Die OÖ Landesausstellung ist tot. Das Ende war abzusehen, nachdem das Land OÖ mit seiner zuletzt nur mehr alle drei Jahre stattfindenden Schau immer weniger Freude hatte. Dass die Landesausstellungen nicht mehr funktionierten, lag jedoch nicht am Format, sondern eher an den teils skurrilen Themen und der wenig durchdachten Konzeption. Zusätzlich wurden die Landesausstellungen in die letzten Winkel des Landes – quasi ins ÖVP-Kernland – exportiert und aufgesplittet, was den Besucherzahlen nicht wirklich zuträglich war.
Wer etwa die Schauplätze der vorletzten, von der Thematik her sehr gelungenen Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“ (2018) in ihrem vollen Umfang erleben wollte, musste über 300 Kilometer die Runde Linz, Enns, Wels, Oberranna/Engelhartszell und Passau absolvieren – und zusätzlich wohl einen mehrtägigen Urlaub in Anspruch nehmen. Eine sinnbefreite Aufsplitterung in viele Häppchen – zwar (für die Regionen) gut gemeint, für die Besucher jedoch eine Herausforderung, der sich viele nicht stellen wollten.
Ein Format wie die OÖ Landesausstellung braucht zudem einen verlässlichen Parameter in Form breitenwirskamer Themen und keine subtil zusammengestellten Inhalte, die gar keine Aaaahs und Oooohs zulassen. Welche Familie etwa zieht es zu staubtrockenen, emotionsbefreiten Schauen wie „Zeit – Mythos, Phantom, Realität“ (2000), „Soziale Sicherung in Österreich“ (2015) oder „Arbeit – Wohlstand – Macht“ (2021)? So spricht man bereits im Vorhinein nur eine relativ kleine Zielgruppe an – und wundert sich dann, dass keiner kommt. Und welche Eltern wollen sich schon nach 15 Minuten mit „Papa, ich will nach Hause!“-Gequengle konfrontiert sehen?
Das Optimum gelingt, indem man „Greifbares“, Gefühle und Emotionen statt akademischem Schwermut in den Fokus rückt. Etwa unsere Wälder, die Fauna, die Flusslandschaften wie die Traun-/Donauauen, die Geschichte der Eisenbahn in OÖ, unsere großartigen Erfinder, die Besatzungs- und Nachkriegszeit oder unsere geschichtsträchtigen Burgen: Historisches zum Erleben und „Spüren“ statt abstrakte Welten.
Oder was ist mit Naturschutzthemen, dem Klimaschutz, moderne Formen der erneuerbaren Energie und der Mobilität? Hier gäbe es unzählige Ansatzpunkte für eine zeitgemäße, fesselnde Landesausstellung. Das Format wurde ursprünglich für Wissensvermittlung geschaffen, für eine „Schau“ ins Land. Man braucht sich einer bodenständigen, impactstarken und leicht erfassbaren Landesausstellung nicht zu schämen. Um Gottes willen, warum auch?
Einen niederschwelligen, publikumswirksamen Zugang wollte man offenbar immer weniger. Schade, denn hochkulturelle, „wertvolle“ und „anspruchsvolle“ Angebote gibt es bereits zuhauf – und das ist auch durchaus in Ordnung. Aber man sollte nicht versuchen, beides miteinander zu vermantschen, um einem falsch verstandenen künstlerischen Anspruch gerecht zu werden. Eine Landesausstellung ist eine Landesausstellung ist eine Landesausstellung. Und keine Spielwiese für abstrakte Kunstvermittlung.
Genau dahin wird es jetzt aber wohl mit den nachfolgenden Formaten „KulturEXPO“ und „communale“ gehen. Der eigentliche Hintergrund: Landes- und Lokalpolitiker wollen Oberösterreich (und sich selbst) in einem „zeitgemäßen“ künstlerischen Rahmen präsentieren. Irgendwie müffelt das, was jetzt kommen soll, schwer nach Themenverfehlung.
So wie das „rote“ Linz seine Geschichte als Arbeiterstadt besser heute als morgen vergessen machen will, genauso will sich Oberösterreich als modern, akademisch und hochkulturell dargestellt wissen. „Wir wollen die nationale und internationale Strahlkraft des Kulturlandes Oberösterreich weiter erhöhen“, nennt Landeshauptmann Thomas Stelzer den Grund für die Abkehr von der Landesausstellung. Ja eh, aber ohne Fundament gibt’s auch keine Hochkultur.
Wilhelm Holzleitner
Titelfoto: © WGD Donau OÖ Tourismus GmbH-Kaindlstorfer