Die Donau war einst Heimat von echten „Monstern“: Noch im vorigen Jahrhundert lebten bis zu sechs Meter lange Hausen (Störe) in der Donau, ehe Überfischung und der Kraftwerksbau deren Lebensgrundlage zerstörte. Jetzt kehrt einer der größten Süßwasserfische der Welt vielleicht wieder dauerhaft in die Donau zurück – dank eines erfolgreichen, fast 12 Millionen schweren Wiederansiedlungsprojekts.
Aktuell sind Welse die größten Fische in der Donau. Lässt man diese in Ruhe alt werden, entwickeln sich nach biologischen Hochrechnungen über 100-jährige Exemplare von drei Metern Länge und 300 kg Lebendgewicht. Als größter und schwerster Riesenwels aller Zeiten gilt ein mit Netzen 1761 in der Oder gefangenes Exemplar. Der gewaltige Fisch wog ohne Eingeweide 375 Kilogramm.
Noch viel größer werden – oder besser gesagt wurden die Donau-Störe (Hausen). 27 Arten gibt es weltweit, sechs davon waren in der Donau heimisch. Aktuell gibt es in Österreich nur mehr eine wildlebende Störart, den Sterlet. Aber auch er kommt nur nur noch selten vor, etwa in einem 15 Kilometer langen Abschnitt der Donau bei Aschach in Oberösterreich – und neuerdings auch wieder in der Donau östlich von Wien.
Bereits vor mehr als 200 Millionen Jahren bewohnten Störe Flüsse und Meeresküsten. Sie zählen zu den größten Fischen der Welt. Der einst in der Donau heimische Beluga-Stör wurde über 6 Meter lang und war 1,5 Tonnen schwer. Aus dem 19. Jahrhundert liegen Berichte über noch größere Tiere mit einer Länge von acht Metern und einem Gewicht von über drei Tonnen vor, die Berichte sind allerdings nicht belegt.
Die Störfischerei an der Donau ist seit mindestens 3.500 v.Chr. belegt. So waren an der Donau stationierte römische Legionen zu manchen Zeiten vom Hausenfang als Nahrungsquelle abhängig.
Der einst in der Donau heimische Beluga-Stör wurde über 6 Meter lang und war 1,5 Tonnen schwer.
Störe können bis zu 100 Jahre alt werden und legen zur Fortpflanzung weite Strecken zurück, was aufgrund der Kraftwerke heute kaum noch möglich ist. Störe können vom Schwarzen Meer nur noch etwa 860 km die Donau hochwandern, dann unterbrechen zwei Staudämme am Eisernen Tor zwischen Serbien und Rumänien die Jahrtausende alte Laichroute. Die riesigen Staudämme wurden in den 1970er und 1980er Jahren errichtet und sind für Fische unüberwindbar, die Lebensräume oberhalb sind seither verloren. Eine Fischaufstiegshilfe müsste diese Barriere für Störe – und andere wandernde Fischarten – passierbar machen und Laichwanderungen wieder ermöglichen.
Fischaufstiegshilfen in Planung
Ab 2027 soll die Donau für Fische zumindest von Rumänien bis ins deutsche Rosenheim durchgehend passierbar sein. Dazu werden bei den Kraftwerken Schärding-Neuhaus, Passau-Ingling, Jochenstein, Aschach und Ybbs-Persenbeug Fischwanderhilfen errichtet. Das Projekt kostet 60 Millionen Euro. Zusätzlich werden an Inn und Donau Schotterbänke und natürliche Uferzonen geschaffen, um Lebensräume und Laichzonen für Fische zurückzugewinnen.
Wiederansiedelung des Störs: Vorzeigeprojekt verlängert
Seit 2016 wurden im Nationalpark Donauauen östlich von Wien im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts 240.000 Sterlets in der Donau ausgewildert, die mittlerweile bereits natürlichen Nachwuchs bekommen haben. Zuletzt wurden im Oktober 2022 weitere Störe in die Donau ausgesetzt. Das Projekt folgt auf das heuer erfolgreich abgeschlossene Projekt „LIFE-Sterlet“, bei dem die Universität für Bodenkultur (BOKU) eine Sterletaufzuchtstation auf der Donauinsel in Wien aufgebaut hat.
Zusätzlich zum Sterlet in der Oberen und Mittleren Donau sollen nun auch die Arten Waxdick, Sternhausen und Hausen in der Unteren Donau vor dem Aussterben bewahrt werden.
Ziel ist die Fortführung des aufgebauten Know-hows beim Aufbau einer schwimmenden Aufzuchtstation an der Donau. Das Schiff (MS Negrelli) wird vom Projektpartner viadonau gestellt, der Liegeplatz befindet sich an der Donauinsel von der Stadt Wien.
Der Fokus liegt auf insgesamt vier Stör-Arten – zusätzlich zum Sterlet in der Oberen und Mittleren Donau sollen nun auch die Arten Waxdick, Sternhausen und Hausen in der Unteren Donau vor dem Aussterben bewahrt bzw. wiederangesiedelt werden.
Die Leitung des Projekts liegt bei der BOKU und läuft bis Ende 2029, das Projektvolumen beträgt insgesamt 11,8 Mio. Euro (67% erfolgt durch das EU-Projekt LIFE), den Großteil der Kofinanzierung tragen BML und viadonau mit jeweils 1 Mio. Euro und Stadt Wien mit 500.000 Euro. Weitere Unterstützung kommt unter anderem von den Landesfischereiverbänden aus Niederösterreich, Oberösterreich und Wien, sowie vom Nationalpark Donauauen.