„Ende des Jahres“ hätte der Rohbau des stadteigenen Donauparkstadions eigentlich weitgehend fertig sein sollen, sagte Baustellenleiter Christoph Hartleb noch Anfang Oktober. Aktuelle Bilder zeigen aber, dass derzeit immer noch am darunterliegenden Möbellager und der Decke, auf der das Stadion dann erst aufgesetzt werden soll, gearbeitet wird. Der Abo-Vorverkauf für die neue Arena wird ebenfalls erst sehr spät – laut Noch-Geschäftsführer Reiter – in einigen Monaten beginnen, das Weihnachtsgeschäft lässt man damit – anders als der LASK – sausen. Wir haben nachgefragt.
In den verbleibenden drei Wochen bis zu den Weihnachtsferien wird der Rohbau wohl nicht mehr hinzubekommen sein. Wie zu erfahren war, soll das Projekt anders als die LASK Arena bereits eine gehörige Verzögerung aufgerissen haben. Mittlerweile wird da und dort bereits spekuliert, dass auch der Hals-über-Kopf-Abgang des Blau-Weiß-Geschäftsführers Stefan Reiter damit zu tun haben könnte.
Keine Stadionkampagne, kein Abo-Vorverkauf
Seltsam mutet zudem an, warum es seitens des Klubs immer noch keine Folder, keine Kampagne und auch keinen Abo-Vorverkauf für die neue Arena gibt. Der LASK hat mit der Vermarktung, dem Vorverkauf und einer breiten Imagekampagne bekanntlich bereits Anfang Mai – also zehn Monate vor der geplanten Eröffnung – begonnen. Legt man diesen Zeitplan auf die Blauweißen um, (Stadioneröffnung im Juni 2023), müsste der Abo-Vorverkauf bereits seit Anfang September laufen.
Wir haben den blau-weißen Noch-Geschäftsführer Stefan Reiter wenige Tage vor seiner Abgangserklärung zum Gespräch getroffen und ihn genau dazu befragt. Reiter sagte, er wolle „so lange wie möglich Spannung aufbauen“, ehe man mit dem Abo-Vorverkauf beginnt, im Frühjahr soll es dann so weit sein. Dass man damit die umsatzstarke Weihnachtszeit sausen lässt, könnte sich als schwerer Fehler erweisen. Geht’s im Frühjahr mit ein paar Niederlagen los und hat man keine Chance mehr auf den Aufstieg, pfeifen viele Fans auch auf ein Abo.
Und auf die Frage, warum es nicht wie beim LASK eine breite Kampagne rund um das neue Stadion gibt, sagte Reiter, dass das für das Donauparkstadion nicht nötig sei, „weil unser Stadion ja ohnehin jeder sieht, das vom LASK oben auf der Gugl aber nicht.“ Marketingtechnisch fundiert klingen diese Erklärungen allerdings nicht gerade. Im Vorstand von Blau-Weiß Linz sitzt mit Sargon Mikhaeel übrigens der Geschäftsführer einer großen Werbeagentur, manche fragen schon scherzhaft, was dieser Mann eigentlich beruflich so macht.
Gut möglich, dass der aufs Frühjahr verschobene Vorverkaufsstart ganz andere Gründe hat: Möglicherweise wird die Donaupark-Arena nicht zeitgerecht fertig – bei zu vielen Vorverkaufs-Abos wäre das eine mittlere finanzielle Katastrophe. Ganz abgesehen davon müssten die Blau-Weißen im Falle des Aufstiegs ein Ausweichstadion suchen, in der Hoffmann-Arena in der Neuen Heimat sind Bundesligaspiele nicht zugelassen.
Eine deftige zeitliche Verzögerung käme jedenfalls nicht überraschend: Ein Stadion auf dem Dach eines Möbellagers ist für Österreich komplettes Neuland. Auch bei der Stadiontechnik wie z.B. den auf der Gugl abmontierten und nicht mehr ganz taufrischen Anzeigetafeln dürfte es gröbere Probleme geben, ob diese tatsächlich in der neuen Arena verwendet werden können.
Zeit ist noch etwas, denn die Eröffnung der neuen Arena ist für Juni 2023 geplant. Ein Zwischenspurt – vor allem in Sachen Stadionkampagne und Abo-Vorverkauf – wäre aber wohl kein Fehler. Worauf wartet man denn noch, wenn eh alles eitel Wonne ist?
Titelfoto: Pertlwieser/PTU