Die Pläne klingen verlockend: Das Frauen-Nationalteam soll ab 2023 seine Spiele dauerhaft im neuen Linzer Donauparkstadion austragen. Aber wie kommt Österreichs Damenauswahl – und der Frauenfußball generell – bei den heimischen Fans an? Kurz: Das Interesse ist nach wie vor (noch) sehr überschaubar.
Auch wenn der Frauenfußball medial vermehrt in den Mittelpunkt gerückt wird – und die Damen-Nationalmannschaft es immer wieder in die Sport-Schlagzeilen schafft (bei der EM 2017 gelang der Durchmarsch bis ins Halbfinale): Bei den Anhängern kommt die vermehrte Medienpräsenz noch nicht an, das Interesse am Produkt Frauenfußball ist nach wie vor sehr überschaubar.
Frauen-Bundesliga: 150 Fans pro Spiel
Die Spiele der heimischen Frauenfußball-Bundesliga etwa besuchten im Vorjahr im Schnitt 150 Fans. Am zugkräftigsten war Meister Neulengbach mit 264 Zuschauern pro Heimspiel, gefolgt von Sturm Graz mit 218. Alle Spiele der Saison 2019/20 verzeichneten zusammen 6.769 Fans – das ist etwa so viel wie bei einem einzigen Spiel in der Herren-Bundesliga (6.322 im Vorjahr).Vor zehn Jahren betrug der Schnitt in der Damen-Bundesliga 103 Fans/Match – so gesehen gab es seit 2010 eine Verdoppelung – wenn auch auf sehr niedrigem Niveau.
Deutschland ebenfalls auf sehr bescheidenem Niveau
Besser – aber ebenfalls eher bescheiden – präsentieren sich die Zahlen aus der deutschen Frauen-Bundesliga. Dort betrug der Schnitt in der letzten Saison 650 Fans pro Heimspiel. Der VfL Wolfsburg war dabei mit 1.231/Match das zugkräftigste Team. Die Damen-Mannschaft des vielgepriesenen FC Bayern begeisterte hingegen gerade mal 477 Zuschauer pro Heimspiel – weniger als ein Zehntel der Herrenmannschaft.
Damen-Nationalteam „vierstellig“
Bei der Frauen-Nationalmannschaft liegen die Zahlen bei den Pflichtspielen zwar mittlerweile im vierstelligen Bereich. Sieht man aber von der WM-Quali 2019 ab, bei der es aufgrund der vorangegangenen EM (Österreich zog dort ins Halbfinale ein) zu einem kurzfristigen Boom kam, pendeln die Besucherzahlen seit Jahren beständig um die 1.000 bis 1.500. In der aktuellen EM-Qualifikation (vor dem Lockdown) kamen bislang 1.250 pro Heimspiel. Spitzenreiter in Europas Damenfußball sind Holland (mit einem Schnitt von 21.500 Fans bei der letzten WM-Quali), Frankreich und England.
Zuschauerschnitt Damen-Nationalmannschaft (Pflichtspiele):
2013 EM-Quali: 1.700/Spiel
2015 WM-Quali: 750/Spiel
2017 EM-Quali: 1.000/Spiel
2019 WM-Quali: 2.500/Spiel
Aktuelle EM-Quali: 1.250/Spiel
Ob Linz es mit dem neuen Donauparkstadion schafft, einen neuerlichen Zuschauerboom im Damenfußball zu entfachen, bleibt abzuwarten. Einen Versuch ist es allemal wert – und vielleicht gibt es ja bald ein Linzer Damenderby: Der LASK plant, bis 2022 ein schlagkräftiges Frauenteam auf die Beine zu stellen. Auch die Blau-Weißen werden wohl ein ähnliches Ansinnen haben, sobald das neue Donauparkstadion steht. In der aktuellen Frauen-Bundesliga werden Vertreter aus OÖ jedenfalls schmerzlich vermisst…