Ein spannendes Jahr steht dem Verkehrsressort mit der Eröffnung der Westringbrücke bevor. Damit ergeben sich interessante Möglichkeiten zur Neuordnung des innerstädtischen Verkehrs, so Vzbgm. Martin Hajart im LINZA-Talk.
,Linz hat beim Radverkehr Aufholbedarf. Der Anteil ist von 7 auf 11 Prozent gestiegen. Stimmt die Richtung?
Ich will Linz zur lebenswertesten und sichersten Stadt machen. Und dabei geht es auch um mehr Mobilität: Für Öffis, Rad und Autos. Was Ihre Frage zum Radfahren betrifft: Ja, hier gibt noch viel zu tun, aber die Richtung stimmt. Wir haben 2023 zahlreiche Akzente gesetzt, um die Mobilitätswende in der Stadt voranzutreiben. So wollen wir weiter arbeiten. Mein erklärtes Ziel: Linz zur Fahrradstadt machen.
Wie viel Radanteil braucht es in Linz, um den perfekten Mobilitätsmix zu haben?
Mit dem nötigen Engagement sollte bis 2032 ein Anstieg auf 18 Prozent Radanteil erreichbar sein. Wie bereits erwähnt, ist dieser bereits von 7 auf nunmehr knapp 11 Prozent gestiegen. Das ist zwar einer der höchsten Rad-Anteile aller oö. Städte, jedoch angesichts des nationalen bzw. internationalen Vergleichs besteht noch Ausbaubedarf.
Bei den Investitionen für 2024 fließen 34,4 Mio. Euro in den Punkt “Straßenbau”, für Rad- und Gehwege sind davon nur zwei Mio. Euro vorgesehen – oder gerade mal 6 Prozent.
Vor meiner Zeit als Verkehrsreferent war das Linzer Budget für Radverkehrsplanungen mit 2 bis 3 EUR pro Einwohner:in im Vergleich zu anderen Städten sehr gering. Erst im Jahr 2023 gelang es, das Budget dafür auf über 10 EUR pro Einwohner:in anzuheben und damit besser an die Budgets vergleichbarer Städte anzugleichen. Das ist das Niveau, das wir budgetär zumindest beibehalten müssen.
Das Thema Rad löst aber auch nicht alle Verkehrsprobleme. Wo gilt es noch anzusetzen?
Wir müssen eine Öffi-Offensive hinlegen. Ein Meilenstein ist dabei jüngst durch die Einigung mit dem Land Oberösterreich gelungen, die den Weg für die Stadtbahn in Kombination mit der neuen O-Buslinie freimacht. Zusätzlich brauchen wir dringend einen Park-and-Ride-Ring rund um Linz. Denn wir sind vor allem durch den Pendler-Verkehr belastet. Ziel muss es sein, den Pendlern attraktive Umstiegsmöglichkeiten zu bieten.
Manche Linzer befürchten, dass ihnen das Autofahren madig gemacht werden soll – etwa durch den Wegfall von immer mehr Parkplätzen.
Das ist völliger Blödsinn. Der Parkdruck – insbesondere in der Innenstadt – kommt durch die kontinuierliche Verdichtung. Mehr Wohnraum bedeutet, dass hier mehr Menschen leben und diese haben meist auch Autos. Leider werden bei den Wohnbauten nicht ausreichend Tiefgaragenplätze errichtet, sondern man weicht immer wieder vom vorgeschriebenen Stellplatzschlüssel ab. Der bestehende Straßenraum an der Oberfläche ist nicht erweiterbar – zudem muss der öffentliche Raum weiterentwickelt werden, etwa um die sanfte Mobilität zu fördern bzw. die Aufenthaltsqualität zu steigern.
Mit der Westringbrücke brechen für die Innenstadt neue Zeiten an: Der Hauptplatz wird neu gedacht, ebenso die Nibelungenbrücke, wo mehr Platz für die Radler geschaffen wird. Was sind die Eckpunkte?
Die Fertigstellung der A26-Hängebrücke wird einer der entscheidenden Impulse für die Linzer Mobilitätswende sein – bietet sich doch damit die Chance, den Hauptplatz für den Durchzugsverkehr zu sperren und pro Richtung je einen zusätzlichen Fahrstreifen der Nibelungenbrücke für Radfahrer zu reservieren. Worüber jahrelang diskutiert wurde, wird im Jahr 2024 Realität.
„Die Fertigstellung der A26-Hängebrücke wird einer der entscheidenden Impulse für die Linzer Mobilitätswende sein.“
Was passiert mit der Hauptstraße Urfahr? Hier gab es bereits fixfertige Konzepte, die allesamt ruhen.Diese Konzepte sind die Grundlage für erste Umgestaltungsmaßnahmen. Jedoch müssen viele Änderungen, die sich maßgeblich auf den Verkehr in Urfahr auswirken, mitgedacht werden – etwa die neue S-Bahn durch die Reindlstraße und die Westringbrücke, die die Verkehrsflüsse ändern wird. Für eine
Umgestaltung der Hauptstraße soll in diesem Jahr ein Beteiligungsprozess gestartet werden. Ich kann mir eine Umgestaltung in Etappen vorstellen.
Ein Brennpunkt in Sachen Verkehr ist der Linzer Süden. Hier gab es viele Gespräche und Infoabende mit den Anrainern. Was konnte hier alles eingetütet werden?
Entscheidend für den Linzer Süden sind etwa Verbesserungen an den Kreuzungen vor und nach dem Mona-Lisa Tunnel, die wir sehr entschlossen vorantreiben. Von zentraler Bedeutung ist auch die verbesserte öffentliche Anbindung, hier sind wir stark von den ÖBB abhängig hinsichtlich 4-gleisigem Ausbau der Westbahnstrecke als Voraussetzung für eine Taktverdichtung der S-Bahn. Die Bus-Linien 13 und 14 sind aus unserer Sicht entscheidende Öffi Projekte, deren Finanzierung ehestmöglich durch den Gemeinderat sichergestellt werden muss. Andernfalls können wir im Süden keine Flächen mehr entwickeln.
„Wir brauchen eine Ostumfahrung, allerdings nicht durch Linzer Wohngebiet, sondern weiter östlich.“
In Sachen Ostumfahrung hat sich die Stadtpolitik fast geschlossen gegen die stadtnahe Trasse durch Ebelsberg positioniert. Der zuständige Landesrat Steinkeller geht weiter davon aus, dass bei dieser Streckenführung bleibt. Ausweg?
Wir brauchen eine Ostumfahrung, allerdings nicht durch Linzer Wohngebiet, sondern weiter östlich. Wenn Landesrat Günther Steinkellner diese deutlichen Aussagen fast aller Linzer Parteien nicht hören will, dann verkennt er die Zeichen der Zeit.
Beim Megaprojekt Linzer Stadtbahn ist der tatsächliche Baubeginn noch offen. Geht sich ein Spatenstich samt echtem Baubeginn bis zur Wahl 2027 aus?
Wir gehen von einem Baubeginn der Stadtbahn im Jahr 2028 aus. Das ist für ein solches Jahrhundertprojekt sehr ambitioniert. Die Planungen und auch die Behördenverfahren sind sehr komplex. Jedenfalls früher sollen die neue Obus-Linien im Linzer Osten in Betrieb gehen. Für die Bestellung der Busse soll im März-Gemeinderat der Beschluss gefasst werden.
Spannende Ideen gab es Ihrerseits auch für die Freizeitbereiche unter der Eisenbahn- und VOEST-Brücke. Bürgermeister Luger hat die Ideen aber abgeschasselt. Wie geht’ weiter?
Unser Ziel ist es, das Areal zwischen Eisenbahn- und Voest-Brücke zu einem attraktiven Hotspot für Sport- und Freizeitaktivitäten weiter zu entwickeln. Die Bereiche unter den beiden genannten Brücken sind deshalb so spannend, weil diese auch bei Schlechtwetter genutzt werden können.