Einer der bekanntesten Linzer Gastronomen will’s wissen: PIANINO-Boss Harald Katzmayr engagiert sich politisch und kandidiert auf dem attraktiven fünften Listenplatz für die Bürgermeister-Partei SPÖ. Ein ziemlich guter Grund für einen LINZA-Talk im PIANINO:
Harald, mit 60 Jahren wagst du den Sprung in die Politik. Warum gerade jetzt?
Das war natürlich ein absoluter Lebenstraum von mir (lacht) – nein, eigentlich war das alles überhaupt nicht vorgesehen. Aber ich liebe Linz und mir gefällt die Arbeit von Bürgermeister Klaus Luger. Und wenn man an mich herantritt, ob ich unterstützend oder helfend mitwirken kann, Linz besser zu machen, dann mache ich das.
Hättest du zu einer anderen Partei auch „Ja“ gesagt?
Für mich war klar: Wirklich gestalten kann man nur bei der Bürgermeister-Partei. Obwohl ich ganz ehrlich sagen muss, dass ich mich anfangs dagegen verwehrt habe, politisch aktiv zu werden. Nach längerem Überlegen war ich aber immer mehr überzeugt, dass ich einen positiven gestalterischen Beitrag leisten kann und habe Ja gesagt.
Wie politisch bist du grundsätzlich?
Ich komme ursprünglich aus einer ’schwarzen‘ Familie und bin eigentlich schon ein sehr politischer Mensch, weil in der Politik alles aus dem täglichen Leben zusammenkommt. Und eine Stadt wird nun mal nicht nur von der Politik, sondern auch sehr stark von der Gastronomie geprägt. Insofern konnte ich da gar nicht anders.
Du bist auf Platz 5 in der SPÖ-Wahlliste vorgesehen, also relativ weit vorne. Um welche Bereich wirst du dich im Gemeinderat kümmern?
Meine Agenda wäre auf jeden Fall die Wirtschaft, da ich ja auch im Vorstand vom City Ring mit über 400 Mitgliedsbetrieben tätig bin. Ich glaube, deswegen wurde man auch auf mich aufmerksam.
Die Gastronomie in Linz hat nicht nur wegen Corona mit Problemen zu kämpfen. Bis dato gab es im Gemeinderat kein Sprachrohr dieser Branche. Könntest du diese Rolle ausfüllen?
Ja durchaus, wobei Gastronomie und Handel ja sehr eng zusammenhängen. Man hat ja in der Corona-Krise gesehen, dass der Handel ohne Gastronomie ziemlich zu kämpfen hat. In Einkaufszentren kam der Handel ohne Gastronomie etwa auf nur 30 Prozent seines Umsatzes. Ich würde im Gemeinderat versuchen, sowohl den Handel als auch die Gastronomie zu stärken – und deren Rollen ins rechte Licht zu rücken. Beide bewegen in einer Stadt wie Linz enorm viel, das ist vielen oft gar nicht so richtig bewusst. Wir wurden und werden sehr oft unterschätzt.
In manchen Städten gibt es die Position eines „Nachtbürgermeisters“, der sich um alle Dinge kümmert, die beim Fortgehen, in der Gastronomie und im Nachtleben passieren. Nachtbürgermeister – Wäre das eine Rolle für dich?
(Lacht) Also der Begriff ‚Nachtbürgermeister‘ ist mir völlig neu, klingt aber interessant. Wir als PIANINO sind aber eher ein Tagesbetrieb, wir fangen um acht Uhr früh zum Kochen an, das Bar- und Nachtgeschäft nehmen wir quasi ’nur‘ mit.
Politisches Engagement polarisiert. Gab es auch negative Stimmen – zum Beispiel von Gästen oder Kunden aus anderen politischen Parteien?
Das war eine meiner größten Befürchtungen. Das Gegenteil war aber der Fall. Unter meinen Gästen sind sehr viele Unternehmer und Meinungsbildner, viele haben mir gratuliert und sogar ihre Unterstützung ausgesprochen. Es geht den meisten doch um die Persönlichkeiten und nicht um Parteien. Egal welche politischen Couleurs – uns alle eint eines: Linz voranzubringen.
Die wirkst stets sehr ausgeglichen, ruhig und zuvorkommend. Wie streitbar und „laut“ kann Harald Katzmayr sein, wenn’s um die Sache geht?
Emotionen gehören in jedem Beruf dazu. Wenn man mich wütend macht, kann ich auch wütend werden. Aber grundsätzlich steht für mich immer die Lösung im Vordergrund und nicht der Streit. Dabei ist es egal, von wem die Lösung kommt. Bei mir im Betrieb mit 30 Leuten haben wir das hervorragend umgesetzt, die Mitarbeiter kommen immer wieder mit Ideen und Lösungsansätzen zu mir. Wenn mich dabei was ärgert, dann nur die Tatsache, dass ich nicht selber draufgekommen bin.
Du bist mit Listenplatz 5 relativ weit vorne gereiht. Das bedeutet auch viel Verantwortung und eine Menge Arbeit im Gemeinderat. Geht sich das mit deinem intensiven Engagement im Pianino auch aus oder müssen die Gäste zukünftig mit weniger „Harry“ auskommen?
Mit dem Zeitmanagement wird es sicher etwas fordernd werden ab Herbst. Mein Motto lautet aber „Wer rastet der rostet“ – insofern habe ich auch mit 60 keine Angst vor einer neuen Herausforderung. Neus motiviert und begeistert mich. Oft schon gab es Dinge, von denen ich dachte ‚Das mache ich sicher nie‘ – und einige Jahre später war ich dann mittendrin. Das PIANINO wird sicher nicht darunter leiden, so viel kann ich versprechen. Und ich kann mir das politische Engagement auch nur erlauben, weil meine Mitarbeiter extrem selbstständig und top-engagiert im Einsatz sind.
Was gehört denn deiner Meinung nach in Linz verbessert?
Ich glaube, dass die Stadt Linz in ‚roter Hand‘ und unter Bürgermeister Klaus Luger sehr gut aufgehoben ist, aber ich will das niemanden aufoktroyieren. Ich bin auch überzeugt, dass das Land Oberösterreich mit Landeshauptmann Thomas Stelzer einen extrem kompetenten und weitsichtigen Mann an der Spitze hat. Die beiden arbeiten auch sehr gut zusammen. Vieles läuft gut, wir müssen aber zum Beispiel noch an der Infrastruktur arbeiten, dass die 120.000 Pendler gut in und durch die Stadt kommen. Grundsätzlich: Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer, selbst in einer Stadt wie Linz.