Lässt die Immer-noch-Pandemie einen unbeschwerten Urlaub in der Ferne zu? Was gibt es bei Flugreisen tatsächlich noch an Einschränkungen? Endlich wieder fliegen, raus und ein bissl Normalität genießen – geht das? Unser CR Wilson Holz nutzte die seit einigen Monaten ab Linz angebotene Direktverbindung nach Gran Canaria, um eine Woche auf der sonnigen Atlantikinsel zu verbringen. Das Fazit fällt durchwegs positiv aus – vom Kontrollwahn, wie wir ihn bei uns mittlerweile gewohnt sind, ist man in Spanien weit weg. Auch der vielgescholtene Flughafen Linz konnte seine Stärken mit starkem Service und den bekannt kurzen Wegen voll ausspielen.
Es ist eine kleine Sensation für Linz: Nachdem es im Winterhalbjahr seit geraumer Zeit nur mehr Ägypten und das Rote Meer als direkt erreichbares Badeziel gab, ist das nun endlich anders. Wobei Insider wissen: Die Kanaren wurden einst jahrelang mehrmals die Woche ab Linz angeflogen. In meiner aktiven Zeit als Flugbegleiter Anfang der 1990er-Jahre gab es den von Niki Lauda ins Leben gerufenen „Kanaren Express“ mit Dauer-Rotation ab fast allen österreichischen Landeshauptstädten. Dreiecksflüge wie Linz – Innsbruck – Teneriffa und retour waren da keine Seltenheit, die Arbeitstage für uns fliegendes Personal dauerten oft 15 und mehr Stunden, so genau nahm man das damals nicht. Heute wäre das aufgrund der strengen und kontrollierten Regelung wohl undenkbar.
Und da ist dann auch noch meine Erinnerung an den ersten „Langstrecken“-Urlaub, der meine Eltern und mich eben genau nach Gran Canaria führte. Wir flogen in den Mid-Achzigern ab München, die Eindrücke von den unvergleichlichen Insel-Dünenlandschaften und die Erinnerungen an den Flug mit dem für damalige Verhältnisse „riesengroßen“ Airbus A310 der Hapag Lloyd (ab München) sind bis heute unvergessen. Ein Grund mehr, warum es mich endlich wieder mal nach Gran Canaria zog.
Flug ab Linz nutzen
Aber back von den Roots ins Jetzt: Der Entschluss, nach Gran Canaria zu fliegen, war aufgrund dieser wunderschönen Erinnerungen, aber auch wegen des Dranges, endlich mal wieder ein bisschen weiter weg zu fliegen, schnell gefasst. Wobei allen Linz-Flughafen-Kritikern mal gesagt werden muss: Seid doch auch mal ein bisschen stolz auf „unseren“ Flughafen, Leute! Klar ist das Angebot aktuell nicht das breiteste, Regionalflughäfen haben’s nicht nur wegen Corona schwer, sondern auch, weil sich die Airlines seit geraumer Zeit auf die großen Hubs zentrieren und die kleinen Airports europaweit ausgehungert werden. Linz hat da beileibe kein Alleinstellungsmerkmal. Aber würde etwa der aktuelle Flug auf die Kanaren gut gebucht werden, gäbe es auch bei den Reiseveranstaltern (die mit entsprechenden Sitzplatzkontingenten „mitfliegen“) ein Umdenken und das Angebot würde wieder breiter werden – auch abseits der Sommercharter.
Und ein Flug ab Linz hat zweifelsohne unschlagbare Vorteile, bei denen kein Mega-Airport mitkann. Wer etwa schon mal ab Wien in den Urlaub geflogen und bei der Heimkehr verspätet gelandet ist und dann seinen Zug nach Linz versäumt hat, weiß, wovon ich rede – Stichwort Extranacht in Wien. Auch die Anreise nach Schwechat schlägt sich mit mindestens zwei Stunden mehr zu Buche – von den Kosten ganz zu schweigen. Abflug Wien um 17 Uhr bedeutet (inklusive Pufferzeiten) Aufbruch in Linz um zehn oder elf Uhr – inklusive Bim-Fahrt samt Koffern zum Hauptbahnhof, treppenintensives Umsteigen und langer Wege. Uff!
Kurze Wege, schnelle Abwicklung
Der Linz Airport ist am besten und schnellsten mit dem Auto (an einer neuen Bahnverbindung wird bereits geplant und bald auch gebaut) zu erreichen – und das hat einen großen Vorteil: Man ist schnell dort, aber nach der Landung auch flott wieder daheim… und: Man hat kurze Wege. Vom Auto zum Check In-Schalter sind‘s maximal 200 Meter – und keine eigene kleine Weltreise wie in Wien oder München.
Auch die Parkgebühren liegen um die Hälfte unter jenen anderer Airports. Um 52 Euro parkt man in Linz bis zu 9 Tage, in Wien legt dafür bis zu 198 Euro hin – und da ist die knapp 400km lange Hin- und Rückreise (oder eine Tankfüllung) noch gar nicht mit eingerechnet.
Attraktive Preise, die konkurrenzfähig zu Wien sind
Und preislich? Sind Urlaubsreisen wie jene nach Gran Canaria oder Ägypten um nix teurer als von anderswo. Wer‘s nicht glaubt: Einfach mal selber checken oder im Reisebüro nachfragen. Pauschalangebote in ein gutes Mittelklassehotel in Strandnähe auf Gran Canaria gibt’s bereits ab 750 Euro. Auch mit Lufthansa gibt’s ab Linz (via Frankfurt) immer wieder sensationell günstige Tarife. Mit diversen Online-Portalen wie checkfelix.at ist man mit wenigen Klicks und innerhalb von ein paar Minuten gescheiter.
Der Check In geht in Linz ebenfalls unwahrscheinlich flott und unkompliziert – obwohl der Corendon Flug bis zum Abend hin der einzige ist, wurden drei Abfertigungsschalter geöffnet, die Wartezeiten sind entsprechend kurz.
Der „Duty Free“ Bereich in Linz: Naja… okay ganz herzig, aber verständlicherweise nix für echte Airport-Shopper. Egal, das Nötigste ist vorhanden – und beim Rückflug wartet spätestens am Flughafen von Gran Canaria eine riesige XL-Shoppingwelt, in der man sich austoben kann.
Ebenso unkompliziert: das Boarding. In Linz braucht es da (meist) keinen Bus inklusive endlos langer Fahrten auf irgendeine Vorfeldposition. Nein: Man spaziert einfach die paar Meter hinüber zum Flieger.
Corendon Airlines: schnörkellos, professionell, sehr freundlich
Und Corendon Airlines? Wie bei allen Low Costa-Carriern gibt’s auch hier kein wirkliches Service, für Getränke und Snacks muss bezahlt werden – bei erwähnten Flugpreisen von unter 100 Euro für einen 4:40h-Flug aber durchaus in Ordnung (eine Jause kann man problemlos auch von zuhause mitnehmen). Sitzkomfort, Ausstattung und Friendlyness des Bordpersonals passen hingegen perfekt.
Und dann: Gran Canaria! Die Insel hat trotz mancher Bausünden und Tourismus-Boom in den 1980ern und 1990ern nix von ihrem Charme eingebüßt. Der eine oder andere verlassene (Shopping-)Komplex erinnert an eine mittlerweile wieder etwas abgekühlte Aufbruchstimmung. Das Bergland im Inselinneren: gerade im Frühling wunderschön und alleine schon eine Reise wert.
Wer nur Baden will, ist hier ebenfalls bestens aufgehoben. Die Wassertemperatur fällt hier selbst im tiefsten Winter nie unter 18 Grad, tagsüber klettert das Thermometer sogar bis auf 26 Grad. Einziger kleiner Nachteil: Auf den Kanaren bläst fast immer der Wind, der aber wiederum für sensationelle Wellen sorgt, in die man sich (bitte nur an den überwachten Strandabschnitten, sonst kann es schnell gefährlich werden) unbedingt werfen sollte – ein Heidenspaß, wenn man im flachen Wasser „durchgewurschtelt“ wird. Eine Wucht ist auch die fast endlose Dünenlandschaft – Sahara-Feeling pur.
Die Nebenkosten auf Gran Canaria sind die nächste große, sehr angenehme Überraschung: In den Restaurants und Kneipen kostet das Bier durchwegs nur um die 3,50 (bei manchen gar nur 2,90), während es in der Linzer Gastronomie durchwegs vier Euro und mehr sind. In der kanarischen Happy Hour gibt‘s vielerorts sogar zwei Bier um fünf Euro.
Auch das Essengehen in den unzähligen, qualitativ durchwegs sehr ansprechenden Restaurants (3-Gänge Menüs unter zehn Euro, formidable Fischplatte um 14 Euro) kann man sich leisten. Die großen Touristenzentren (und nicht nur die) sind zudem sicher und (relativ) sauber. Und die Chance, dass man hier Landsleute zum Plaudern trifft, ist groß, weil die Kanaren wieder verstärkt am Radar der heimischen Reiseveranstalter sind.
Keine Spur von grünen Pässen, 2G oder 3G
Und Corona? Das spielte trotz enormer Omikron-Welle zum Zeitpunkt meiner Reise (Anfang Februar) kaum eine Rolle: Im Flieger war Maske (keine FF2-Pflicht) obligatorisch, aber daran hat man sich ja mittlerweile gewohnt. Bei der Einreise ist ein QR-Code vorzuweisen, den man online beantragen kann. Auf der Insel selbst? Alles easy. Masken (ebenfalls keine FFP2-Pflicht) in den Lokalen und in den allgemeinen Bereichen des Hotels sind zwar Usus, das wurde aber relativ locker gehandhabt. Von 2G- oder 3G-Kontrollen oder grünen Pässen keine Spur. Die allgemeine Sperrstunde lag bei 24 Uhr und war somit mehr als ausreichend.
Fazit: Endlich wieder Gran Canaria ab Linz – noch mehr unbeschwerter Urlaub vor dem heimischen Corona-Wahnsinn und den nass-trüben Linzer Wintertagen geht nicht. Echt nicht!