Zum bereits 25. Mal bittet Eventpromoter Michael Ehrenbrander zum Konzertsommer auf die Burg Clam – mit bisher ca. 220 Konzerten und über 600.000 Besuchern OÖs bedeutendste Eventlocation. landeshauptblatt.at im Talk mit dem Mann, der auch in Linz bereits für viele große Konzert Highlights sorgte.
Mit Onerepublic, Herbert Grönemeyer, Slash, Santana, Mark Knopfler oder Hubert von Goisern ist das heurige Jubiläumsprogramm auf Burg Clam fetter denn je. Promoter Michael Ehrenbrandner lässt dabei stets auch persönliche Vorlieben mit einfließen – und trifft damit auch immer den Geschmack der Fans. Dass Ehrenbrandner in unserem Talk aber auch Dieter Bohlen und Modern Talking mit dem Prädikat „Weltklasse“ versieht, überrascht doch ein wenig.
Michael Ehrenbrandner: Konzertveranstalter und Promoter – wie wird man so was überhaupt?
Das kann man nicht erlernen, sondern man wächst da zufällig rein. Ich wollte Rockmusiker werden, bin dann auch in den USA gewesen, um einen Plattenvertrag zu ergattern, kam später zurück nach London und bin schließlich bei einer Konzertagentur gelandet, wo ich als Stagehand, Plakatierer, Runner und später als Durchführer für Veranstaltungen arbeitete.
Was meinte Ihre Mutter, als Sie ihr eröffneten, dass Sie Konzerte mit langhaarigen Musikern und Leuten und Stromgitarren organisieren? So was wie „Bua, lern wos Gscheids?“
Meine Mutter hatte nichts dagegen, ich hatte ja bereits lange Haare und spielte Stromgitarre, war also bereits „infiziert“.
Wie kamen Sie auf die Burg Clam als Konzertgelände?
Ich kannte den Grafen aus meiner Fortgehzeit. Er erzählte mir, eine Brauerei zu bauen. Da dachte ich: Cool – Bier und Konzerte – das passt perfekt.
Sie wirken stets sehr ruhig und ausgeglichen. Gibt es Momente in Ihrem Job, wo auch Ihnen mal „das Häferl übergeht“?
Das Häferl kann bzw. darf nicht übergehen, denn dann bist du der jeweiligen Crew des Künstlers ausgeliefert und die machen dich buchstäblich zur Schnecke. Aber Tränen hab ich anfangs heimlich schon einige vergossen.
Open-Air-Konzerte dieser Größenordnung stellen immer auch ein großes Risiko dar. Was war Ihr diesbezüglich schlimmstes Vorkommnis?
Da gibt es einige. Etwa als Seal die Gruppe Ich+Ich nicht auftreten hat lassen – das war absoluter Horror. Zumal die Leute wegen Ich+Ich gekommen sind und nicht wegen Seal.
Welche drei Gigs würden Sie als DIE Top-Highlights der bisherigen Clam-Konzertreihe bezeichnen?
David Gilmour (Pink Floyd), Herbert Grönemeyer (mein erstes großes Konzert) und Billy Idol.
Wie bekommt man einen Weltstar wie James Blunt auf die Burg Clam statt nach Wien oder London?
Clam gehört mittlerweile zu den schönsten Venues Europas. Und nicht zuletzt die Auswahl David Gilmours, der in Europa damals nur fünf Konzerte spielte, war quasi der Ritterschlag für Clam und hat eine immense Folgewirkung auf andere Stars bekommen.
Statt Fünfstern-Luxus-Flair ist der Backstagebereich auf Clam eher spartanisch. Wie gehen die Weltstars damit um?
Unser Backstagebereich ist der schönste Europas, da wir keine Container wie üblich stehen haben, sondern wunderschöne Blockhütten mit eigenem Kamin. Das ist auch ein Grund, warum die Künstler die Burg Clam anderen Orten vorziehen.
Wie gehen Sie mit Starallüren um?
Allüren gibt es nicht. Stell Dir vor, Du bist ein Jahr lang jeden Tag in einem anderen Land – dann brauchst Du auch Dein Essen und Dein Bier, das Du gerne trinkst. Sollte mal einer rumzicken, dann kriegt er ALLES – bis nach dem Auftritt. Dann lass‘ ich ihn links liegen, er muss vielleicht länger auf seinen Shuttle warten oder hat kein warmes Wasser mehr (grinst schelmisch).
Der bisher speziellste Sonderwunsch?
Vier Flaschen Dom Pérignon 1964 (!!!) – gefordert von Van Morisson, mit dem ich NIE WIEDER was zu tun haben möchte. Er ist ein Alptraum. Wir sollten sie ihm bringen, wenn er von der Bühne runterkam. Leider waren sie leer, denn wir haben sie während seines Konzertes ausgetrunken.
Abseits der Stars und des Glamours: Sind jenseits von Bühne, Verträgen und Konzerten Freundschaften entstanden?
Ja, eine ganze Menge: Von Uriah Heep über Toto bis hin zu Billy Idol, Juliett Lewis und und und.
Läuft heute nicht fast alles anonym über das jeweilige Management ab?
Ja, aber man trifft die Bands auch Backstage und von mal zu mal nähert man sich an. Oder man trinkt nach der Show ein paar Gläser, erzählt Anekdoten und wenn man auf einer Wellenlänge ist, bilden sich auch Freundschaften.
Warum stieg in den letzten Jahren das europaweite Niveau der Eintrittspreise derart rasant?
Früher hatten die Bands und Künstler Einnahmen durch Plattenverkäufe, diese Quelle ist versiegt. Dadurch erhöhen sich die Gagen der Künstler. Auch Personalkosten, Equipment, Bühne und Transport wurden um vieles teurer.
Bei welcher Musik geht Michael Ehrenbrander so richtig ab?
Ich bin ein „Left-over of the 70’s“ – also vorwiegend Rockmusik wie Led Zeppelin The Who, Deep Purple, Canadian Rock wie Loverboy, Triumph, oder Hair Metal à la Motley Crew.
Welcher Act wäre auf Burg Clam ein absolutes „No go“ ?
Diese ganze Nu Metal oder Punk Bands oder auch die Rapper. Ich hab das mal probiert und ich dachte ich bin in einem Vietnam-Krieg – sowohl von den Bands, die das Ambiente nicht würdigten, noch von deren Publikum.
Und wen wünschen Sie sich schon seit Jahren?
Paul McCartney – da arbeite ich wirklich schon seit Jahren dran.
Rund um die neue XL-Eventarena am Linzer Segelflugplatz ist es ruhig geworden. Liegen diese Pläne auf Eis?
Wir sind jederzeit startbereit, aber es fehlt derzeit die Band, die 80.000-100.000 Leute anzieht. Sollten Led Zeppelin oder Pink Floyd wieder auf Tournee gehen, dann würde sich dieses Gelände schon auszahlen.
Wie stehen Sie zu Shows wie „DSDS“, die daraus geboren werden?
Die haben ja alle keine Ahnung von Musik, ist eine reine Geldmacherei. Einzig Dieter Bohlen ist ein Genie, Modern Talking ist für mich Weltklasse – und das ist KEIN Scherz!