Bürgermeister Klaus Luger präsentierte heute das Ergebnis seines Ideenwettbewerbs zur Nachnutzung des Jahrmarktgeländes Urfahr. Bei genauerem Nachfragen wird klar: Ein halbes Jahr nach der Sperre des dortigen Großparkplatzes hat die Stadt Linz weder ein Konzept, noch eine echte Idee oder gar einen Zeitplan. Selbst die für Februar versprochenen „Rahmenbedingungen zur Nachnutzung“ blieb man schuldig. Fix ist nur eines: Das Jahrmarktgelände wird noch länger brachliegen. Die politische Ernsthaftigkeit, dieses wohl wichtigste innerstädtische Entwicklungsprojekt auf Schiene zu bringen, ist bislang nicht erkennbar.
Bürgermeister Klaus Luger hält es in der Pressekonferenz zum Jahrmarktgelände ähnlich wie der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler Fred Sinowatz: „Es ist alles sehr schwierig“ ist die immer wieder zu hörende Kernaussage auf die Frage der Nachnutzung. Sitztreppen am Wasser? „Da müsste man erst prüfen, ob an der Lände dafür Platz ist.“ Ein Radler- und Fußgängersteg? „Die Rampen dafür wären städtebaulich ein Wahnsinn.“ Ein Zeitplan, wann das Jahrmarktgelände den Bürgern zur Verfügung steht? „Bis Sommer wird ausgearbeitet, was die Rahmenbedingungen für dort unten sind.“ Warum zum Teufel hat man diese Hausaufgabe nicht schon längst erledigt? Lustlos spricht Luger in weiterer Folge über das wahrscheinlich wichtigste innerstädtische Entwicklungsprojekt seit Jahrzehnten.
„Beachtliche 43 Likes“
Lustlos – das trifft auch auf den von der Stadt Linz über die Plattform www.meinlinz.at initiierten Ideenwettbewerb zur Nachnutzung des Jahrmarktgeländes zu. Eine nicht näher genannte, namenlose „Jury“ wählte aus 120 Ideen aus, die völlig ohne Vorgaben eingebracht werden konnten. In den Presseunterlagen wird (mit einem Anflug von Eigensatire?) von „beachtlichen 43 Likes“ gesprochen, die eines der Siegerprojekte erhielt. Echte Fachleute waren beim Ideenwettbewerb nicht erwünscht. Luger im O-Ton: „Hätten wir den Auftrag an Städteplaner erteilt, wäre das eine ziemliche Tragödie geworden.“ Schade, eine dermaßen prominente Fläche im Zentrum der Stadt in einem so seltsamen und lieblosen Prozess abzuhandeln. So geht man mit einem seriösen Ideenwettbewerb nicht um.
Andere Vorschläge – wie etwa einen von NEOS ins Leben gerufenen Innovationswettbewerb, bei dem von Fachleuten detailliert ausgearbeitete und durchdachte Ideen eingebracht wurden, nennt Luger etwas geringschätzig „diverse Privatinitiativen“, über die man eh auch diskutieren könne.
„Prall gefüllte Goodie-Bags“
Während es beim erwähnten NEOS-Wettbewerb um 12.500 pro Preisgeld ging – entsprechend ernsthaft und durchdacht waren die Sieger-Ideen – erhalten die Gewinner aus dem Ideenwettbewerb der Stadt „prall gefüllte Goodie-Bags“ – klingt irgendwie nach einem Bambini-Lauf, wo es im Ziel für jedes Bauxerl einen feinen Erdbeer-Schlecker als Belohnung gibt. Warum keine echten Preise und Auszeichnungen? Der Leiter der Stadtkommunikation, Jürgen Tröbinger erklärt das mit „internationalen Beispielen, die gezeigt haben, dass die Höhe des Preises sekundär ist, es geht den Leuten vielmehr um die Ideen.“ Und natürlich hätten auch budgetäre Überlegungen eine Rolle gespielt, so Tröbinger (NEOS verwendete für die finanzielle Auslobung ihres Wettbewerbs übrigens die Fraktionsförderung – auch ein Weg, den man hätte gehen können).
Und an eine Umsetzung der eingebrachten Ideen ist einmal mehr wohl ohnehin nicht ernsthaft gedacht, man werde die Vorschläge aber „als Anregungen diskutieren“. Bereits beim Projekt Hafencity landeten alle guten Ideen im Schreibtischladl – bestenfalls. Sorry, Herr Bürgermeister, aber dieser sorglose, lustlose Umgang mit den Ideen und dem Engagement der Bürger, aber auch mit der Zukunft des Jahrmarktgeländes ist einer innovativen Stadt wie Linz unwürdig. Der Sommer 2018 ist zwar vergeigt, aber es ist noch nicht zu spät, Herr Luger: Zurück an den Start!