Am 06. Dezember beschließt die GWG in einer Aufsichtsratssitzung aufgrund eines Gutachtens den umstrittenen Abriss von 400 Wohnungen im Franckviertel. Pikant: Rein rechtlich hat die GWG kaum eine Handhabe, die betroffenen Mieter aus den Wohnungen hinauszubekommen. Zudem kontert Stadtplaner Lorenz Potocnik jetzt mit einer Gegen-Expertise, die das GWG-Gutachten regelrecht zerpflückt. Potocnik bezeichnet den GWG-Aufsichtsrat in diesem Zusammenhang gar als „15 Laien“…
Obwohl noch gar nix fix ist, soll seitens der GWG gegenüber den Mietern behauptet werden, dass ein Auszug unumgänglich sei, sagt die Bürgerinitiative Wimhölzel-Hinterland. Durch den dadurch entstehenden Leerstand von Wohnungen solle so ein Druck auf die restlichen Bewohner aufgebaut werden. Dass die GWG rein rechtlich wenig Handhabe gegen die unbefristeten Mietverträge ihrer Mieter hat, sei klar: Das von der GWG selbst bestellte Rechtsgutachten lasse da keinen Zweifel zu. Die gerichtliche Aufkündigung der Mietverhältnisse wäre zwingend nötig – ein schwieriges Unterfangen…
„Folgenschwere methodische und inhaltliche Fehler“
Stadtplaner Lorenz Potocnik hat sich auch auf die Seite der Bürgerinitiative geschlagen, er findet wenig Brauchbares am GWG-Gutachten – und kontert mit einer Gegenexpertise: „Gemeinsam mit Bewohnern habe ich ein interdisziplinäres Team aus unabhängigen Experten das von der GWG bestellte Gutachten gegenlesen lassen.“ Das Ergebnis falle vernichtend aus, so Potocnik: „Es taugt in keiner Weise, ein so komplexes und großes 46 Millionen Euro-Projekt zu entscheiden. Es gibt folgenschwere methodische und inhaltliche Fehler, ein ernst zu nehmendes Sanierungsszenario fehlt komplett.“ Potocniks Fazit: „Laut unabhängigen Experten ist eine Sanierung naheliegend und sinnvoll. Das Gutachten selbst ist keine Entscheidungsgrundlage für dieses Mega-Projekt.“
GWG-Vorstand nur „15 Laien“?
Zudem sei ein 15-köpfiger Aufsichtsrat, der großteils nur aus Laien besteht, nicht in der Lage, so ein Gutachten zu bewerten. Potocnik: „Was es jetzt sehr schnell braucht, ist eine zweite Runde, in der endlich ein seriöses Sanierungskonzept mit den dazugehörigen Kosten ermittelt wird. Das wäre in drei Monaten locker zu schaffen. Schließlich geht es um das größte Linzer Umsiedlungs- und Abrissprojekt seit 1945, das sollte uns die paar Monante unbedingt wert sein.“