Am 27. September steigt der Showdown für die 115 Jahre alte Eisenbahnbrücke: Während die SP-nahe Initiative „Brücke für Linz“ Stimmung für den Abriss samt Neubau macht, kämpfen die Vertreter von „Rettet die Eisenbahnbrücke“ rund um ÖVP, FPÖ und NEOS für einen Erhalt samt Bau einer zweiten Brücke daneben. Letztere rechnen mit einer Zustimmung von 60 Prozent, die „Abreißer“ hingegen schätzen, dass 52 Prozent der Wähler hinter ihnen stehen. Eine hohe Beteiligung ist garantiert, weil die Volksabstimmung gleichzeitig mit der Landtags- und Gemeinderatswahl stattfindet.
Scharf geschossen wird jedenfalls bereits aus beiden Lagern: „Die Plattform ,Brücke für Linz‘ ist es leider nicht wert, publiziert zu werden. Als Insider weiß ich, dass Klaus Luger höchstpersönlich monatelang Personen in seinem Umfeld dringend gebeten hat, da mitzumachen“, sagt etwa Lorenz Potocnik von den ‚Brückenrettern‘. Die Gegenseite kontert mit dem Kostenargument: „Wer die Eisenbahnbrücke sanieren will, muss auch eine Extra-Brücke bauen. Das würde Kosten von etwa 95 bis 102 Mio. Euro für beide Brücken verursachen“, sagt Thomas Gegenhuber, SPÖ-Gemeinderat und Sprecher der Initiative ‚Brücke für Linz‘.
Strittige Kostenfrage
„Stimmt nicht“, sagen die Brücken-Erhalter, weil „Abriss und Neubau viel teurer als die behaupteten 60 Mio. Euro wären“ und weder Abriss noch die Kosten für das jahrelange Stauchaos eingerechnet sein sollen. Dies würde ein unabhängiges Gutachten der renommierten HEG Ingenieure bestätigen. Potocnik: „Übrigens das einzige Gutachten, das die Stadt nicht veröffentlicht.“
Die anderen replizieren mit einem Gutachten der Technischen Universität Wien (Prof. Dipl.-Ing. Josef Fink), wonach sich beim Erhalt der Brücke Mehrkosten von bis zu 42 Mio. Euro ergäben. „Wirtschaftlich gesehen sprechen alle Argumente für eine neue Donaubrücke“, steht auch Vizebürgermeister Christian Forsterleitner (SPÖ). hinter dem Abriss der 115 Jahre alten Eisenbrücke.
Zwei gute Lösungen
Keine Frage: Beide Lösungen haben ihren Reiz. Ein Neubau würde einen städtebaulichen Akzent setzen (siehe Bild oben). Auch für die Anrainer in Urfahr, das Donauparkstadion und die Schrebergärten auf Linzer Seite würde der Neubau an der bestehenden Stelle weniger Eingriffe als eine zweite, 24 Meter breite Brücke gleich daneben bringen. Der Erhalt der Eisenbahnbrücke hingegen wäre ein für viele unverzichtbares Zeichen, dass Linz weiter zu seiner Vergangenheit als Industrie- und Stahlstadt steht. Zudem ließe eine „verkehrsberuhigte“ Eisenbahnbrücken eine spannende Vielzahl von neuen Nutzungsmöglichkeiten zu.
Der Abstimmungstext
Was die wirklich richtige Lösung für Linz ist, entscheiden am 27. September knapp 150.000 wahlberechtigte Linzer. Die genaue Fragestellung lautet: Wofür soll sich die Stadt Linz im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten einsetzen?
a) Errichtung einer neuen Brücke für Straßenbahn, Autobusse Kraftfahrzeuge, Fahrräder und FußgängerInnen anstelle der bestehenden Eisenbahnbrücke oder
b) Sanierung der bestehenden Eisenbahnbrücke für FußgängerInnen und Fahrräder sowie Errichtung einer Begleitbrücke für Straßenbahn, Autobusse und Kraftfahrzeuge.
Initiative BRÜCKE FÜR LINZ: „Zwei-Brücken-Lösung kostet bis 102 Mio. Euro“
Wie viel kosten die beiden Varianten im Vergleich?
„Die neue Donau-Brücke würde als Einzelbrücke insgesamt circa 60 Mio. Euro kosten. Zwei Brücken sind teurer als eine, das liegt auf der Hand. Wer die Eisenbahnbrücke sanieren will, muss auch eine Extra-Brücke bauen. Das würde in Summe etwa 95 bis 102 Mio. Euro kosten.“
Auf welches Gutachten berufen Sie sich dabei?
„Prof. Dipl.-Ing. Josef Fink von der Technischen Universität Wien hat ein detailliertes und nachvollziehbares Gutachten verfasst. Was uns besonders wichtig ist: Dieses Gutachten ist öffentlich zugänglich und steht auch auf unserer Homepage zum Download bereit. Auf 86 Seiten werden alle Varianten der Brückenfrage analysiert und bewertet. Jeder hat damit die Möglichkeit, sich selbst eine Meinung zu bilden.“
Ist die Idee einer Volksabstimmung über die Zukunft der Eisenbahnbrücke gerechtfertigt?
„Ja. Natürlich hätte die Brückenfrage auch im Gemeinderat auf Basis von Expertengutachten entschieden werden können – nun sind aber
die Linzer am Wort. Wir wollen mit sachlichen Argumenten für die neue Donau-Brücke überzeugen.“
Wie wird die Volksabstimmung am 27.09. ausgehen?
„Wir tippen auf 52 Prozent für die neue Donaubrücke.“
Initiative RETTET DIE EISENBAHNBRÜCKE: „Abriss & Neubau viel teurer als behauptet“
Wie viel kosten die beiden Varianten im Vergleich?
„Abriss und Neubau wären viel teurer als die behaupteten 60 Mio. Euro, weil weder Abriss noch die Kosten für das jahrelange Stauchaos eingerechnet sind. Der Bau einer Zusatzbrücke neben der bestehenden Eisenbahnbrücke käme hingegen auf 38 Mio. Euro.“
Auf welches Gutachten berufen Sie sich dabei?
„Auf ein unabhängiges der HEG Ingenieure. Übrigens das einzige, das die Stadt nicht veröffentlicht. Wir haben zudem ein Netzwerk der besten unabhängigen Ingenieure und Firmen eingebunden. Der Bau einer Zusatzbrücke ist die bessere Lösung, weil nur so durchgehend eine Verbindung bestehen bleibt, ein Denkmal erster Güte erhalten wird und wir mit der alten Eisenbahnbrücke einen großartigen Freiraum dazubekommen.“
Ist die Idee einer Volksabstimmung über die Zukunft der Eisenbahnbrücke gerechtfertigt?
„Selbstverständlich. Wenn die Politiker versagen und parteipolitischen Interessen durchsetzen wollen, anstatt die Interessen der Allgemeinheit abzuwägen, dann soll das Volk entscheiden. Das wurde trotz Widerstand vom Landesverwaltungsgericht bestätigt.“
Wie wird die Volksabstimmung am 27.09. ausgehen?
„60 Prozent werden für den Erhalt der Eisenbahnbrücke stimmen.“