Nach den Vogerln kommen jetzt die Engerln: Mit Beteiligung von 60 Künstlern und 38 Kunstprojekten wird das Engel-Thema auf hintergründige Weise beleuchtet. Gelingen soll das mit einer ausgewogenen Mischung aus künstlerischen Neuproduktionen, die ganz spezifisch auf Ort oder Raum reagieren und thematisch interessanten Kunstwerken.
Für den „Andere Engel“- Höhenrausch wurde ein umfangreiches Netz aus Kooperationen geknüpft. Eine fachübergreifende Gruppe aus Lehrenden und Studierenden der Anton Bruckner Privatuniversität hat gemeinsam mit dem Bildhauer Josef Baier ein Workshop-Programm für den Höhenrausch entwickelt: eine Geschichte über schwarze und weiße Engel, die mit Kindern erarbeitet und als Ferienprogramm im Sommer angeboten wird. Josef Baier hat dafür auf dem Dach der Passage einen eigenen Klanggarten installiert.
Die Engel – ein Fall für die Kulturwissenschaften
Engel sind nicht nur „imaginär“, sondern auch mehrdeutig und widersprüchlich, jedenfalls nicht leicht zu fassen. Je nach Kulturkreis werden sie mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen. Sie sind freundlich und segenbringend, können aber, zum Beispiel als gefallene Engel, auch böse sein.
Die Ausstellung bietet deshalb verschiedene Zugänge und Sichtweisen an, die einander gegenüber stehen und sich nicht zu einem harmonischen Ganzen verbinden wollen: Alltagsengel, fremde Engel, biblische Engel, aber auch Doppelgänger, Schatten, Zwillinge und Spiegelbilder – die nur scheinbar mit dem Thema wenig zu tun haben. Kulturphilosophisch gesehen haben die Engel nämlich noch eine ganz andere Identität als wir es gewohnt sind: Sie sind unser eigenes Fremdes, sie bilden einen abgespaltenen Teil unseres Selbst; vermutlich zuerst als innere Stimme, danach als Schatten und Spiegelbild; spätestens seit der Romantik als erschreckende Doppelgänger.
Musikalische Engel
Auf dem Höhenrausch-Parcours spielt auch der Themenkomplex „Engel & Musik“ eine wichtige Rolle. Die Sphäre der Musik, als Ausdruck einer universalen Sprache, von allen Kulturen und Epochen verstanden, wurde kulturhistorisch immer wieder mit dem Engelhaften in Verbindung gebracht. So schrieb z.B. der schottische Historiker Thomas Carlyle: »Music is well said to be the speech of angels«, Musik ist das Sprechen der Engel. Dieses „Sprechen“ der Engel wird auf dem Höhenrausch auf unterschiedliche Weise hörbar gemacht.
Als Engelkonzert in der Ursulinenkirche ebenso wie auf dem Keine Sorgen Turm, wo sieben zeitgenössische Komponisten Chormusik-Miniaturen in einer auf und ab fahrenden Klangkapsel präsentieren. Georg Nussbaumer hingegen lässt das Klavier mit den Flügeln schlagen und macht es im wörtlichen Sinn zu einem tönenden Erz-Engel. Auf dem Flachdach der Passage baut Josef Baier einen Klanggarten aus sphärischen Skulpturen und Instrumenten, die bei den Kinder-Workshops der Bruckneruniversität eine wichtige Rolle spielen. Am Ausblick Richtung Landstraße zeigt der bekannte belgische Künstler Chris Martin erstmals in Österreich seine stumme schwingende Glocke – Schwingungen statt Töne.
HÖHENRAUSCH 2016
21. Mai – 16. Oktober 2016
täglich 10.00 – 20.30 Uhr
www.hoehenrausch.at
info@ooekulturquartier.at
Tel: 0732.784178-52555