Die österreichische Bundesliga glänzte in ihrer Geschichte nicht wirklich mit Weltstars, geschweige denn konnte sie je in einem Atemzug mit den Top-Ligen Europas genannt werden. Doch manchmal, ganz selten, docken auch absolute Weltstars in Österreich an. In Linz war das vor bald 29 Jahren, im September 1995, der Fall: Mit Hugo Sanchez wechselte der mehrfache spanische Torschützenkönig bei Real Madrid und Träger des Goldenen Schuhs an die Donau – zum damaligen FC Linz in die – oha – zweite Liga!
Mario Kempes, Torschützenkönig und Weltmeister bei der WM 1978 in Argentinien, landete im Jänner 1986 bei der Vienna und spielte dort im damaligen Mittleren Play Off vor bestenfalls ein paar tausend Fans auf der Hohen Warte – unfassbar und eine absolute Weltsensation, war Superstar Kempes damals doch erst 32 Jahre alt.
Ein ähnliches Erdbeben ereignete sich in Oberösterreich nur zwei Jahre später: Mit 36 wechselte Oleg Blochin, ukrainischer Superstar und 101-facher sowjetischer Teamspieler, in die absolute Provinz zu Vorwärts Steyr – ebenfalls in die zweite Liga. In 49 Spielen gelangen ihm neun Tore.
Hugo kommt nach Linz
Sieben Jahre später dann der nächste atemberaubende Clou: Der damals wohl legendärste Weltstar, der Mexikaner Hugo Sanchez, sollte zum FC Linz in die zweite Liga wechseln. Der Linzer Trainer Heinz Hochhauser formte ein junges Team ohne große Namen und mit nur 21,5 Jahren Altersdurchschnitt. Nach dem Weggang von Christian „Büffel“ Stumpf zum SK Rapid fehlte der jungen Truppe eine Galionsfigur. Diese sollte im 37-jährigen mexikanischen Ausnahmekicker Hugo Sanchez gewonnen werden.
Vor sieben TV-Stationen in Mexiko-City verlautbarte der fünffache spanische Torschützenkönig und Gewinner des Goldenen Schuhs (1990 bei Real Madrid), Hugo Sanchez, im September 1995, dass er zum FC Linz wechselt. Eingefädelt hatte den Deal der damalige FC Linz-Manager und heutge LASK-Vizepräsident Jürgen Werner. Als erste Gerüchte über Kontakte mit Sanchez publik wurden, lachte halb Österreich über die vermeintliche Zeitungsente – aber es wurde fast skurrile Realität: „Hugoal“ kam wirklich nach Linz.
Jubel-Empfang in Hörsching
Als Sanchez in Linz-Hörsching aus dem Flugzeug stieg, wurde vom späteren LINZA-Herausgeber Willi Holzleitner von der Aussichtsterrasse des Airports ein Ball hinuntergeworfen. Hugo schnappte sich die Kugel und gaberlte eine Minute lang zum Gaudium der gut gefüllte Terrasse am Rollfeld.
Debüt in St. Pölten
Am 22. September 1995 debütierte Sanchez beim Auswärtsspiel der Linzer in St. Pölten. In der 65. Minute versagte das Flutlicht, das Spiel wurde abgebrochen, Sanchez ging (noch) leer aus. Fünf Tage später dann die Premiere in Linz: 4.000 kamen (auf die Gugl), sahen und siegten gemeinsam mit Hugo Sanchez über die Vienna, der Mexikaner steuerte zwei Treffer zum 4:0 bei und zeigte danach erstmals seinen legendären Salto.
Die junge FC Linz-Mannschaft marschierte durch die zweite Liga. der 58-fache Teamspieler Hugo Sanchez glänzte nicht immer, aber seine Präsenz alleine reichte aus, um einen Ruck durch die Mannschaft gehen zu lassen. Bereits fünf Runden vor Schluss hatte der Tabellenführer aus Linz auf den schärfsten Verfolger SV Gerasdorf zwölf Punkte Vorsprung, der Aufstieg war perfekt.
Am Ende der Saison kam „Hugoal“ auf sechs Treffer in 20 Spielen und die Fans auf unzählige schöne Momente, von denen die älteren Semster heute noch schwärmen. In der ersten Liga – nach dem Aufstieg – spielte Hugo nicht mehr, sein Gastspiel war auf eine Saison ausgelegt, was seinen Kultstatus nur unterstreicht. Never forget HUGO SANCHEZ!