Laut aktuellstem Stand wird das neue Donauparkstadion 43 Millionen Euro – komplett finanziert von der öffentlichen Hand – kosten. Die Mehrheit im Gemeinderat trägt die gestiegenen Kosten mit. Kritik kommt mittlerweile seit Jahren von Lorenz Potocnik von LinzPLUS: „Ich haben bereits vor Baubeginn vor möglichen ausufernden Kosten gewarnt.“ Wir haben nachgefragt.
Das Donauparkstadion ist fast fertig und Sie kritisieren als Einziger ständig, vor allem wegen der Baukosten. Warum?
Mir sind diese größenwahnsinnigen Fußballstadien auf Kosten der Steuerzahler grundsätzlich ein Dorn im Auge. In Linz haben wir nun gleich zwei davon. Das für die Blau-Weissen war ursprünglich mit neun Millionen Euro budgetiert, co-finanziert von Stadt, Land und Klub – das steht genau so in der Vereinbarung von Stadt Linz und Land Oberösterreich vom Juli 2019. Das wäre vertretbar gewesen. Der Klub hat aber kein Geld, jetzt schultert die Stadt bis auf 3 Millionen Landes-Anteil, die aber ebenfalls Steuergeld sind, alles und die Kosten sind auf über 40 Millionen Euro explodiert. Die Stadt, das sind ALLE Linzer, die den 1.000 oder 2.000 Fans und unserem Bürgermeister diese Liebhaberei finanzieren müssen. Da rede ich noch nicht von den laufenden Kosten jährlich, die uns noch Jahrzehnte belasten werden, egal ob direkt aus dem Linzer Budget oder indirekt über die Sponsoren LINZ AG oder LIWEST, die das über erhöhte Gebühren eintreiben.
Mehrheitsfähig ist Ihre Meinung nicht. Alle großen Fraktionen und sogar die KPÖ haben nach den ca. 5 Millionen Mehrkosten Ende 2022 jetzt weiteren drei Millionen zusätzlichen Kosten zugestimmt, Sie nicht.
Das Stadion ist Teil eines größeren Pakets. Darum halten alle still, Augen zu und durch ist das Motto. Die KPÖ, das ist bemerkenswert, macht mit, obwohl es wirklich nichts mit „Sozial“ zu tun hat. Sie vermuten einfach viele KPÖ-Wähler unter den Fans. Damit sind sie leider ihren unbestechlichen Ruf für immer los, auch in Linz. Das ist Klientelpolitik wie bei der ÖVP. Pfui mir graust.
Das Argument der gestiegenen Stahlpreise und der allgemeinen Baukostenpreise scheint schlüssig. Für Sie nicht?
Nein. Es gibt einen Totalunternehmer. Man schließt einen solchen Vertrag, um als Auftraggeber (Stadt Linz) kein Risiko zu haben. Trotzdem wurden bestimmte Positionen und Posten herausgenommen. Warum? Um vorhersehbare und bekannte Mehrkosten später nachträglich genehmigen zu können?
Die 5 Millionen Kostensteigerung Ende 2022 wird mit dem Innenausbau der Mietflächen erklärt. Auch das scheint logisch.
Es ist unzulässig, diese nicht von vornherein im Gesamtpreis abzubilden. Es war ja immer klar, dass man den Innenausbau machen muss. Sie bauen ja auch kein Haus und sagen: „Küche, Fenster, WCs und Heizung rechne ich nicht zu den Kosten dazu, weil ich lieber im Rohbau wohne.“ Ich kann das nur als bewusste Täuschung der Linzer Bevölkerung und der Gemeinderäte lesen, die mit diesen Methoden die Katze im Sack gekauft haben.
„Die 40-Millionen-Grenze wurde auf jeden Fall bereits klar durchbrochen, das ist auch jene Summe, die ich von Anfang an geschätzt habe. Dafür hat mich der Bürgermeister im Januar 2021 noch als unseriös, faktenbefreit und populistisch hingestellt. Was sagt er jetzt?“
Aktuell stehen die Baukosten bei 43 Millionen Euro. Bei der Projektpräsentation im Juli 2019 war noch von neun Millionen Euro Gesamtkosten die Rede. Was glauben Sie: Sind die 43 Millionen das Ende der Fahnenstange?
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so genau, wie hoch die Gesamtkosten aktuell tatsächlich sind. Die aktuelle Teuerung soll da zB. teilweise noch gar nicht reingerechnet worden sein, was weitere 10-15 Prozent Mehrkosten bedeuten würde. Insofern marschieren wir da vielleicht schon Richtung 50 Millionen und sind damit nicht mehr weit weg vom viermal so großen LASK-Stadion. Das wird sich aber hoffentlich alles nach einer Prüfung des Kontrollamts herausstellen. Die 40-Millionen-Grenze wurde auf jeden Fall bereits klar durchbrochen, das ist auch jene Summe, die ich von Anfang an geschätzt habe. Dafür hat mich der Bürgermeister im Januar 2021 noch als unseriös, faktenbefreit und populistisch hingestellt. Was sagt er jetzt?
„Bei der KPÖ vermute ich eine gewisse Naivität und den grundsätzlichen Zugang, dass der Staat immer und überall alles bezahlen soll und hohe Schulden daher grundsätzlich kein Problem darstellen.“
Das Argument von ÖVP und KPÖ für deren Zustimmung lautet, dass man das Stadion ja nicht halbfertig stehen lassen könne. Ging es nach Ihnen, müsste der Bau wohl gestoppt werden. Das ist unter dem Strich aber auch keine Lösung.
Darum geht es nicht. Sondern darum, wer die Verantwortung dafür übernehmen muss. Es ist mir ein Rätsel, warum die ÖVP und KPÖ mitgestimmt haben, obwohl sie getäuscht wurden. Vielleicht gibt es einen Deal im Hintergrund? Bei der KPÖ vermute ich eine gewisse Naivität und den grundsätzlichen Zugang, dass der Staat immer und überall alles bezahlen soll und hohe Schulden daher grundsätzlich kein Problem darstellen.
Seitens der Stadt wird argumentiert, dass man in Zukunft mit über einer Million Euro pro Jahr an Pachteinnahmen rechnen könne, sich damit ein Großteil des Baus quasi selber finanziere. Zählt das nicht?
Gegenfrage: Was ist, wenn der Klub als Hauptmieter des Stadions nicht mehr zahlen kann? Was, wenn die Geschäfts- und Gastronomiebetriebe nicht laufen? Was, wenn sich XXXLutz in ein paar Jahren zurückzieht? Lutz wollte ursprünglich anscheinend nur einen 5-Jahresvertrag unterzeichnen. Die extrem Expansion der Möbelhauses birgt auch enorme Gefahren mit sich. Es wäre nicht das erste „unsinkbare“ Unternehmen, das es zerreißt – siehe Quelle oder Karstadt.
„Warum finanziert die Stadt Linz zu hundert Prozent ein privat betriebenes Möbellagers eine Handelskonzerns – und trägt damit auch hundert Prozent des Risikos?“
Na und? Dann kommt halt ein anderer Mieter.
Nein, das Möbelhaus wird als Möbelhaus gebaut – und nicht als Wohngebäude oder Bürokomplex. Ebenso das XXXL-Lager. Zu glauben, ein so riesiges Lager an diesem zentralen Standort ohne Bahnanschluss und mit täglichen Stau rundherum ließe sich dann an irgendeinen anderen Interessenten problemlos weitervermieten, ist ziemlich blauäugig. Das volle Risiko und die Haftung bleiben bei der Stadt und damit bei den Linzern. Warum finanziert die Stadt Linz zu hundert Prozent ein privat betriebenes Möbellager eine Handelskonzerns – und trägt damit auch hundert Prozent des Risikos?
Und die Mieteinnahmen von über einer Million Euro pro Jahr sind nichts?
Klingt gut, wenn das nicht das große ABER wäre: Dem muss man u.a. die Instandhaltungskosten, den Betrieb, Wartung, das Personal und natürlich allfällige Zinsen für die aufgenommenen Kredite gegenüberstellen. Im besten Fall ist das möglicherweise ein Nullsummengeschäft mit den zusätzlichen Kosten und den Zinsen. Aber zu glauben, durch die Mieteinnahmen würde man den 43 Millionen Euro teuren Bau refinanzieren wie es Stadtrat Prammer behauptet – oder gar einen Gewinn machen: Das ist gelinde gesagt blauäugig.
Sie warfen dem Bürgermeister Klaus Luger mehrfach vor, dass er knapp vor dem Ende seiner Amtszeit seinem Lieblingsklub quasi ein Stadion aus Steuergeldern schenken wolle. Starker Tobak!
Anders ist diese Verrücktheit nicht zu erklären. Hier wurde und wird nicht sorgsam gewirtschaftet. Die Kostenexplosion sagt doch schon alles.
„Das Raiffeisen-Stadiondes LASK ist in erster Linie ein Geschäftsmodell mit Logen und enormen Mieteinnahmen. Warum wird das von der öffentlichen Hand mit 30 Millionen gesponsert?“
Sie waren auch schon beim LASK-Stadionneubau sehr kritisch. Gönnen Sie den Fans grundsätzlich kein Stadion? Sind Sie ein Fußball-Hasser?
Doch, ich gönne es den Fans, aber mit Maß und Ziel. Das Raiffeisen-Stadion des LASK etwa ist in erster Linie ein Geschäftsmodell mit Logen und enormen Mieteinnahmen. Warum wird das von der öffentlichen Hand mit 30 Millionen gesponsert? Es gibt ja auch keine öffentliche Nutzung oder einen Mehrwert, außer erhoffte Wählerstimmen. Die strukturell-korrupte Beziehung von Profi-Fußball und Politik gehört komplett hinterfragt.
Aber für die Linzer Kulturbauten und den Erhalt des dortigen Spielbetriebs wird ein Vielfaches an Steuergeldern aufgewendet. Das Musiktheater kostete alleine im Bau wertberichtigt über 300 Millionen Euro, jede Eintrittskarte wird umgerechnet mit 186 Euro aus öffentlicher Förderung gestützt. Wo war oder ist hier Ihre laute Stimme?
Keine Frage, das Musiktheater war und ist eh viel zu teuer und ebenso größenwahnsinnig gewesen vom damaligen ‚Landespepi‘. Das Musiktheater wurde aber lange vor meiner politisch aktiven Zeit debattiert und beschlossen. Und nebenbei gehe ich beim Musiktheater zumindest von einer hohen Umwegrentabilität aus, die bei Stadionbesuchern so nicht gegeben ist.
„Es ist zu hoffen, dass Blau-Weiß Linz nicht abstürzt. Sonst hat die Linzer SPÖ erneut eine Wette, diesmal auf Lugers Herzensklub, verloren. Die Rechnung zahlen die Linzer.“
Das städtische Kontrollamt hat den Stadionbau bereits einmal geprüft und keine gröberen Beanstandungen kundgetan. Reicht Ihnen das nicht?
Nein, das reicht mir noch lange nicht. Die Prüfung fand Stand Ende 2022 statt, die letzten beiden Teuerungen von acht Millionen Euro waren nicht wirklich Gegenstand, der Bericht ist in Summe eher formaler, zahnloser Natur.
Und wie soll es jetzt weitergehen?
Das Projekt wird fertiggebaut. Es ist zu hoffen, dass Blau-Weiß Linz nicht abstürzt. Sonst hat die Linzer SPÖ erneut eine Wette, diesmal auf Lugers Herzensklub, verloren. Die Rechnung zahlen die Linzer.
Sie freuen sich ja fast, dass die Kosten so nach oben gehen.
Nein, freuen kann man sich da nicht. Um 43 Millionen Euro hätten wir aber das Projekt Donauinsel (8 Mio.), das Hallenbad in Ebelsberg (26 Mio.) und den Donausteg beim Brucknerhaus (9 Mio.) verwirklichen können. Alls das war für die Luger-SPÖ aber „unfinanzierbar“. Ich bin froh, diesen Stadion-Irrsinn frühzeitig erkannt zu haben und hier keinerlei Verantwortung tragen zu müssen.
Welche Konsequenzen soll es Ihrer Meinung nach geben?
Ich erwarte mir eine lückenlose Aufklärung der ganzen Finanzierung, volle Transparenz und eine klare Benennung der Verantwortlichkeiten. Es deutete leider alles in Richtung SPÖ-Deseaster hin, für Klaus Luger könnte es ein unrühmliches Finale seiner Amtszeit werden, aber das ist alles zu hundert Prozent auf seinem Mist gewachsen, insofern tue ich mir mit Mitleid schwer.´ Man kann nicht in Feudalherren-Art 43 oder mehr Millionen Euro Steuergeld für sein persönliches Amüsement ausgeben und gleichzeitig andere Projekte, die tatsächlich allen Linzern zugute gekommen wären, als „unfinanzierbar“ darstellen.