Die Optik hängt etwas schief: Den vom Linzer Frauenbüro ausgeschriebenen, 3.600 Euro schweren Linzer Frauenpreis gewann heuer ein Projekt, das bis 2022 von einer Mitarbeiterin des Frauenbüros, das wiederum der grünen Stadträtin Eva Schobesberger unterstellt ist, betrieben worden sein soll.
Seit 2012 würdigt die Stadt Linz alljährlich herausragendes frauenpolitisches Engagement. Heuer geht der mit 3.600 Euro dotierte Frauenpreis an die auffällige, sehr plakative und originelle Initiative „CatcallsofLinz“ für ihr Projekt „Wir kreiden (verbale) sexuelle Belästigung an!“. Catcalls sind unerwünschte, unangemessene, sexuell anzügliche Kommentare, Geräusche und Zurufe, denen man von meist fremden Personen auf offener Straße ausgesetzt ist. Ein Catcall ist kein Dialog auf Augenhöhe, er löst Gefühle der Unsicherheit, Unterlegenheit und Unwohlsein aus und kann ein traumatisches Erlebnis sein.
Die Anmeldung und Abwicklung des Linzer Frauenpreises läuft über das Linzer Frauenbüro. Spannend ist, dass für das Siegerprojekt „CatcallsofLinz“ noch bis vor kurzem eine gewisse Laura Schachner verantwortlich gezeichnet haben soll.
Die 22-Jährige ist gleichzeitig im Linzer Frauenbüro tätig, das wiederum der grünen Stadträtin Eva Schobesberger unterstellt ist. Zudem steht Schachner auch auf der aktuellen Gemeinderatsliste der Linzer Grünen, sie trat in dieser Position auch bei der Wahl 2021 für die Grünen an.
Den Vorsitz der Wettbewerbsjury hat Stadträtin Eva Schobesberger inne, die gleichzeitig quasi auch die „Vorgesetzte“ von Laura Schachner ist. Seit 2022 soll Schachner, die in den Medien als Verantwortliche auftaucht, zumindest öffentlich nicht mehr der Kopf von catcallsoflinz sein. Wie weit sie als Aktivistin und leitender Kopf weiter mit an Bord ist, ist offen. Eva Schobesberger nennt ihre Mitarbeiterin Laura Schachner in der dazugehörigen Presseaussendung jedenfalls „Gründerin der Linz-Bewegung“ – und macht sie damit zumindest auch indirekt Preisträgerin.
Kommentar
Schon klar: Man soll niemanden von der Teilnahme am Linzer Frauenpreis ausschließen. Ohne die anderen 21 Einreichungen zu kennen, ist das Siegerprojekt gewiss ein würdiger Preisträger.
Aber seltsam mutet es schon an, wenn ein Projekt vor der Teilnahme an einem Wettbewerb die Verantwortlichkeiten wechselt, um es möglicherweise „unbedenklich“ einreichen zu können. Jedenfalls entsteht der Eindruck, dass sich grüne Politikerinnen und deren Umfeld quasi gegeneinander auszeichnen und prämieren. Zurück bleibt ein übles Gschmäckle.
Der Vorwurf der Befangenheit ist nicht vom Tisch zu wischen, wenn ausgerechnet ein von einer Mitarbeiterin des Linzer Frauenbüros initiiertes Projekt als Sieger eines 3.600 Euro schweren Frauenbüro-Wettbewerbs hervorgeht. Und dass die Vorgesetzte der Initiatorin gleichzeitig auch noch Jury-Vorsitzende ist: Uff, schiefe Optik.
Bereits vor wenigen Wochen wurde der relativ gut dotierten Job einer Frauenbeauftragten (Mindestbruttogehalt EUR 3.710,30) an die grüne Gemeinderätin und Parteimitglied Stephanie Abena Twumasi vergeben, wie die für diesen Geschäftsbereich zuständige Stadträtin Eva Schobesberger via Facebook stolz verkündete. Der Forderung einer Offenlegung der Ausschreibung, der Anzahl der Bewerberinnen, der Reihung von Frau Twumasi und der Darlegung der geforderten Qualifikationen kam Schobesberger nicht nach. Alles in allem: Ganz schön viel grüner Nebel.
Titelfoto: Stadt Linz