Er tritt im Herbst 2015 für volle weitere sechs Jahre an und verspricht, dass es auch weiterhin einen „100-Prozent-Landeshauptmann“ geben wird: Josef Pühringer zeigt sich im landeshauptblatt.at-Talk tatkräftig und hungrig wie eh und je.
Herr Landeshauptmann – die Entscheidung, heuer nochmals anzutreten, hat etwas gedauert. Waren Sie unsicher, weiterzumachen?
Das war eine sehr wichtige Entscheidung, die man verantwortungsvoll treffen muss. Am Ende ist mir der Entschluss aber leicht gefallen. Ich glaube auch, dass ich noch die Kraft und Energie haben. Ich habe immer gesagt, dass ich meine Entscheidung Anfang 2014 bekannt gebe. Mit Zaudern oder Unsicherheit hat das nichts zu tun.
Womit wir weiter spekulieren dürfen – nämlich über die nächste Funktionsperiode. Wie lange werden Sie bleiben?
Ich trete für die gesamte Periode an, das ist ganz klar.
Die suboptimale Performance der Bundesregierung, die Arbeitslosenzahlen, NEOS als neuer Konkurrent: Haben Sie Angst, den grandiosen 2009er-Wahlerfolg zu verpassen?
Angst ist in der Politik immer ein schlechter Wegbegleiter. Wir können vieles vorweisen, Oberösterreich hat sich gut entwickelt. Sie haben aber recht: Das letzte Wahlergebnis ist eine besondere Herausforderung, keine Frage.
2017 wird Ihr De facto-Nachfolger Thomas Stelzer auch schon 50. Es wird schon gemutmaßt, statt Stelzer kommt die übernächste Generation in Form von Wolfgang Hattmannstorfer zum Zug.
Thomas Stelzer ist ein großes politisches Talent und wird in der ÖVP eine noch wichtigere Rolle spielen, als er es jetzt schon tut. Auch Wolfgang Hattmannstorfer macht einen sehr guten Job und hat jetzt seine erste Herausforderung auf Landesebene. An Posten- und Personalspekulationen über 2015 hinaus beteilige ich mich zur Stunde sicher nicht.
Sie wirken fit wie eh und je. Haben Sie im letzten Jahr dennoch etwas zurückgeschraubt?
Nein, es geht mit voller Kraft weiter, die Funktion des Landeshauptmannes kann man nicht mit 70 oder 80 Prozent machen – und schon gar nicht im Nebenerwerb.
Mit Doris Hummer steht nur eine Frau im Führungsteam der OÖVP. Schade eigentlich – oder?
48 Prozent aller OÖVP-Landtagsabgeordneten sind Frauen, das hat‘s noch nie gegeben. Wir haben in den letzten Jahren stark aufgeholt, aber Sie haben recht: In den Führungsebenen haben wir noch zu wenige Frauen. Das ist eben ein Prozess, der dauert.
Nach Klaus Lugers Übernahme des Bürgermeister-Sessels war der Ton zwischen Stadt und Land ein bisserl rau. Mögen sich Luger und Pühringer mittlerweile oder fällt die Beziehung eher unter den Begriff „Vernunftehe“?
Das Zusammenwirken von Stadt und Land ist extrem wichtig. Ich habe mit dem ehemaligen Bürgermeister Franz Dobusch ein gutes Vertrauen aufgebaut. Das kann auch unter der neuen Konstellation so werden. Die Gespräche haben ganz gut begonnen. Wir werden sehen, wie sich das Verhältnis entwickelt. Von mir aus ist jede Tür offen und jede Hand gereicht. Klar ist aber auch: Natürlich muss das weiter gelten, was mit Franz Dobusch beschlossen und ausgemacht wurde.
Thema Verkehr: Warum dauert bei Öffis und Schiene alles so lange, während im Straßenbau viel schneller Nägel mit Köpfen gemacht werden?
Im öffentlichen Verkehr besteht Aufholbedarf, keine Frage. Nur muss man bedenken: Für den Straßenbau ist das Land, für die Schiene ist die Bundesbahn bzw. der Bund zuständig. Es gibt Gespräche, dass wir die Nebenbahnen übernehmen. Abgesehen davon: ÖBB und Bund haben in Oberösterreich noch einiges zu tun.
Im Frühjahr 2015 feiert das Linzer Musiktheater den zweiten Jahrestag. Ihr Geburtstagsresumee?
Das Haus war ein Jahr lang ausverkauft. Und wie es ausschaut, geht es in derselben Tonart weiter. Die einzige Beschwerden, die ich in Sachen Musiktheater gehört habe, sind die, dass zum gewünschten Termin keine Karten verfügbar waren und dass die Wartezeiten auf Tickets sehr lange sind.
Die Finanzierung des stark gewachsenen Kulturbetriebs: Können wir uns das in Zukunft noch alles leisten – oder muss es nicht auch hier Kürzungen geben?
Schauen Sie: Das Kulturbudget beträgt nur rund drei Prozent eines öffentlichen Haushalts. Natürlich muss auch hier ganz genau überlegt werden, wie man sorgsam mit dem Steuergeld umgeht. Ein Bau wie das Musiktheater löst eine ungeheure Wertschöpfung aus und hat eine sehr hohe Umwegrentabilität. Wir werden uns das auch in Zukunft leisten können. Und was die Kostenbeteiligung der Stadt anlangt: Da gibt es einen aufrechten Vertrag.
Der Bau des neuen Hauses war ein Meilenstein in der oberösterreichischen Kulturpolitik. Wäre so eine Kulturinvestition im Jahr 2015 noch durchsetzbar?
Ob wir uns da heute noch drübertrauen würden, kann ich nicht sagen. Aber es war ein Segen, dass wir gerade am Höhepunkt der Wirtschaftskrise gebaut haben, weil das viele Arbeitsplätze gesichert hat.
Alle Ihre großen Projekte – wie zuletzt die Medizin-Uni – sind auf Schiene. Was gibt’s da noch zu tun für Josef Pühringer – außer die Wahl 2015 zu gewinnen?
Es gibt noch unheimlich viel zu tun. Etwa der Arbeitsmarkt, der Ausbau des Hochwasserschutzes, wichtige Straßenbauten, die Fertigstellung der Bruckneruni, die Themen Bildung und Ausbildung… dass mir in den nächsten Jahren langweilig wird, die Gefahr sehe ich sicher nicht.
wilson holz