Bald gehören rund um die Uhr laufende Schiffsdieselmotoren zumindest im Donaupark der Vergangenheit an: Sechs Linzer Anlegestellen sollen ab dem ersten Halbjahr 2022 nun endlich mit Landstromanschlüssen versorgt werden. Im Argen liegt die Situation aber im Linzer Hafen: Dort ankern coronabedingt seit bald zwei Jahren bis zu 20 Kreuzfahrtschiffe – teilweise mit laufenden Schiffsmotoren zur Stromerzeugung – und mit den entsprechenden Emissionen.
An der Linzer Donaulände – eigentlich ein Ort der Erholung – liegen die Schadstoffkonzentrationen laut einer Luftstudie des Landes Oberösterreich regelmäßig über dem EU-Grenzwert. Grund sind u.a. die Tag und Nacht laufenden Dieselmotoren der ankernden Schiffe, um den Strom für Klimaanlagen, Küchen und die Passagier-Suiten zu erzeugen. Beim Donaukreuzfahrten-Boom vergaß man, die Anlegestellen mit der nötigen Infrastruktur auszustatten. Aktuell verfügt lediglich eine einzige Anlegestelle in Linz über einen Stromanschluss. Würde man laut Studie alle Plätze im Bereich der Nibelungenbrücke mit Landstrom ausstatten, könnten jährlich 59 Tonnen NOx-Emissionen und bis zu 20 μg/m³ NO2-Immissionen eingespart werden. Dazu kommen noch gewaltige Mengen an Stickoxiden und Russpartikeln, die ausgestoßen werden.
Landstrom: Bereits im September 2019 beschlossen, Umsetzung allerdings erst 2022
Im September 2019 verabschiedete der Linzer Gemeinderat aufgrund der massiven Kritik am ausufernden Kreuzfahrttourismus eine Erklärung. U.a. wurde die Umweltreferentin Eva Schobesberger aufgefordert, die Elektrifizierung der Donauschiffsanlegestellen beim Lentos mit dem damaligen OÖ Umweltlandesrat Anschober auszuarbeiten.
In der erwähnten Erklärung von 2019 legte der Linzer Gemeinderat außerdem fest, keine weiteren neuen Schiffsanlegestelle im Donaupark zwischen Lentos und Neuer Donaubrücke Linz haben zu wollen: „Der Gemeinderat bekennt sich dazu, dass vorerst keine weiteren Schiffsanlegestellen im Bereich Donaupark zwischen Lentos und Neuer Donaubrücke Linz errichtet werden.“

Bis Ende 2022: Vier von sechs Linzer Anlegestellen mit Landstrom
Gut Ding braucht ganz offensichtlich Weil‘: Laut Zeitplan sollen im ersten Halbjahr 2022 die beiden Anlegenstellen im Bereich Hauptplatz/Lentos, danach jene beim Brucknerhaus und im zweiten Halbjahr 2022 dann die Anlegenstelle in Urfahr mit Landstrom versorgt werden. Zuletzt werden die beiden Pontons beim Römerberg/Schloss umgebaut – hier muss zudem die Platzierung des Pontons geändert werden. Das Projekt kostet 4,1 Mio. Euro und wird vom Umweltressort des Landes OÖ mit 815.000 Euro gefördert.
„Umweltsauerei“ im Linzer Hafen?
Anders die Situation im Linzer Hafen, wo derzeit etwa 20 große, internationale Kreuzfahrtschiffe liegen – zum Systemerhalt müssen bei vielen die Schiffsdieselmotoren laufen, um den nötigen Strom zu erzeugen, eine landseitige Stromversorgung ist offensichtlich nicht vorhanden. Die Belastung für die Umwelt ist gewaltig, Spaziergänger und Fischer berichten von rund um die Uhr laufenden Dieselmotoren. Auch das deutsche Spezialtankschiff „Rheintank 36“ wird regelmäßig gesichtet – es dockt an den Kreuzfahrtschiffen an, um diese zu betanken – in Zeiten wie diesen eine alles andere als zeitgemäße Art der Energieversorgung für monatelang im Hafen liegende Schiffe.
