Nach einem mäßigen Saisonstart hat OÖ Ligist ASKÖ TEKAEF DONAU Linz wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Im Talk mit dem Coach der Nummer 3 von Linz, Gerald Scheiblehner.
Gerald Scheiblehner – einem schwachen Saisonstart folgten jetzt einige echte Galavorstellungen. Warum läuft’s auf einmal so gut?
Der Ausdruck „Gala-Vorstellungen“ ist ein wenig hoch gegriffen, aber neben den Leistungen, die auch in den ersten Runden über weite Strecken des Spiels gestimmt haben, passen nun auch die Ergebnisse. Wir gelten grundsätzlich als Spätstarter. Die Gründe dafür sind spekulativ, wahrscheinlich spielt es aber eine bedeutende Rolle, dass wir auch in der kurzen Sommervorbereitung sehr hart trainieren und sich die Spieler erst später körperlich auf hohem Niveau befinden. Im Vorjahr sind wir im Herbst leider nie wirklich in Tritt gekommen, da haben wir einfach auch Fehler in der Zusammenstellung der Mannschaft gemacht. Noch dazu waren einige Leistungsträger lange verletzt oder einfach nicht in Form.
Im Sommer wurde der Kader ordentlich durchgemischt. War das kein Problem?
Ich habe den Kader selbst zusammengestellt, demnach muss ich zufrieden sein. Natürlich benötigt man mit einem großen Budget weniger Zeit mit der Kaderzusammenstellung, weil Geld bei den meisten Spielern immer noch an erster Stelle steht. Solche Charaktere kommen aus mehreren Gründen für uns nicht in Frage. Wir versuchen, junge, ehrgeizige und schnelle Spieler zu locken, die sich für das Gesamtpaket ASKÖ TEKAEF DONAU Linz begeistern. Wir haben im Sommer bei den Neuverpflichtungen vieles richtig gemacht, jetzt liegt es an uns, was draus machen.
Wer hat Sie bisher am meisten überrascht?
Wenn man bedenkt, dass Edwin Skrgic sieben Monate gar kein Match bestritten hat und sich bisher in keinem Verein durchgesetzt hat, ein Kevin Brungraber im Vorjahr bei Ottensheim in der Bezirksliga gespielt hat und auch Max Limberger nicht über die 1b in St. Florian hinausgekommen ist, dann ist das schon beachtlich, wie gut sich die Burschen Woche für Woche präsentieren. Auch Ünal Nuredini spielt die erste Saison als Nummer 1 im Tor und macht einen bärenstarken Eindruck.
Blicken wir in der Tabelle mal nach ganz oben: War die Performance von Stadl-Paura zu erwarten?
Der Kader ist enorm stark und breit aufgestellt, deswegen bin ich nicht überrascht von dieser Dominanz. Man muss sehen, wie sie reagieren, wenn es mal nicht so läuft, aber in diesem Jahr sind sie aufgrund der unerwarteten Schwäche von Grieskirchen konkurrenzlos, was die Meisterschaft angeht.
Bei ASKÖ TEKAEF DONAU LINZ hat man sich darauf verständigt, den Gagenwahn manch anderer Klubs nicht mitzumachen. Wie schwierig ist es da, entsprechende Verstärkungen nach Kleinmünchen zu lotsen?
Wir bieten im Gesamtpaket um einiges mehr als die meisten anderen Vereine in der Liga. Unser Stadion ist mittlerweile ein Schmuckkästchen, der VIP-Club ist einzigartig im Amateurfußball, die Spieler werden medizinisch bestens betreut, der Verein hat einfach Klasse und Tradition. Durch den Obmannwechsel ist nochmals frischer Schwung in den Verein gekommen und es ist kein Zufall, dass begehrte Spieler wie Michael Reisinger oder Nicolas Wimmer bei Donau Linz bleiben.
ASKÖ TEKAEF DONAU LINZ hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut aufgestellt. Gibt’s für den Chefcoach dennoch unerfüllte Wünsche?
Der größte Wunsch wäre es, eine 1b-Mannschaft mit vielen jungen Talenten zu haben. Das sind wir noch ein Stück weg, aber auf dem Weg. Ein weiterer Wunsch wäre ein Kunstrasenplatz als Trainingsmöglichkeit. Bei 180 Kindern und zwei Kampfmannschaften kann man sich vorstellen, wie strapaziert unsere Rasenplätze sind. Finanziell ist das aber im Moment leider kein Thema, zudem fehlt hier die Unterstützung von der Sportstadt Linz.
Was macht für dich das Besondere an ASKÖ TEKAEF DONAU LINZ aus?
Dieser Verein lebt jeden Tag! Es tummeln sich ab vier Uhr nachmittags Unmengen an Mädchen und Buben verschiedenster Kulturen auf den Plätzen, die alle mit Leidenschaft Fußball spielen. ASKÖ TEKAEF DONAU LINZ leistet einen nicht abschätzbaren sozialen Beitrag, vor allem die Nachwuchstrainer bewundere ich für ihr Engagement und ihre Leidenschaft. Besonders hervorzuheben ist noch ein gewisser Kurt Baumgartner oder der „Baumi“. Warum und wieso, wissen aber denke ich alle, die diese Zeilen lesen.
Du bist ganz nebenbei auch noch Trainer der U9. Im Drogenmilieu würde man dich wohl als „hochgradig süchtig“ – allerdings nach Fußball – bezeichnen.
Mein Sohn spielt in der U9 und sein Trainer hat im Sommer aufgehört. Da ich sowieso gerne mit Kindern trainiere und ich dadurch sogar meinen Sohn öfters sehe, hab ich nicht lange überlegt. Mir ist es in den letzten Wochen sogar passiert, dass ich an einem Tag sechs Punkte gemacht habe: erst mit der U-9 und danach mit der Kampfmannschaft – gibt’s etwas Besseres? Im Ernst, Kinder zu trainieren ist genial, leider wird in den meisten Vereinen kein Wert auf den Nachwuchs gelegt.
Apropos Nachwuchs: Hier ist der Zulauf bei Donau derzeit enorm. Warum und welche Rolle spielt das für deine Arbeit?
Wir hatten im Bereich der Bambinis bis zur U10 einen enormen Zulauf in den letzten Wochen. Ich denke, es gibt immer weniger Vereine, die sich tatsächlich Gedanken machen, wie man mit Kindern und vor allem auch mit deren Eltern umgeht. Wir versuchen, unseren sozialen Auftrag in einem schwierigen Stadtteil von Linz wahrzunehmen und unsere Kinder im Vereinsleben zu integrieren. Wenn wir es schaffen, die Kids von der Straßenkriminalität, vom Drogenmilieu fernzuhalten und ihnen dabei vermitteln, wie wichtig Bewegung auch für ihre weitere körperliche Entwicklung ist, tragen wir auch einen wesentlichen gesundheitspolitischen Teil bei. Und das ist neben der fußballerischen Ausbildung eine mittlerweile selbstverständliche Leistung bei ASKÖ TEKAEF DONAU Linz, die von immer mehr Leuten honoriert wird.
Auch wenn es für den Klub offiziell keine Rolle spielt: Wie wichtig wäre für Sie persönlich der Aufstieg in die dritte Liga?
Das Reizvolle am Trainerjob ist nicht immer ligaabhängig. Ich finde hier für einen Amateurverein perfekte Bedingungen vor, die mir die Kraft geben, diesen Job gern und dadurch auch erfolgreich auszuüben. Mit dem neuen Obmann Rainer Schütz und Kurt Baumgartner habe ich zwei Freunde im Team, die mit aller Macht hinter mir und auch hinter unserer gemeinsamen Philosophie stehen. Rein sportlich gesehen reizt mich die dritte Liga natürlich. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Diese junge Mannschaft hat eine hervorragende Perspektive. Geld ist nicht immer der ausschlaggebende Punkt für Erfolg, auch wenn es mit dem aktuellen Budget unrealistisch ist, in den nächsten Jahren nach oben zu kommen – und vor allem dort zu bleiben.