Zehn Spiele, sieben Siege: Die Erste Liga-Saison lief für den LASK höchst formidabel an. Vor dem Heimspiel-Doppel gegen Wiener Neustadt und Leader Wacker Innsbruck plauderten wir mit Coach Oliver Glasner.
Nach etwas mehr als dem ersten Viertel der Meisterschaft mit sieben Siegen aus zehn Spielen kann man eigentlich sehr zufrieden sein – wie fällt Ihre Bilanz aus?
Wir stehen ganz gut da, sind auch mit der Punkteanzahl gut dabei. Und wir lassen uns auch nicht beirren, weil Innsbruck bisher eine überragende Saison spielte und momentan noch vor uns steht. Hätte uns jemand nach dem großen Umbruch im Sommer prophezeit, dass wir nach zehn Runden 22 Punkte am Konto haben, hätte ich das sofort unterschrieben.
Trainer tun sich immer schwer, einzelne Spieler oder Mannschaftsfteile besonders hervorzuheben. Wir bitten Sie, es trotzdem zu tun.
Naja, dass wir eine sehr kompakte Abwehr haben und hinten wirklich sensationell gut stehen, hat mir schon sehr gut gefallen.
Innsbruck kristallisierte sich als der große Konkurrent in Sachen Aufstieg heraus. Wird das bis zum Saisonende so bleiben?
Ich glaube nicht, dass es ein Zweikampf bleiben wird. Da wird sich noch einiges tun – und es kann auch ganz schnell gehen, denn wirklich abgesetzt haben sich die vorderen beiden Teams ja noch nicht. Man darf nicht vergessen: Es sind noch 26 Runden zu je drei Punkten zu spielen.
Bei welchen anderen Klubs – Liefering ausgenommen – sehen Sie das Potenzial, noch gefährlich zu werden?
In den letzten Wochen hat man gesehen, dass etwa St. Pölten sehr stark im Kommen ist. Bisher komplett unter Wert geschlagen wurde Austria Lustenau, die hätten jedes einzelne Spiel gewinnen können. Auch gegen uns waren sie enorm stark. Von den Vorarlbergern erwarte ich mir daher noch ein kräftiges Lebenszeichen.
Die Winterpause ist noch weit, aber sehen Sie trotzdem schon Verbesserungspotenzial, was die Zusammenstellung des Kaders betrifft?
Im Detail haben wir uns da jetzt noch keine Gedanken gemacht. Einen großen Umbruch wird es natürlich nicht geben, aber vielleicht werden wir die eine oder andere Adaption vornehmen, aber sicher nichts großartiges. Grundsätzlich sind wir sehr gut und sehr breit aufgestellt.
Weil immer wieder über die Liegenformate der beiden höchsten Spielklassen bzw. der Regionalliga diskutiert wird: Was wäre denn Ihre Idee dazu?
Die Erste Liga ist heuer extrem attraktiv, das sieht man auch an den Zuschauerzahlen. Es gibt unter den Teams viele große Namen mit einem guten Umfeld, gerade darum gäbe es jetzt die große Chance, über eine 16er-Liga in der Ersten Liga nachzudenken, die ich persönlich für sehr sinnvoll halte. Dann gäbe es ein echtes Tabellenmittelfeld, wo Vereine es auch wagen können, vermehrt junge Spieler einzusetzen, die sich dann auch entsprechend entwickeln können. Momentan stellen sich die obersten beiden Ligen so dar, dass man um den Meistertitel bzw. um Europacup-Plätze oder gegen den Abstieg spielt.
Sie haben lange beim Top-Klub Red Bull Salzburg gearbeitet. Ohne schwarz-weiße Brille: Vom Umfeld in Linz – Stadion, Bedingungen, Fans, Verein, Sponsoren: Bis wohin kann für den LASK die Reise gehen?
Momentan können wir uns bei weitem nicht mit Salzburg messen oder vergleichen, schon alleine wegen der unendlichen Möglichkeiten, die Red Bull mit dem Budget bietet. Mit unserem derzeitigen Umfeld ist es aber ganz klar möglich, in der Bundesliga Fuß zu fassen und auch drinnen zu bleiben. In weiterer Folge sehe ich uns in einer Größenordnung wie Sturm Graz oder Austria Wien. Das geht aber mittelfristig nur mit einem eigenen Stadion und den entsprechenden Vermarktungsmöglichkeiten.
Und wohin wird Ihre persönliche Reise mittelfristig gehen? Gibt es das eine ganz große Ziel für einen jungen Trainer wie Oliver Glasner?
Mein aktueller Karriereplan ist mit dem Vierjahresvertrag beim LASK so langfristig wie überhaupt noch nie in meinem Leben. Ich stecke hundert Prozent meiner Kraft in den LASK hinein. Was danach kommt, daran denke ich jetzt daher überhaupt nicht.
Bei Ihrem Vorgängerklub SV Ried ist momentan etwas der Wurm drin. Gibt es dennoch etwas, das der LASK von den Innviertlern lernen kann?
Man kann von jedem etwas lernen, jeder Klub hat seine guten und schlechten Seiten. Ried ist seit knapp 20 Jahren ein gefestigter Bundesligist mit einem eigenen Stadion – allein das sagt schon sehr viel über die gute Arbeit, die dort geleistet wird. Da kann sich Linz einiges abschauen. Nichtsdestotrotz gehen wir unseren eigenen Weg und haben unsere eigenen Visionen.
Interview: wilson holz