Über 400 Sozialwohnungen im Herzen des Franchviertels wollte die GWG in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abreißen und durch Neubauten ersetzen. Nachdem die Mieter, die man vor vollendete Tatsachen stellen wollte, rebellierten, muss das städtische Wohnbauunternehmen jetzt zurückrudern: Auf Initiative von Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein (FPÖ) wurde das mehr als umstrittene Projekt gestoppt und an den Start zurückgeschickt.
Beim gestrigen von Hein veranstalteten Bürgerinformationsabend konnte dieser den besorgten Mietern positive News überbringen. Der Wettbewerb für den beabsichtigten Neubau wird vorerst ausgesetzt. Es werden alle Fakten zum Zustand der Bausubstanz, zu den Kosten des Neubaus und aller vorgeschlagenen Sanierungen offengelegt bzw. bewertet und durch externe Experten auf Plausibilität geprüft: „Es ist wichtig, dass in diesem Zusammenhang auch Vertreter der betroffenen Mieter eingebunden werden. Nur so können wir das Vertrauen dieser zurückgewinnen“, sagt Hein dazu.
FPÖ und NEOS gegen Abriss, Grüne dafür
Auch NEOS-Gemeinderat Lorenz Potocnik machte sich in den letzten Wochen für die Mieter stark: „Die Franckviertler haben sich auf die Hinterbeine gestellt und die GWG ordentlich in die Defensive gebracht. Das war ein Kampf David gegen Goliath. Über die Franckviertler fährt man nicht einfach so drüber, dass weiss jetzt auch die GWG“, so Potocnik, der Markus Hein gratuliert: „Hein hat hier wirklich entschlossen zugepackt.“ Eine seltsame Rolle spielten hingegen die Linzer Grünen in der Abriss-Causa: „Aus unserer Sicht ist der von der GWG präferierte Abriss und Neubau die beste Lösung. „Davon würden auch die MieterInnen am meisten profitieren“, sagte etwa die Grüne Gemeinderätin Marie-Edwige Hartig, die zusätzlich im Aufsichtsrat der GWG sitzt…
Laut Hein müsse mit den Mietern aber auch darüber gesprochen werden, welche Art der Sanierung durchzuführen wäre, denn auch im Falle einer Sanierung ist mit einer Erhöhung der Miete zu rechnen. „Die Stadt wird sich Fragen stellen müssen, ob Kostentreiber, wie beispielsweise das Nachrüsten von Liften oder Loggien, wirklich notwendig sind. Braucht eine Stadt in der Größe von Linz nicht auch leistbare Wohnungen für die kleine Geldbörse, wenn man bedenkt, dass fünfzig Prozent der betroffenen Mieter Wohnbeihilfe beziehen? Für viele wird es sonst im Fall einer Generalsanierung mit Lifteinbauten und Loggien und auch im Fall eines Neubaus ohne begleitendes Sozialprogramm sehr schwierig werden.“
Hein: „Auch der soziale Aspekt ist wichtig“
Aber nicht nur die Kostenfrage dürfe alleine im Mittelpunkt stehen. Es müssen auch soziale Aspekte in die Beurteilung einfließen. Denn viele Menschen leben hier seit Jahrzehnten, es entstanden freundschaftliche Nachbarschaften, bei denen sich jeder auf jeden verlassen kann. „Ein Zusammenhalt, wie man es sich auch in anderen Vierteln nur wünschen kann, spielt hier für die Betroffenen eine wesentliche Rolle“, so Hein. „Es ist verständlich, dass vor allem ältere Menschen hier bleiben wollen und die Politik dafür eine Lösung anbieten muss.“