Eigentlich sollte hier ein großes Jahres-Interview mit Landeshauptmann Thomas Stelzer folgen. Dazu kam es allerdings nicht: „Die Fragen sind bei unserer Presse(abteilung) zum Großteil nicht gut angekommen. Wollten sie (daher) nicht machen“, so die bizarre Mail-Antwort aus dem Landeshauptmann-Büro. Verweigerung wegen ein paar kritischer Fragen? So geht‘s nicht: Auch in Krisen muss man offen kommunizieren. Ein kommunikatives Ruhmesblatt wurde da nicht gerade abgeliefert. Wir haben der Presseabteilung die Arbeit abgenommen und einige unserer (eigentlich recht harmlosen) Original-Fragen selbst beantwortet – um zu zeigen, wie man es eleganter hätte machen können…
Pandemie, Lockdowns, die Wahlen… es war einmal mehr ein ganz besonders herausforderndes Jahr. Sind Sie froh, dass 2021 jetzt vorbei ist?
Ja und Nein. Trotz Krisenmodus und neuerlichem Lockdown gab es auch viele schöne Augenblicke. Momente des Zusammenhalts, des Gemeinsamen. Genau das muss auch unser Ziel sein: den Zusammenhalt stärken und ausbauen, niemanden ausgrenzen trotz unterschiedlicher Ansichten – ich rufe daher für 2022 das OÖ-Jahr des Zusammenhalts und der Zuversicht aus.
Rund um den letzten Lockdown haben Sie in einigen Entscheidungen nicht so sicher wie gewohnt gewirkt, was viel Schelte eingebracht hat. Auch Ihre Stellvertreterin Christine Haberlander wirkte – Stichwort ZiB-Interview – unsicher. Was war da los?
Auch wir sind keine Zauberer, auch für Christine Haberlander und mich ist die Pandemie völliges Neuland. Niemand kann erwarten, dass wir deshalb immer und sofort die richtigen Antworten auf Fragen haben, die vorher noch nie gestellt wurden. Wir sind auch nur Menschen. Aber wir lernen und werden mit ähnlichen zukünftigen Situationen noch besser umgehen.
Immer wieder war aus der Politik zu hören, wie gut Österreich durch die Krise gekommen sei. Unter dem Strich stehen wir aber nicht besser da als andere. Hätte man diese Zuspitzungen nicht sein lassen sollen?
Keine Frage, da war die eine oder andere Formulierung aus Wien unglücklich bis tollpatschig gewählt. Aber wie die extremen Kurven in der Pandemie gab es auch in der Einschätzung der Situation Ausschläge nach oben und unten, die der Ausnahmesituation geschuldet waren. Ich kann mich dafür nur entschuldigen.
Für die ÖVP war es kein leichtes Jahr. Wieviel Einmischung in die zuletzt im Bund getroffenen Entscheidungen rund um Sebastian Kurz gab es aus Oberösterreich?
Die ÖVP ist nach wie vor eine stark von den Bundesländern geprägte Partei – und das ist gut so. OÖ ist das führende wirtschaftliche Bundesland, warum sollte also von hier aus keine starke Stimme zu hören sein? Die Steigerungsform von Österreich lautet schließlich OBER-Österreich (lacht).
Welche Farbe ist Ihnen persönlich lieber: Türkis oder Schwarz?
Ach Gott, diese Frage musste ja kommen (lacht). Wissen Sie was? Diese Farbenspiele sind mir nicht grün. Wichtig ist doch, was am Ende herauskommt, nicht welche Farbe außen draufgepinselt ist. Aber wenn Sie mich schon nach meiner Lieblingsfarbe fragen: Am besten gefällt mir Weiß-Rot – die Farben von Oberösterreichs Landesfahne.
Mit der nicht allzu inhaltsschweren Position einer Staatssekretärin wurde eines der stärksten Bundesländer bei der Regierungsumbildung abgespeist, was einiges an Kritik einbrachte. Bleibt da unter dem Strich nicht auch etwas Enttäuschung zurück?
Warum sehen Sie das denn so negativ? Der Jugend eine Chance zu geben, ist nie verkehrt. Mit Claudia Plakolm haben wir eine junge, taffe und zielstrebige Persönlichkeit in Wien sitzen, die niemand unterschätzen sollte.
War der Ton seitens der Regierung gegenüber den Verunsicherten, Kritikern und Gegnern der Corona-Maßnahmen nicht zu rau? Hätte man nicht viel mehr versuchen müssen, die Menschen mitzunehmen, anstatt ständig Drohungen auszusprechen oder alle durchwegs als Radikale hinzustellen?
Die Impfung war und ist aktuell die einzige effektive Möglichkeit, der Lockdownfalle zu entkommen. Auch wenn ich daher null Verständnis für Verharmlosungen und manche Aktionen der sogenannten „Impfkritiker“ habe: Ja, es sind in der Kommunikation durchaus Fehler passiert. Jetzt gilt es, aufeinander zuzugehen und Ängste abzubauen. Wir können unseren Teil dazu beitragen, indem wir die Zulassung der sog. „Totimpfstoffe“ forcieren und auch im Medikamentenbereich Akzente setzen. Nur strafen, drohen und gegenseitige Beschimpfungen führt in die Sackgasse.
Ihre drei Wünsche an das Jahr 2022?
Zusammenhalten, Verbinden und vor allem nach vorne schauen.