Seltsame Entscheidungen prägen den 1.849 Seiten dicken Bericht der Linzer „Straßennamemkommission“. Im Auftrag des Gemeinderates der Stadt Linz überprüfte eine sechsköpfige Experten-Kommission drei Jahre lang die Linzer Straßennamen auf alle möglichen “Belastungen” in Bezug auf Nationalsozialismus, Antisemitismus, Rassismus oder autoritäres Gedankengut. Drei Jahre lang waren sechs Experten mit dieser Aufarbeitung beschäftigt. Einer der übelsten Antisemiten blieb jedoch unbehelligt: der sogenannte „Turnvater“ Jahn. „Haß alles Fremden ist des Deutschen Pflicht“, sagte Jahn einst. Rassistisch polemisierte er gegen „Völkermischung“, „Blendlingsvölkern“ sprach er jegliches „volkstümliche Fortleben“ ab.
„Jahn ist ohne Zweifel ein problematischer Fall. Sein überbordender Fremdenhass geht weit über das hinaus, was in seiner Zeit handelsüblich gewesen ist“, heißt es in der Zusammenfassung der Linzer Straßennnamenkommission. Doch während etwa der Autokonstrukteur Ferdinand Porsche mit Entzug des Straßennamens von Linz geächtet wurde, war man mit Friedrich Ludwig Jahn gnädiger: Er und seine Aussagen wurden lediglich in der eher unbedenklichen Kategorie 3 („Keine stabile Spur“) eingestuft.
Jahn gründete mit elf Freunden am 13. November 1810 in der Hasenheide bei Berlin den geheimen Deutschen Bund zur Befreiung und Einigung Deutschlands. Er stand ausschließlich Männern „deutscher Abstammung“ offen, Juden war, selbst wenn sie zum Christentum konvertiert waren, keine Mitgliedschaft gestattet. Jahn schloss darüber hinaus grundsätzlich „die Juden aus der Nation aus“.
„Auch „Mohren“ und „Polarmenschen“ stellt Jahn als den Deutschen unterlegen dar. Frauen sprach er die Eignung zum Fechten als „dem weiblichen Körperbau zuwider“ ab.“
Jahn vertraut in seinem Buch „Deutsches Volksthum“ einen völkischen Nationalismus, für den der Wehrsport ein Mittel auf dem Weg zur staatlichen Einheit war: „Nichts ist ein Volk ohne Staat, ein leibloser luftiger Schemen, wie die weltflüchtigen Zigeuner und Juden.“ Auch „Mohren“ und „Polarmenschen“ stellt Jahn als den Deutschen unterlegen dar. Frauen sprach er die Eignung zum Fechten als „dem weiblichen Körperbau zuwider“ ab. Zweck der Turnbewegung war nur scheinbar der Sport. Wichtiger war die nationalistische Willensbildung und die paramilitärische Ausbildung der Turner. Weitere Aussagen Jahns: „Haß alles Fremden ist des Deutschen Pflicht“. Rassistisch polemisierte er gegen „Völkermischung“, „Blendlingsvölkern“ sprach er jegliches „volkstümliche Fortleben“ ab.
Jahn vertrat die Ansicht, Deutschland sei allen anderen Nationen überlegen und deshalb sei es seine Aufgabe, „die Erde als Heiland zu segnen und den Völkern Menschlichwerdungskeime einzupflanzen“. Deutschland müsse und könne eine größere Rolle in Europa einnehmen, wenn man sich auf die Einheit der „Deutschen“ besinne. Ihm schwebte ein Großdeutschland vor, zu dem auch die Schweiz, Holland und Dänemark gehören würden. Hauptstadt solle die neue Stadt „Teutona“ werden, die in Thüringen gegründet werden sollte.
Dass der Name „Jahn“ ziemlich problematisch ist, hat die Stadt Linz mittlerweile erkannt: Die neue Mittelschule in der Jahnstraße heißt seit 2021 nicht mehr Jahnschule, sondern „Leonardo da Vinci Schule“, die Jahn-Volksschule daneben firmiert neuerdings unter „Sonnensteinschule“. Die nur 300 lange Jahnstraße hingegen bleibt bestehen.