Linz und die Donau – eine unendliche Geschichte. Heute erfreut man sich an den positiven Seiten des Flusses – Baden, Chillen, Sporteln. Doch in früheren Zeiten war die Freude mit dem für das damals beschauliche Linz viel zu gewaltigen Strom überschaubar. Die heute noch bestehende historische „Wasserstiege“ zwischen Nibelungenbrücke und Römerbergtunnel sollte Bewohnern des Donautals einen jahrhundertealten Fluchtweg vor den damals noch um einiges unberechenbaren Hochwässern ermöglichen. Heute ist die Stiege leider in einem bedauernswerten Zustand – und durch den geplanten Hotelbau anstelle des alten Salztsadels droht ihr sogar das Aus.
Hochwässer sind beileibe keine Erfindung der Neuzeit oder des Klimawandels: Die unregulierte und ohne Kraftwerke gezähmte Donau pflegte die vergangenen Jahrhunderte mit überraschender Regelmäßigkeit über die Ufer zu treten und Linz heimzusuchen. Das älteste bekannte Hochwasser datiert aus dem Jahre 1012, das gewaltigste fand 1501 statt.
Die Obere Donaulände, also jenes Gebiet stromaufwärts des Hauptplatzes, war auch vor hunderten Jahren bereits bewohnt, die Häuser zwängten sich auf dem engen Streifen zwischen Felswänden, steilen Waldhängen und der Donau, lediglich ein schmaler Treppelweg führte damals von Linz Richtung Westen nach Wilhering. Der tatsächliche Bau einer Straße geschah in Etappen: 1608 war die Verbindung bis zum Kalvarienberg in St. Margarethen fertiggestellt, von 1833-1837 folgte der Ausbau als „Nibelungenstraße“ bis nach Passau.
Aber zurück zur Wasserstiege: Diese wurde in ihrer heutigen, steinernen Form 1843 angelegt (zuvor führte ein Prügelweg aus Holz Richtung Schlossberg hinauf). Sie war für die Bewohner des Donautals die einzige Möglichkeit, bei Hochwasser trockenen Fußes in die Stadt zu gelangen. Einen knappen Kilometer stromaufwärts befindet sich der 1731 erstmals erwähnte, nicht minder steile Linzer Königsweg, der eine ähnliche Funktion innehatte und bereits zur Römerzeit bestanden haben soll.
Trotz der massiven Steinstufen der Wasserstiege ist die Abnützung über die letzten fast 180 Jahre beträchtlich. Der kurze, steile Anstieg lohnt sich: Oben angekommen, steht man an einem der schönsten Aussichtspunkte hoch der Donau – mit dem Linzer Schloss als würdigen Rahmen.