Ziemlich hungrig scheint man am 90km nördlich von Linz gelegenen Budweis Airport. Nach dem erfolgreichen Start des offiziellen Charterverkehrs Richtung Mittelmeer will man weiter wachsen. Flughafen-Direktor Ivan Trhlík nennt Winterziele wie die Kanaren, Ägypten, oder die Kapverden als mögliche neue Destinationen. Auch in den lukrativen Frachtverkehr will man einsteigen.
Seit August 2023 landen große Zivilflugzeuge in Südböhmen, der Flughafen Budweis ist damit der sechste internationale Airport Tschechiens. Flughafendirektor Ivan geht davon aus, dass man im ersten Jahr bereits am der 10.000 Passagiere-Marke kratzt. „2024 wollen wir von Mai bis Ende Oktober fliegen, in der darauffolgenden Wintersaison wollen wir Ziele wie die Kapverden, die Kanarischen Inseln, Ägypten oder Israel anfliegen“, sagt Trhlík im Interview mit der südböhmischen Zeitung SZ. Dazu sei man aktuell mit mehreren Fluggesellschaften in Verhandlung, darunter auch mit zwei ausländischen.
Ebenfalls auf der Agenda habe man das Thema Luftfracht, Spedition und Flugzeugwartung. Interesse aus der Branche gebe es bereits – auch die entsprechenden Unternehmen, die investieren wollen.
Seit Anfang August 2023 fliegt der Low-Coster Smartwings die Urlaubsziele Rhodos, Kreta und Antalya mit einer 189-sitzigen Boeing 737-800 an. Budweis will auch Fluggäste im Mühlviertel, Waldviertel und im Linzer Zentralraum locken – mit günstigen Flug- und kostenlosen Park-Tarifen sowie kurzen Wegen.
Budweis Airport: 24-Stunden-Betrieb möglich
Das vor drei Jahren errichtete, 5.000 Quadratmeter große Terminal des Budweis Airports umfasst Ankunft-Abflug-Bereich, Duty-Free-Shop und ein Snack & Fly-Angebot. Seit 2019 verfügt der Flughafen zudem über das Instrumentenlandesystem CAT1, das Präzisionsflüge – wie im kommerziellen internationalen Flugbetrieb üblich – ermöglicht. Die Landebahn mit 2.500 Metern Länge ist auch für Großraumflugzeuge geeignet. Mit einer 24-Stunden-Betriebsmöglichkeit (in Linz ist um Mitternacht Schluss) hat man gegenüber den heimischen Airports einen zusätzlichen Vorteil. Vom Linzer Zentralraum beträgt die Fahrzeit mit dem Auto gut eine Stunde.
Kommentar
In ersten Stellungnahmen schienen die Verantwortlichen des Linz Airports die Bestrebungen des südböhmischen Flughafens Budweis nicht ernst zu nehmen. Budweis könne Linz mit seinen über 200.000 Passagieren nicht das Wasser reichen, hieß es sinngemäß. Ein Grund zur Überheblichkeit besteht für Linz aber nicht wirklich: In den letzten Jahren gelang es kaum, Linz stärker ans Luftnetz anzubinden, außer ans Drehkreuz Frankfurt gab und gibt es keine einzige dauerhafte Linienverbindung. Und kommt doch mal eine neue Strecke dazu – so wie im Winter 2021/22 nach Gran Canaria – wird diese nach nur einer Saison wieder eingestellt.
„Sich ständig selbst mit dem Verweis auf den boomenden Luftfracht-Bereich zu beruhigen und auf die Schulter zu klopfen, ist auf Dauer zu wenig.„
Die fast schon inflationär verwendete Begründung, dass Linz so nah am Flughafen Wien (175km) liege und man da halt nichts machen könne, greift zu kurz. In Salzburg boomen die Linienverbindungen (14 an der Zahl, es gibt sogar eine Langstreckenverbindung nach Dubai) – trotz der Nähe zum Flughafen München (180km). Auch Graz hebt mit mittlerweile acht Linienverbindungen ab – und auch dort liegt man nahe an anderen großen Flughäfen wie Wien oder Zagreb (beide ca. 180km entfernt). Und sich ständig selbst mit dem Verweis auf den boomenden Luftfracht-Bereich zu beruhigen und auf die Schulter zu klopfen, ist auf Dauer zu wenig.
Irgendwo krankt es, wenn es der mit 700.000 Menschen zweitgrößte Ballungsraum Österreichs nicht schafft, ein halbwegs annehmbares Liniennetz anzubieten. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das offensive, mutige Budweis Linz den Rang abläuft. Hier wären auch die Stadt- und Landespolitik (als Eigentümer des Linz Airports) gefragt, endlich gewichtige und starke Akzente zu setzen.