2017 wird der Urfahraner Markt 200 Jahre alt. Aber nicht nur deswegen ist er die Jahre gekommen. Neuerungen sucht man auch heuer wieder vergeblich. Jedes Jahr dieselben Fahrgeschäfte, dieselben Standl’n und dieselben beiden Feuerwerke. Auf einen Masterplan, um den Jahrmarkt zukunftsfit zu machen, wartet man einmal mehr vergeblich. Lediglich die neue Donaualm zeigt vor, wo die Reise eigentlich hingehen sollte.
Klar kann man unter dem Deckmantel der „Tradition“ jede Neuerung abwürgen. Alle Jahre wieder wird zwar die platzbedingt große Anzahl an abgewiesenen Schaustellern beklagt, um die Beliebtheit des Jahrmarktes zu unterstreichen. Warum bei dieser Unmenge an nicht zum Zug gekommenen dennoch stets dieselben Marktbeschicker auf ihren Dauerkarten sitzen, ist nicht nachvollziehbar. Braucht es wirklich ein Sockenstandl, einen Billig-Schuhverkäufer („Zwei Paar 20 Euro“), die immer wieder gleichen Moderamsch-Buden mit gefakten Markenshirts – und sogar ein Zelt, in dem Messer aller Art (!) angeboten werden? Fällt das alles unter den Begriff „liebgewonnene Tradition“?
Besonders seltsam mutet an, dass trotz des angeblich enormen Andrangs an Ausstellern die Standfläche beim ehemaligen Linz09-Zelt nicht neu vergeben, sondern jetzt als Parkplatz für Marktbeschicker genutzt wird. Hier hätte locker ein großes Fahrgeschäft oder – wie gehabt – ein ganzes Festzelt Platz.
Auch bei den Fahrgeschäften wäre frischer Wind höchst an der Zeit. Unverständlich etwa, dass trotz des begrenzten Platzes drei riesengroße Autodroms seit gefühlten 50 Jahren ihren Fixplatz haben. Oder diese Wildwasserbahn am besten Fleck, die wetterbedingt meist völlig unbenutzt ihre Booterl im Kreis herumschickt. Und nicht zu vergessen die alles andere als zeitgemäßen Feuerwerke am Donnerstag und Samstag: Muss diese sinnlose Ballerei heutzutage wirklich noch sein? Warum nix Neues, warum keine Abwechslung? Etwas, das einer Stadt wie Linz gerecht wird?
Gäbe es nicht die neue Donaualm (eine urige XL-Holzhütte mit Top-Programm, aber leider sehr hohen Getränkepreisen), wäre der Urfix einmal mehr eine innovations- und ideenlose Schnarchpartie. Ein Besuch am Münchner Oktoberfest würde der verantwortlichen Politik sicher nicht schaden. Dort sucht man Ramsch-, Socken- und Schuhstandln vergeblich. Ebenso wie ausgelutschte Fahrgeschäfte.
Tradition heißt eben nicht, alles einfach laufen zu lassen – und sich dann auch noch selber auf die Schulter zu klopfen, dass es „eh so gut rennt“. Tradition bedeutet vielmehr, Bewährtes zu erhalten, aber Verstaubtes zu entsorgen.