Seit 25 Jahren bildet Erwin Schodka mit seinem Lokal ‚Hasenstall‘ das Herz der Urfahraner Hauptstraße. Als Gastronom hat er das Ohr ganz nah an den Leuten. Jetzt nimmt der Wirt, der auch der Vorsitzende der IG Hauptstraße ist, zur Diskussion der Neugestaltung der Urfahraner Zentrums mit einem Hilfeschrei klar Stellung.
Erwin Schodka – seit 25 Jahren erleben Sie mit Ihrem Lokal ‚Hasenstall‘ quasi aus der ersten Reihe fußfrei die Höhen und Tiefen der Hauptstraßen Urfahr mit. Wie war diese Zeit?
Schlimmer wurde es vor allem mit dem Verkehr – und hier speziell der Schwerverkehr. Tanklaster, Riesenfuhren mit Baumstämmen aus dem oberen Mühlviertel und Mischmaschinen donnern hier durch – noch dazu die Geschwindigkeit der LKWs, die ohne schauen über die Zebrastreifen rasen. Die 30km/h-Begrenzung juckt hier keinen.
Hat es von der Politik in den letzten 25 Jahren eigentlich nie eine Initiative gegeben, die Situation in der Urfahraner Hauptstraße zu verbessern?
Nein, nie. Erst seit den letzten eineinhalb Jahren tut sich endlich was. Von unserer Seite wird schon seit vielen Jahren gefordert, etwas zu tun. Wir sind in Diskussionsrunden zusammengesessen, haben uns an die Politik gewandt, aber man hat uns nicht mal angehört – weder von der Wirtschaft noch von der Politik.
Als alteingesessener Wirt und Vorsitzender der IG Hauptstraße kennen Sie die Stimmung hier ganz gut. Was wäre denn die ideale Lösung für die Hauptstraße?
Hier gehört endlich und ohne Verzögerung eine Fußgängerzone eingerichtet. Sehr viele meiner Stammgäste sind aus dem Grätzel hier und es gibt fast keinen, der das nicht auch so sieht. Damit wäre der unzumutbare Verkehr aus der Hauptstraße draußen und wir können endlich einen adäquaten Mittelpunkt für den Stadtteil Urfahr schaffen.
Es gibt mittlerweile verschiedene Ansätze. Zusätzlich hat sich kürzlich eine Bürgerinitiative Hauptstraße gebildet – diese wünscht sich, dass sich aktuell nichts ändert bzw. mittelfristig die Straßenbahn in die Hauptstraße verlegt wird, um das Viertel zu beleben.
Diese Leute sollen sich mal zu mir in den Gastgarten setzen und den täglichen Wahnsinn mit Lärm, LKW und Abgasen miterleben. Und wenn hier durch die enge Hauptstraße alle drei Minuten eine Straßenbahn durchdonnert, ginge der Lärm-Wahnsinn unvermindert weiter, zudem wäre für die Fußgängerzone gar kein Platz mehr. Von den Kosten einer Straßenbahnverlegung ganz zu schweigen. Eine absolute Schnapsidee.
Manche Anrainer oder Wirtschaftstreibende wie die Konditorei Jindrak sagen, eine Fußgängerzone geht nicht, weil die Parkplätze in der Hauptstraße unbedingt erhalten bleiben müssen.
Das sehe ich nicht so. Man muss nur an die Landstraße denken, was es da damals für Proteste gab wegen der weggefallenen Parkplätze. Heute werden Sie keinen einzigen Geschäftsinhaber finden, der sich den Verkehr dort zurückwünscht. Wir haben außerdem das Glück, dass wir direkt angrenzend eine riesengroße kostenlose Parkgarage haben. Dort ist immer Platz. Nur ein Beispiel: Ich bin vorhin gerade reingefahren – an der Einfahrtstafel stand „207 Plätze frei“. Zudem haben wir viele Seitenstraßen mit jeder Menge Parkfläche. Und für die, die wirklich eine Zufahrtsmöglichkeit brauchen, kann man Sondergenehmigungen ausstellen, das funktioniert auf der Landstraße ja auch perfekt.
Früher gab es hier auch ein Hauptstraßenfest und andere Aktivitäten. Bis auf den Flohmarkt im Frühling herrscht jetzt aber tote Hose. Warum eigentlich?
Alle Events und Veranstaltungen der Stadt fokussieren sich auf die Landstraße, wo die Frequenz sowieso sehr hoch ist. Warum kann man ein Pflasterspektakel nicht auch in die Hauptstraße herüberziehen? Oder das Steiermarkfest? Man könnte die Hauptstraße locker mal für einen Tag sperren und beleben, aber dafür fehlte seitens der Politik in den letzten 25 Jahren leider der Wille. Man hat uns einfach vergessen.
Wie sehen Sie das Engagement von Ernst Kirchmayr mit der Lentia City – war das für die Hauptstraße eher positiv oder negativ?
Am Anfang negativ, jetzt aber durchwegs positiv. Ohne Lentia City wäre die Hauptstraße schon lange komplett tot.
Haben Sie nach 25 Jahren des Vertröstet-Werdens und der Untätigkeit seitens der Politik überhaupt noch den Glauben daran, dass sich die Situation zum Besseren wendet?
Ich hoffe – und das so bald wie möglich. Es darf einfach keine Verzögerungen mehr geben. Noch ist es nicht zu spät, aber das endlose Diskutieren und Vertrösten muss endlich ein Ende haben.