Im November 2017 stieg Eva-Maria Holzleitner als-24-Jährige für die SPÖ in den Nationalrat ein. Als Mitglied des „Ibiza“-U-Ausschusses steht die junge Oberösterreicherin im österreichweiten Rampenlicht. Im Juni 2021 übernimmt Holzleitner von Gabriele Heinisch-Hosek den Vorsitz der SPÖ Frauen.
Es war fast schon ein klassischer Weg in die Politik: Erst Schülervertretung, dann Hochschülerschaft und schließlich der Einstieg bei der SPÖ in Wels, wo sie 2015 in den Gemeinderat und zwei Jahre später in den Nationalrat einzog. „Ich komme eigentlich aus einem komplett schwarzen Haushalt, ich bin quasi das ‚Rote Schaf‘ in der Familie“, lacht Eva Holzleitner.
Sie sind 2017 mit 24 Jahren in den Nationalrat eingezogen. Wie haben Sie als eine der jüngsten Verteterinnen im Hohen Haus die ersten Wochen erlebt?
Einerseits sehr demütig, weil man als einer von 183 Abgeordneten mit dabei sein darf, die Zukunft von Österreich zu gestalten. Andererseits war da auch extreme Freude und Erwartung. Mir war aber immer auch die Verantwortung und der Ernst dieser Aufgabe klar. Beim klassischen „Ich gelobe“ sind mir dann sogar richtig die Knie geschlottert (lacht).
Im Fußball ist es so, dass der Jüngste, der in die Mannschaft nachrückt, anfangs die Schuhe der Älteren putzen muss.
Gerade 2017 sind im Nationalrat einige Junge nachgerückt. Da hat man schon gemerkt, dass man von einigen Kollegen der anderen Fraktionen im Hohen Haus sich schon erst den Respekt verdienen musste. Man muss wie überall erst zeigen, was man drauf hat.
Ist es aber gleichzeitig nicht auch frustrierend, wenn man als junger Mensch in den Nationalrat kommt und dann merkt, dass man doch nicht alles ‚umdrehen‘ kann – Stichwort Klubzwang?
Ich bin schon Realistin – vor allem wenn man weiß, dass die SPÖ in Opposition ist, ist schon klar, dass man aufgrund der Mehrheiten nur wenig Gestaltungsspielraum hat. Nichtsdestotrotz gilt es, eigene Vorschläge und Anträge einzubringen.
Sie sitzen sogar im Ibiza U-Ausschuss als Vertreterin der SPÖ und als eines von nur 13 Mitgliedern. Wie frei sind Sie hier, um auch persönliche Fragen zu stellen?
Wie in jedem Ausschuss bespricht man sich vor den Sitzungen innerhalb der Fraktion. Akten durchlesen und die Fragen ausformulieren obliegt dann aber jedem Mitglied selbst.
Immer wieder hört man, die U-Ausschüsse seien ohnehin nur eine reine Polit-Show ohne rechtliche Konsequenzen.
Das mit den rechtlichen Konsequenzen stimmt, aber das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir sind kein Gericht. Bezüglich Inszenierung: Mir kommt aktuell vor, dass der Vorsitzende sich selbst am meisten darstellt. Nachdem Wolfgang Sobotka ein Polit-Vollblutprofi ist, weiß er ganz genau, wie man etwas inszeniert. Sobotka ist nicht unbedingt der sachlichste Vorsitzende.
Wie sehen Sie als junger Mensch den Niedergang der Sozialdemokratie in fast ganz Europa: Ihre Heimatstadt Wels ist ein gutes Beispiel dafür. 2003 gab’s noch 54,6 Prozent der Stimmen, bei der letzten Wahl waren’s nur mehr 26,9 Prozent.
Ich glaube, auf kommunaler Ebene punkten wir wieder stark, auch mit unserem Programm mit den sozialdemokratischen Grundwerten – etwa der Forderung nach ordentlicher Kinderbetreuung und günstigem Wohnen. Ich hoffe, dass wir 2021 nicht nur in Wels, sondern auch im Land punkten.
Bürgermeister Rabl macht einen guten Job. Stellen die Welser SPÖ dennoch den Bürgermeisteranspruch, obwohl die Zeichen eher nicht auf ‚Change‘ stehen?
Bürgermeister Rabl betreibt Brot und Spiele, durch den Verkauf der Sparkassen OÖ-Anteile hat man Geld in die Stadtkassen gespült. Es gab aber auch in vielen Bereichen Rückschritte.
Und was ist in Oberösterreich drin? In den Umfragen grundelt die Landes-SPÖ weiter bei ihren historischen Tiefstwerten herum, während Landeshauptmann Stelzer teilweise auf über 40 Prozent kommt.
Viele Leute wollen Schwarz-Blau nicht mehr. Ein Plus ist auf jeden Fall möglich. Studiengebühren bei den FHs oder günstiges Wohnen – das sind Themen, wo wir sicher punkten können.
Und wird Birgit Gerstorfer wieder als Spitzenkandidatin in die Wahl 21 gehen?
Sie ist unumstritten und wird uns in die Wahl führen, davon gehe ich aus.