt – und das nach einer unglaublichen Sympathiewelle, die den Linzern nach den Europacuperfolgen sogar von Rapid- und Austria-Fans entgegenschlug.
Die schwarz-weiße Aufarbeitung des Desasters ließ auch nach der Verkündigung des (durchaus angemessenen und auch in seinen Folgen verdaubaren) Urteils kein Fettnäpfchen aus: Statt die sechs Minuspunkte demütig anzunehmen – und die überschaubare Geldstrafe von 75.000 Euro zum Beispiel als Goodwill-Zeichen für eine Charity-Aktion freiwillig zu verdoppeln (die Kassen der Linzer sind mehr als gut gefüllt), sieht man sich erneut ungerecht behandelt, jammert über die „inakzeptabel hohe Strafe“ und legt Einspruch ein. Kann man verstehen, muss man aber nicht.
Letzter Akt: Vereinsverantwortliche, Spieler und Funktionäre posten nach dem Urteil auf ihren Facebook-Profilen einen schwarz-weißen Löwenkopf mit dem Spruch „Wir sind anders“ – was soll denn das bitte? Schlüpft man jetzt auch noch in die Rolle des Beleidigten, ungerecht Behandelten, des Opfers, des aus der Herde verstoßenen Lonely Wolfs? Wem fällt sowas ein?
Dabei wäre es relativ einfach gewesen, diese unnötige PR-Krise zu meistern: Runterfahren, Transparenz, Demut, Demut, Demut zeigen – statt zu versuchen, andere anzupatzen und ebenfalls reinzureiten. Urteile bis zum letzten Beistrich akzeptieren und Fehler ohne Wenn und Aber Fehler gestehen statt zu relativieren und Ja aber-Sätze abzulassen. Und mit freiwilligen Goodwill-Aktionen zeigen, dass man die Sache doppelt gutmachen will.
Der Schaden für den LASK? Der wird nicht nur in der heurigen Endtabelle ablesbar sein. Das Helden-Image ist durch das unglückliche Krisenmanagement in Rest-Österreich auf Jahre hinaus ruiniert, daran ändern auch die durchwegs schleimigen Mitleids- und Solidaritätsbekundungen der lokalen Medien und Sportredakteure nichts. Back to the Roots – und bescheiden daran denken, von wo man hergekommen ist: Vor allem DAS hat den LASK in den letzten Jahren so stark und sympathisch gemacht…