Bereits vor Jahren war alles klar mit der Neugestaltung der Urfahraner Hauptstraße, sogar eine für Linz vorbildliche Anrainerbefragung wurde durchgeführt. Doch wie so oft versandete auch dieses Vorhaben. Wann die nördliche Verlängerung der Landstraße die seit Jahrzehnten verzögerte Aufwertung erfährt, ist offener denn je. Im Gegenzug ist der Leerstand besorgniserregend hoch, die Politik sieht die Probleme immer noch nicht im notwendigen Ausmaß.
Ein klares Ergebnis brachte das 2016 von Ex-Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein und Gemeinderat Lorenz Potocnik (Linzplus) initiierte Bürgerbeteiligungsverfahren zur Neugestaltung der verkehrsbelasteten Urfahraner Hauptstraße: Fast 65 Prozent wünschten sich damals eine Begegnungs- oder Fußgängerzone, lediglich 19,1 Prozent wollen die Hauptstraße in ihrer derzeitigen Form erhalten. Die Linzer ÖVP wollte als Gegenmodell die Verlegung der Straßenbahn durch die gesamte Länge der Hauptstraße. „Wir erwarten uns von der Politik, dass sie das Umfrageergebnis respektiert“, forderten damals 13 maßgebliche Unternehmer und Handelsbetriebe der Hauptstraße in einem offenen Brief Richtung Rathaus. Passiert ist seitdem freilich einmal mehr nix.

2022 rief Hajart-Vorgänger Bernhard Baier einen „Neustart der Diskussion“ aus. „Es konnten für Straßenraumgestaltung in der Hauptstraße Mittel sichergestellt werden. Im aktuellen Doppelbudget stehen dafür 500.000 zur Verfügung“, sagte Baier damals. Was mit dem Geld geschah, weiß keiner. „Wir warten mittlerweile seit 30 Jahren auf eine Lösung. Es darf einfach keine Verzögerungen mehr geben. Das endlose Diskutieren und Vertrösten muss endlich ein Ende haben“, sagt mit Hasenstall-Wirt Erwin Schotka eine absolute Hauptstraßen-Koryphäe. Und weiter: „Hier gehört endlich und ohne Verzögerung eine Fußgängerzone eingerichtet. Sehr viele meiner Stammgäste sind aus dem Grätzel hier und es gibt fast keinen, der das nicht auch so sieht. Damit wäre der unzumutbare Verkehr aus der Hauptstraße draußen und wir können endlich einen adäquaten Mittelpunkt für den Stadtteil Urfahr schaffen.“
„Wie viele Diskussionen braucht es noch, bis endlich gehandelt wird?“
Und jetzt wurde offensichtlich die Eröffnung der Westringbrücke verpasst. Es wurde zwar ein neuer Radweg auf der Nibelungenbrücke geplant, Planungen für eine neue Verkehrsführung rund um die Hauptstraße gibt es aber nicht. Bezeichnend für den weiteren Niedergang ist auch der mittlerweile enorme Leerstand und die teilweise Verwahrlosung der Urfahraner Hauptstraße, dazu kommt ein immer größere Bettlerproblem, für das sich niemand zuständig fühlt. Im Dezember wurde bei einer Diskussionsveranstaltung zwar – wieder einmal – von einem neuen „Mobilitätskonzept“ und „ersten Schritten, die im kommenden Jahr umgesetzt werden“, geredet. Aber wieviel wiegen solche Worte – nach Jahrzehnten des Stillstands?

Ein nüchternes Urteil kommt von Stadtplaner Lorenz Potocnik, der die Umgestaltungsdiskussion 2016 einleitete: „Trotz klarer Konzepte und positiver Beispiele aus anderen Städten ist die Urfahraner Hauptstraße auch neun Jahre danach, 2025, noch immer eine Verkehrshölle. LKWs, Busse, viel zu schmale Gehwege, wertvoller Raum, der durch parkende Autos verstellt wird. In der Luger-Ära wurde die Chance vertan, mutig neue Wege zu gehen. Wie viele Diskussionen braucht es noch, bis endlich gehandelt wird?“
