They did it again: Der seit Jahren streng geschützte Linzer Grüngürtel wird erneut um 5.000 Quadratmeter kleiner: Im wichtigen Naherholungsgebiet am Freinberg wird ein parkartiger Minigolfplatz zugunsten von einigen wenigen Luxuswohnungen eingestampft. Bürgermeister Luger Klaus Luger, der sich in den letzen Jahren einen Namen als „Ermöglicher“ erworben hat, unterstützt das Projekt. Kann man machen. Nur sollte man nicht im selben Atemzug immer wieder mantraartig versprechen, Linz zur Klimahauptstadt machen zu wollen. Oder zu sagen, es sei ja eh das „letzte Mal“, den Grüngürtel am Freinberg zu beschneiden. Wie soll man so ein Versprechen glauben, ist doch die Liste der Lugerschen Anschläge auf das schwindende Linzer Grünland mittlerweile um ein Vielfaches länger als Pinocchios Nase.
Der Linzer „Ermöglicher“ hätte auch kein Problem damit gehabt, gleich zwölf Hektar des wertvollen Grüngürtels am Pichlingersee für (noch) ein Stadion umzuwidmen, hätte ihm eine Bürgerinitiative nicht kräftig auf die Finger gehauen; der Südpark bei den Traunauen soll sich mit politischem Rückenwind um 20 Hektar immer weiter Richtung Osten ins Überschwemmungsland und Natura 2000-Schutzgebiet fressen; bei der JKU sollen in Kürze zusätzlich 3.000 Quadratmeter Grünland und Hangwald für den Neubau der Firma Fabasoft planiert werden;
in unmittelbarer Nähe, in der Sombartstraße, entstanden 2019 nicht wirklich erforderliche Luxuswohnblöcke, denen das (nicht nur fürs Klima wertvolle) Gemeinschaftsprojekt der Morgentaugärten auf bestem Boden weichen mussten; der Klostergarten am Fuße des Freinbergs/Kapuzinerstraße war ebenfalls für einen überdimensionierten Hochhausbau zum Abschuss freigegeben, auch hier funkte eine Bürgerinitiative erfolgreich dazwischen; und selbst die mehr als umstrittene Ostumfahrung-Trasse durch die Traunauen und das Naherholungsgebiet Schiltenberg hatte Klaus Luger noch vor kurzem gutgeheißen, ehe (auch auf Druck der Anrainer) zumindest ein halbherziger öffentlicher Meinungsschwenk erfolgte.
Selbst vor den Linzer Parks schreckt die neue Linzer „Ermöglichungskultur“ nicht zurück: Als Eigentümervertreter hätte Luger nichts dagegen gehabt, dass sowohl der Baumbestand des Andreas-Hofer-Parks als auch des Schillerparks neuen Tiefgaragen zum Opfer gefallen; und der Volksgarten ist neuerdings – unter Lugers Freigabe – zur ganzjährigen Eventarena mit leider unvermeidbaren Kollateralschaden für die Grünflächen verkommen. So mancher wundert sich nicht mehr, was seit 2013 alles „möglich“ ist in Linz.
Grenzen gibt es nach der Causa Freinberg und dem Raubbau am Grünland bei der JKU mittlerweile keine mehr. Da helfen auch kindische Versprechen, dass es eh ein „letztes Mal“ sei, auch nicht mehr. Wie so ein „nachhaltiges“ Ermöglichen im Einklang mit der in immer kürzer Abständen herbeigejubelten Ankündigung, Linz zur Klimahauptstadt Europas machen zu wollen, zusammenpasst? Mindestens genauso gut wie der oft zitierte Schäferhund, der mit treuherzigem Blick auf die Knackwurst aufpassen soll.
Dass sowohl SPÖ, als auch ÖVP und die FPÖ bei diesen Deals widerspruchslos und schweigend mitmachen, verwundert nicht. Denn jeder halbwegs politisch Interessiere weiß, worum es wirklich geht: Eine Hand wäscht die andere. Keine Umwidmung ohne entsprechende (politische) Gegenleistung. Zwischen Parteien, aber auch zwischen Stadt und Land: „Sagst du nicht zu, verpfusch‘ ich dir deinen nächsten Antrag.“
Und natürlich geht’s auch um Cash: Im Falle der Umwidmung am Freinberg sind es um die acht Millionen Euro Widmungsgewinn von Grün- in Bauland.
Ganz nebenbei ist es in hohem Maße verantwortungslos, die letzten Flächenreserven der Stadt auf Teufel komm raus zu veräußern, zuzubauen und somit allen nachfolgenden Generationen zu entziehen. Ermöglichungskultur heißt auch, unseren Nachkommen Platz zu lassen für eigene Entscheidungen; für eine Stadtentwicklung, die hoffentlich ganz anderes aussieht. Alles andere ist purer Egoismus oder – noch viel schlimmer – Ignoranz gegenüber den Bürgern.