Immer konkretere Formen nimmt der neue Eishockeyverein EHV Linz an, der den Traditionsklub Black Wings ablösen will. Immer klarer wird aber auch die Stoßrichtung des neuen Retortenklubs. Hinter dem EHV stecken wohl auch politische Interessen und die Stadt Linz: Die beiden Hauptsponsoren LINZ AG und LIWEST sind stadteigene Unternehmen, im Vorstand sitzen mit LIWEST-Geschäftsführer Stefan Gintenreiter und dem Linz AG-Geschäftsbereichsleiter Thomas Lettner zwei leitende Vertreter. Insider witzeln bereits, der neue Klub könnte „Red Wings“ heißen.
Als Außenstehender muss man sich an den Kopf greifen: Warum wird mit Brachialgewalt versucht, einen bestehenden und eigentlich ganz gut funktionierenden Traditionsklub zu zerstören und damit eine der größten Fan-Communitys des Lande zu spalten?
Keine Frage: Black Wings-Präsident Peter Freunschlag ist kein leichter Charakter – aber deswegen über Jahre gewachsene Strukturen komplett zu zerstören und auf Biegen und Brechen einen Retortenklub (von dem keiner weiß, was am Ende rauskommt) zu kreieren? Das ist einer Stadt wie Linz und auch eines sozialistischen Bürgermeisters unwürdig, der stets das Gemeinsame und Verbindende betont. Und schließlich geht’s auch um Spieler, um den Nachwuchs, um Mitarbeiter, um Arbeitsplätze. Wo war der runde Tisch, wo die Gespräche? Was soll das, Klaus Luger?
Die Anzeichen verdichten sich immer weiter, dass es um eine beinharte „rote“ Übernahme des Eishockeys in Linz geht – Kollateralschäden inklusive, in einem Wahljahr ist offensichtlich alles erlaubt. Rot reimt sich wohl nicht zufällig auf tot, denn die Black Wings werden wohl auf der Strecke bleiben. Da hilft es auch nix, wenn der EHV Linz in seinem Auftritt sowohl Farben als auch Optik der Black Wings schamlos abkupfert.
Ein vom Bürgermeister ins Spiel gebrachte Nebeneinander beider Klubs ist Illusion: Für zwei Vereine in der höchsten Spielklasse sind sowohl die Halle als auch die Linzer Sponsorenlandschaft zu klein. Die verfügbaren Eiszeiten (Trainings) wären mit der vorhandenen Infrastruktur ebenfalls unmöglich – außer Luger will nach einem zweiten Stadion auch eine zweite große Eishalle bauen.
Und dass Vertreter von Hauptsponsoren, die gleichzeitig leitende Funktionen bei diesen stadteigenen Betrieben haben, im Vorstand eines Profiklubs sitzen, ist eigentlich unvereinbar und ein absolutes No Go. Es ist traurig, was für ein politisches Schauspiel auf dem Rücken der Fans ausgetragen wird.
Fix ist nur eines: Am Ende bleibt ein Scherbenhaufen übrig – und vermutlich ein neuer Klub, der bei Null beginnen muss. Aber die Politik kann sich dann als „Retter des Linzer Eishockeys“ feiern lassen, obwohl sie selbigen zuvor selbst und mit Nachdruck zerstört hat.