Das umstrittenen Projekt scheint nicht totzukriegen zu sein: Geht es nach den Politik, soll die geplante Rolltreppe von der Altstadt zum Linzer Schloss nun doch kommen. Kosten für Thomas Stelzers „Herzensprojekt“: 3,5 Millionen Euro. Es gäbe aber auch eine andere, weit visionärere Idee: autonom fahrende Minibusse mit E-Antrieb, wie sie bereits in einigen Metropolen im Testeinsatz laufen. Innovationsgeist und Know-how werden in Oberösterreich mehr als genug da – etwa beim Auto Cluster in Steyr. Das wäre eine zukunftsweisende Lösung und kein Retro-Projekt wie eine massive Rolltreppe, die den gesamten Schlossberg in Mitleidenschaft zieht.
Grund für die geplante Rolltreppe: fehlende Barrierefreiheit. Mit diesem Argument müsste man auch den Pöstlingberg, das Stadion und den Botanischen Garten mit Rolltreppen verbunden. Wenn wir schon eine barrierefreie Verbindung andenken, muss Linz eine innovative Lösung entwickeln und dabei das Know-How unserer Unternehmen und Denkfabriken nutzen. Warum keine selbstfahrenden elektrischen Minibusse, die zwischen dem Hauptplatz und dem Linzer Schloss fahren: Es wäre ein Vorzeigeprojekt für den gesamten Wirtschaftsraum OÖ. Ein ähnliches System läuft bereits erfolgreich seit 2019 in der Seestadt Aspern Wien im Testbetrieb. Entlang der etwa zwei Kilometer langen Strecke rund um die U2-Station Seestadt gibt es zehn fixe Haltestellen. Für Oberösterreich wäre es das erste derartige Projekt.
Linz verschläft einen weltweiten Mega-Trend
Weltweit gibt es einige weitere selbstfahrende Verkehrsprojekte. In Oberösterreich wird ebenfalls an dieser Idee geforscht und gearbeitet, die Medien berichteten kürzlich ausführlich darüber. So startete im Jänner 2021 in Gunskirchen das erste autonome Nutzfahrzeug im öffentlichen Raum im Testbetrieb. Auch an der JKU und der FH OÖ widmen sich zahlreiche Projekte dem Thema Autonomes Fahren.
Die angehende Innovationshauptstadt Linz hat als zweitstärkster Wirtschaftsraum Österreichs diesen Ball bislang nicht aufgenommen. Unsere Stadt verschläft hier einen weltweiten Trend, statt vorne mit dabei zu sein.
Bitte keine Retro-Rolltreppe
Die angedachte barrierefreie Verbindung von der Altstadt zum Linzer Schloss böte sich perfekt an, in einer gemeinsamen Anstrengung zwischen Stadt, Land, JKU und der OÖ Wirtschaft ein öffentlichkeitswirksames Projekt zu starten: Die verkehrsfreie Strecke zwischen Hauptplatz und dem Schloss könnte durch die Altstadt in einem Testbetrieb mit autonom fahrenden E-Bussen bedient werden. Auch eine Zusammenarbeit mit den Wiener Linien und der Linz AG wäre sinnvoll. Auch die EU unterstützt Projekte dieser Art massiv – es gäbe entsprechende Töpfe anzuzapfen.
Autonom fahrende E-Minibusse wäre ein absolut innovativer Ansatz, der in die Zukunft gerichtet ist. Aber bitte keine Retro-Rolltreppe, die alle paar Wochen kaputt wird und das historisch Ensemble entwertet.