Es ist wohl jetzt schon Gewissheit: Auch dieser Winter wird zu warm. Auch auf der Donau ist bei aktuell 6,0 Grad Wassertemperatur nicht an Eis zu denken. Vor gar nicht allzu langer Zeit fror die Donau aber noch regelmäßig zu – das letzte Mal allerdings vor mittlerweile 38 Jahren. Blättert man in den Büchern der Stadtgeschichte, war das damals nichts Außergewöhnliches.
Früher war zwar nicht alles besser, aber mit Sicherheit kälter: Undenkbar, dass die Donau in Linz zufriert, jeder Unter-40-Jährige kennt das nur vom Hörensagen – dabei war das bis ins 20. Jahrhundert eine ganz gewöhnliche Angelegenheit. Zuletzt hatte die Donau allerdings bereits vor 38 Jahren – im Winter 1985 – eine geschlossene Eisdecke. Der Verfasser dieser Zeilen spazierte damals zwischen Eisenbahn- und VOEST-Brücke hinüber nach Urfahr – und wurde drüben von einem älteren Spaziergänger angesichts der brüchigen Eisschollen mit einem harschen „Bua bist du komplett deppat?“ begrüßt.
Durch den Klimawandel hat sich die mittlere jährliche Wassertemperatur der Donau in Linz in den letzten 110 Jahren beträchtlich erhöht. Folgt man dem Trend des Anstieges seit Anfang des 20. Jahrhunderts, ist das Jahresmittel am Pegel Linz/Donau von 8,6°C auf 10,2 °C – also um 1,6 °C – gestiegen.
Mit der Kutsche über das Donau-Eis
Manchmal war es sogar der Fall, dass die Donau bereits Ende November zufror – wie etwa 1743. Immer wärmer werdende Winter und Regulierungsmaßnahmen führten dazu, dass eine zugefrorende Donau immer seltener wurde. Im Jahre 1609 war das Eis auf der Donau so dick, dass man diese sogar mit schweren Pferdefuhrwerken überqueren konnte.
Und als das Eis schmolz, kam es durch sog. „Eisstöße“ immer wieder zur Zerstörung der Linzer Donaubrücke. Ganz schlimm war es zwischen 1740 und 1751: Da wurde die Brücke jeden Winter ganz oder teilweise durch treibende und sich auftürmende Eisschollen zerstört. Ob die Donau je wieder zufriert? Dazu braucht es nicht nur in Linz, sondern auch im Gebiet bis Passau mindestens zwei Wochen lang Temperaturen von minus zehn Grad.