Rätselraten um Christine Haberlander: In der größten Gesundheitskrise der letzten 100 Jahre geht die zuständige Landesrätin immer öfter auf Tauchstation. Und wenn sie irgendwo öffentlich auftritt, zeigt sie sich unsicher, passiv und fast schon ängstlich. Der legendäre Toni Pfeffer würde sagen: „Hoch gewinnt sie’s nimma, die Haberlander.“ Auch ÖVP-intern gilt die im Jahr 2017 so engagiert gestartete Haberlander mittlerweile als Wackelkandidatin.
Als Christine Haberlander im April 2017 ihr Amt als Landesrätin für Bildung, Frauen und Gesundheit antrat, waren viele beeindruckt. Eine echte Powerfrau, der man schon nach wenigen Wochen zutraute, in zehn oder 15 Jahren Thomas Stelzer zu beerben und als erste Landeshauptfrau Oberösterreichs in die Geschichtsbücher einzugehen.
Seitdem baute Haberlander kontinuierlich ab. Manche meinen: In den letzten beiden Jahren hat sie sich redlich bemüht, den Titel „Schönwetterpolitikerin“ zu erobern. Immer wenn es eng wurde oder irgendwo im Gesundheitsressort Probleme auftauchten, wurden Haberlander-Auftritte Mangelware – und die Frau Landesrätin tauchte ab. Die versprochene Coronaprämie für das Krankenhauspersonal etwa (Steuergeld verteilen – eigentlich eine leicht zu turnende Pflichtübung) war eine unendlich schwere Geburt, die letzten Endes dann nicht von Haberlander, sondern vom Landeshauptmann gestemmt wurde.
Oder als es Diskussionen um das Gehalt des Neuen Geschäftsführers der Kepler Universitätsklinikum GmbH, Franz Harnoncourt, gab, tat sich Haberlander schwer mit dem Argumentieren – statt klipp und klar zu sagen: „Spitzenmanager verdienen zurecht ein Spitzengehalt – und Basta.“ Aber das hätte Gegenwind bedeutet – und den schätzt Haberlander nicht sonderlich.
Mit Kritik der politischen Mitbewerber umgehen ist für Haberlander auch so ein Thema. Da werden relativ simpel zu beantwortende Anfragen – etwa jene von SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder zu den aktuellen OP-Wartezeiten – schon mal ignoriert: Für so knifflige Fragen sei „der falsche Zeitpunkt“. Offensive Kommunikation geht anders.
Und auch jetzt bei der Einführung der umstrittenen Impfpflicht: Statt in Oberösterreich in der ersten Reihe zu stehen und zur von der OÖVP mitgetragenen Maßnahme zu stehen, ist Haberlander einmal mehr nicht greifbar. Mehr Gesundheitskrise als jetzt geht nicht – und jene Frau, die das alles managen, erklären und die Maßnahmen schmackhaft machen soll, ist absent.
Dazu passt auch, dass Haberlander ihre medialen Auftritte rund um die Coronakrise unsicher, ja ängstlich absolviert. Wenn es mal eines ihrer raren Statements gibt, liest sie diese meist Wort für Wort vom Zettel ab, um nur ja nichts Falsches zu sagen. Interviewanfragen zum Thema Corona werden schon mal verschoben oder ganz abgesagt, weil es „derzeit nicht passt“. Als Landesrätin und Krisenmanagerin muss da mehr kommen.
Haberlander scheint auch ÖVP-intern bereits angezählt. So verwundert es nicht, dass der neue (und in Gesundheitsfragen kompetenter wirkende) Landesrat Hattmannsdorfer der glücklosen Haberlander bei ihren Kernaufgaben mehr und mehr unter die Arme greift – etwa im Bereich Pflege (Personal bzw. Pflegereform) … oder auch bei der Umsetzung und Bewerbung der Impfkampagne.
Haberlanders Pressesprecherin wurde als vermeintliche Schwachstelle abserviert und durch Michael Riegelnegg, bis vor kurzem Pressesprecher der steirischen Bildungslandesrätin Bogner-Strauss, ersetzt. Das Problem sitzt aber viel tiefer – oder besser gesagt höher. Womit wir wieder beim hoch gewinnen wären. Und das wird schwierig. Ein Kantersieg geht sich für Haberlander wohl nicht mehr aus.