Irgendwas ist da falsch gelaufen beim Klimaticket: Aus dem versprochenen 365 Euro-Jahresticket für ganz Oberösterreich wurde mit 695 Euro eine fast doppelt so teure Lösung. Für viele Pendler zahlt sich das Ticket dennoch aus, weil die Fahrtstrecke von und zur Arbeit deutlich günstiger wird. Die größte Bevölkerungsgruppe – jene der Städter – schaut jedoch durch die Finger: Für die Linzerinnen und Linzer hat das Ticket kaum Vorteile. Zudem sind die drei Bundesländer mit den meisten Pendlern beim Klimaticket überhaupt nicht dabei.
Das Gejubel über das Klimaticket verklingt schön langsam – und es wird immer klarer, dass die Sache einige Haken hat. Von den geplanten 365 Euro – ein Euro pro Tag und Bundesland für alle Öffis war die bahnbrechende, grundlegende Idee des Projekts – ist längst keine Rede mehr. Am Ende kam eine fast doppelt so teure Lösung heraus. Die Verteuerung von fast 100 Prozent trifft vor allem die „kleinen“ Leute, der Euphorie der (grünen) Politiker, die mittlerweile eh nur noch die Interessen der Besserverdiener bedient, tut das dennoch keinen Abbruch.
Das Megaticket der Linz Linien deckt mit 285 Euro bereits bisher das gesamte Stadtgebiet ab. Wer in Linz lebt und arbeitet, hat daher wenig vom Klimaticket. Der Aufpreis von über 400 Euro für die Öffis in Rest-Oberösterreich macht keine echte Lust, um zum Wandern, für die Freizeit oder für Ausflüge auf die Bahn umzusteigen. Mit den vielen bestehenden Ermäßigungen der ÖBB (Einfach-Raus-Ticket, Vorteilscard…) fährt man schon jetzt sehr günstig. Viele Städter werden daher weiter aufs Auto setzen. Am Ende war die Grundidee – 365 Euro für das ganze Bundesland – wohl nicht viel mehr als ein billiger Bluff. Das Gejubel über eine fast doppelt so teure Lösung ist vermutlich hauptsächlich der bevorstehenden Wahl geschuldet.
Ganz abgesehen davon: Erst am Preis statt am Angebot und am Service zu drehen, ist der grundfalsche Weg. Hauptmotiv für viele, nicht auf die Öffis umzusteigen, sind keineswegs die Kosten. Es sind vielmehr die fehlenden Verbindungen, die lange Fahrzeit und der teilweise miserable Komfort. Wer in einem vollen, nicht klimatisierten Postbus am Gang stehend 45 Minuten nach Linz pendeln muss, kann ein Lied davon singen. Ganz zu schweigen vom viel zu engen Sitzabstand: Für jeden über 1,80m ist das eine Tortur. Auch die Züge sind zu den Stoßzeiten schon jetzt rappelvoll – steigen da jetzt vielleicht nochmal 20 Prozent mehr Fahrgäste ein: Was dann? Selbst kostenlose Öffis haben dann keine Chance gegen das komfortable eigene Auto.