Bilanz zur offiziellen Halbzeit der heimischen Fußball-Bundesliga, die dem LASK den bitteren Gang in die Qualigruppe bescherte. Auch auf den FC Blau-Weiß Linz, aktuell auf Rang 5 in der zweiten Liga, haben wir einen Blick geworfen.
LASK – Bundesliga Rang 8 / 25 Punkte
Nur sechs Siege in 22 Spielen – trotz des ständig bemühten „Pechs“ und der vielen „Expected Goals“ ist das mehr als bescheiden. Mit Andreas Wieland als LASK-Trainer kehrte zwar wieder mehr Bodenständigkeit und auch Konstanz ein – in 24 Bewerbsspielen gab es unter ihm immerhin 12 Siege und nur sieben Niederlagen – dennoch müssen die Linzer weiter zulegen. Ein Rätsel ist und bleibt der haushohe Unterschied zwischen den souveränen Europacupauftritten und den teils unterirdischen Liga-Leistungen.
Platz 1 in der Qualifikationsgruppe ist jetzt Pflicht, um zumindest durchs Hintertürl noch in den Europacup zu rutschen – das erste Jahr in der neuen Raiffeisen Arena ohne internationale Bewerbsspiele wäre zwar verkraftbar, aber dennoch ein schwerer Dämpfer fürs Gemüt.
Ebenfalls unterirdisch: Die schwarz-weiße Kaderschmiede FC Juniors, die aktuell nur auf dem 16. und letzten Tabellenrang der zweiten Liga stehen. Von einer „Talentefabrik“ wie man es beim Vorbild Red Bull Salzbug mit Liefering vorexerziert, ist man beim LASK meilenweit weg.
Bei den Athletikern herrschte im Kader zudem teilweise ein Kommen und Gehen wie im Laufhaus. Will man wirklich zum nachhaltigen, zukunftsweisenden Spitzenklub aufsteigen, gehört auch diese Baustelle endlich auf Vordermann gebracht. Und dann darf es auch nicht mehr passieren, dass man mit Gernot Trauner den besten Spieler des Kaders nur wenige Tage vor Saisonbeginn und nach abgeschlossener Kaderplanung ziehen lässt. Solche Dinge müssen vorher fixiert werden. Die daraus entstandene Baustelle in der Abwehr kostete die Linzer speziell zu Saisonbeginn viele Punkte.
Was ebenfalls Anlass zur Sorge gibt: Die unrunde Performance im Vorstand. Auch hier gab es einige Wechsel, die auf interne Zwistigkeiten schließen lassen. Hinter vorgehaltener Hand gibt es Kritik an Präsident Siegmund Gruber – oder besser gesagt an seinem hierarchischen Verständnis. „Wer kritisiert, fliegt“, berichtet uns ein Kenner des inneren LASK-Zirkels. Klingt nicht gut – und ist es wohl auch nicht: Angesichts der großen Pläne, die der LASK mit der neuen Arena hegt, ist Zusammenhalt und Einigkeit von unten bis ganz nach oben fast Pflicht, um erfolgreich zu sein.
FC Blau-Weiß Linz: Zweite Liga Rang 5 / 34 Punkte
Eine recht ansehnliche „Zwischensaison“ spielt der FC Blau-Weiß Linz in der zweiten Liga: Rang 5 mit Tendenz nach oben – das ist eine gute Basis für die kommende Meisterschaft, in der man um den Aufstieg mitspielen will – aber nicht unbedingt muss. Der Druck ist ab Sommer 2022 jedenfalls ungleich größer – wie die Spieler damit umgehen, wird spannend werden.
Wermutstropfen: Auch bei den Blau-Weißen gab es in den letzten beiden Saisonen ein intensives Kommen und Gehen, teilweise tat man sich schon mit dem Merken der Spielernamen schwer (zum Glück ist der Namensaufdruck auf den Dressen mittlerweile obligatorisch). Hier braucht es mehr Konstanz, auch wenn es als Zweitligist erfahrungsgemäß schwer ist, die besten Spieler zu halten.
Fix ist: Mit dem neuen Donauparkstadion hat man ab 2023 mächtig Wind in den Segeln. Der Aufstieg in die Bundesliga ist dann nur eine Frage der Zeit. Die Linzer müssen sich bis dahin aber klar werden, was sie dort oben wollen. Nach wie vor fehlt eine klare Zielsetzung. Und was ist, wenn zwei, drei oder gar vier Jahre kein Aufstieg gelingt? Wie geht’s dann weiter? Auch das gehört als Szenario durchgespielt.
Eine weitere Baustelle: Im neuen Donauparkstadion gibt es keinerlei Trainingsplätze, die Profis müssen wohl auch künftig im Linzer Süden am Lissfeld und/oder in Auwiesen (oder einem anderen externen Sportplatz) trainieren. Der Verein wird ab 2023 verdammt viele Kilometer machen müssen. Warum hat man das nicht mitbedacht? Das neue Stadion lebt auch durch die Trainingsaktivitäten der vielen blau-weißen Teams, die dort aber keinen Platz haben.
Ebenfalls noch Teil-Baustelle: eine zukunftsfitte Vereinsführung. Das Duo Wawra (Sportdirektor) und Geschäftsführer Reiter macht zweifellos einen Top-Job. Höchst an der Zeit ist es jedoch, die beiden bemüht-rührigen „Nebenbei-Vorstände“ Mikhaeel/Wellmann durch Persönlichkeiten aus der Wirtschaft oder dem öffentlichen Leben zu ersetzen. Sorry: An die Spitze eines Profiklubs gehören Leute wie LINZ AG-Boss Haider (der die Position mit seiner Pensionierung übernehmen könnte, auch Bürgermeister Luger stünde ab 2025 zur Verfügung), die man kennt und die auch Türen öffnen können, aber keine Stehplatzfans wie ein Manuel Wellmann.
Ob der FC Blau-Weiß Linz dem LASK in Zukunft dem LASK das Wasser wird reichen können? In absoluten Zuschauerzahlen und bei internationalen Erfolgen wohl nicht, aber in Sachen Image und Standing in der Landeshauptstadt sicher. Beim LASK hat man ganz anders als beim Stahlstadtklub den Eindruck, dass der Zenit bereits erreicht oder gar überschritten ist. Im Europacup gab es im Fast Forward-Modus Erfolge, die man eigentlich erst im neuen Stadion feiern wollte. Mittlerweile liegt die schwarz-weiße Latte verdammt hoch – nämlich beim Meistertitel, 10.000+ Zuschauer im neuen Stadion und der Championsleague-Teilnahme. Alles andere hatte man schon. Da ist die blau-weiße Hürde namens Bundesliga-Aufstieg um einiges leichter zu überspringen.
Das Beste an dieser Sache ist und bleibt trotz so mancher Baustelle im Linzer Fußball: Unsere Stadt hat nach 25 Jahren endlich wieder zwei bundesligataugliche Klubs.