„Propeller-Franzl“ Hillinger und mit kleinen Abstrichen auch Franz Dobusch (SPÖ) waren die letzten, tatsächlich volksnahen Linzer Bürgermeister, die auch die Tuchfühlung mit den Bürgern nicht scheuten. Aber wer von den sieben Kandidaten für die Neuwahl am 12. Jänner 2025 hat nach Vorbild des aktuell laufenden Blockbusters „Gladiator II“ das echte Zeug zum neuen „Linzer Volkstribun“? Die Anwärter im LINZA-Check.
Sich einfach mal irgendwo an einen Tisch dazusetzen, Termine mit unbequemen Bürgerinitiativen schonungslos wahrnehmen, öfters über die Landstraße spazieren und mit den Leuten locker plaudern, abends mal ins nächtliche Linz ausrücken und gemeinsam eine Halbe lüpfen, mit der Bim oder dem Radl ins Rathaus fahren – es sind vermeintlich kleine Dinge, die Volksnähe ausmachen – und die man in der aktuellen Politiker-Kaste oft vermisst. Dabei wäre das in Zeiten schwindender Akzeptanz und im Keller grundelnder Vertrauenswerte wichtiger denn je.
Dietmar Prammer / SPÖ
Volksnah als „Didi“ hat sich der SPÖ-Kandidat Dietmar Prammer auf seinen Wahlkplakaten positioniert. In den sozialen Medien bemüht er sich ebenso, als lässiger Typ von Nebenan rüberzukommen – u.a. mit Fotos von Heimspielen des (roten) FC Blau-Weiß Linz, obwohl er den Klub bis vor wenigen Monaten nur vom Hörensagen gekannt haben soll. Bei den wenigen Treffs mit Bürgerinitiativen, die er wahrgenommen hat, wirkte er teils hölzern und auch mal patzig. Die (noch) fehlende Volksnähe teilt er mit Ex-Bürgermeister Klaus Luger, der es tunlichst vermied, sich auf Nahkämpfe mit Bürgern einzulassen. Geschadet hat das Luger nicht, auch Prammer lernt dazu, so gut es halt geht.
Martin Hajart / ÖVP
Der 41-jährige ÖVP-Kandidat Martin Hajart hat wenig Berührungsängste mit dem Wähler, das zeigt er u.a. mit seiner bereits mehrmals abgehaltenen „Würstlstandl-tour“. Er positioniert sich als Linzer, Familienvater und ganz normaler Nachbar von nebenan und wird des öfteren auch ganz allein auf Veranstaltungen oder Events außerhalb der ÖVP-Blase gesichtet, wo er sich unter die Leute mischt. Den gutbürgerlichen Klüngel lässt er dabei so gut es geht hinter sich. Zum „Volkstribun“ ist es freilich noch ein Stück des Weges.
Michael Raml / FPÖ
Auf den ersten Blick etwas unnahbar wirkt der Jurist Michael Raml (FPÖ), doch der Eindruck täuscht. Er kann Volksnähe ganz gut. Berührungsängste hat er keine, er geht sogar ins kleinste Beisl und scheut dort die eine oder andere „schiefe“ Anrede nicht. Seine Auftritte sind ungekünstelt, Brandmauern gegenüber Andersdenkenden hat er keine. Fürchten müsste man sich vor einem blauen Linzer Bürgermeister jedenfalls nicht. Wird spannend, ob er so wie in der Steiermark die blaue Welle reiten kann.
Eva Schobesberger / Grüne
Seit 15 Jahren – und damit länger als alle anderen – ist Eva Schobesberger als grüne Stadträtin in Linz tätig. Ihre Blase hat sie – wie die meisten anderen Grünen auch – dabei selten verlassen. Sie ist viel unterwegs, aber eben meist nur in der Innenstadt und ihrer Bubble (Stichwort diverse „Fotzen“-Aktionen). Ihre Community erreicht sie damit sehr gut, darüber hinaus wird‘s schwierig. Man (frau) hat aber nicht den festen Eindruck, sie könnte eine Bürgermeisterin für alle sein. Hinbekommen würde sie den Job aber allemal.
Lorenz Potocnik / LinzPLUS
Wirklich volksnah gibt sich Lorenz Potocnik (LinzPLUS). Mit seinem Klapprad und dem bunten Outfit ist er überall in der Stadt unterwegs. Doch der Bürgerliche bleibt oft recht intellektuell und übersieht, dass er damit nicht von allen verstanden wird. Was seine Ideen zur Stadtentwicklung den „kleinen“ Leuten und ihren täglichen Problemen bringt, muss besser erklärt werden. Da ist Luft nach oben, dabei könnte er das vermutlich sogar ganz gut.
Gerlinde Grünn / KPÖ
Öffentlich kaum wahrnehmbar ist die (sehr bemühte) KPÖ-Bürgermeisterkandidatin Gerlinde Grünn. Bei den „Kummerln“ zählt traditionellerweise das Kollektiv, dabei geht es nicht ohne Galionsfiguren (wie Elke Kahr in Graz) , um aus den Unter-5%-Niederungen auszubrechen. Spannend wäre gewesen, mal die öffentlichkeitswirksamere Nr. 2 der KPÖ, Michael Schmida, ins Rennen zu schicken.
G. Redlhammer / NEOS
Ein Fragezeichen bleibt NEOS-Mann Redlhammer. Außer einem Aufflackern als Vorsitzender des Kontrollausschusses bei der LIVA-Affäre bleibt er auf Tauchgang. Die Likes seiner Facebook-Posts liegen im niedrigen einstelligen Bereich, Unterstützung kommt nicht mal von seinen Linzer NEOS-Kollegen.